Portugal hat sich trotz eines verschossenen Elfmeters von Superstar Cristiano Ronaldo in der Verlängerung ins Viertelfinale der Fußball-EM gezittert. Der Mitfavorit fixierte im Achtelfinale gegen Slowenien nach torlosen 120 Minuten erst mit einem souveränen 3:0 im Elfmeterschießen den Aufstieg. In der Nervenschlacht am Montag in Frankfurt wurde Tormann Diogo Costa mit drei Paraden zum viel umjubelten Helden für die Portugiesen von Teamchef Roberto Martinez.
Ronaldo war in einer Abwehrschlacht in der 105. Minute mit einem Strafstoß noch an Slowenien-Schlussmann Jan Oblak gescheitert, der 39-Jährige verpasste es, der älteste Torschütze bei Europameisterschaften zu werden. Bei der anschließenden Pausenbesprechung brach der Al-Nassr-Stürmer in Tränen aus und musste von seinen Teamkollegen getröstet werden. Im Elfmeterschießen blieb Ronaldo als erster Portugal-Schütze eiskalt und entschuldigte sich bei den Fans.
Damit kommt es im Viertelfinale am Samstag in Hamburg gegen Frankreich zur Neuauflage des EM-Finales 2016, das Portugal für sich entschied. Die Équipe Tricolore hatte sich wenige Stunden zuvor mit 1:0 gegen Belgien durchgesetzt. Die Slowenen von Teamchef Matjaz Kek, nach drei Unentschieden in der Gruppenphase in die K.o.-Phase aufgestiegen, verteidigten tapfer und durften sich erhobenen Hauptes verabschieden.
Portugal hatte große Mühe
Martinez hatte gegen Slowenien eine ausgeruhte Elf zur Verfügung, nachdem im abschließenden Gruppenspiel gegen Georgien (0:2) noch eine „B-Elf“ gespielt hatte. Der Sieger der Gruppe F übernahm wie erwartet das Kommando, in der ersten Viertelstunde wies die Statistik einen Ballbesitz von 75 Prozent aus. Gegen die beiden defensiven Viererketten der Slowenen blieben Großchancen zunächst aber aus. Für das größte Highlight der Anfangsphase sorgte „Jongleur“ Ronaldo, der den Ball mehrmals hochgaberlte und damit die eigenen Fans verzückte.
Nach einer halben Stunde näherten sich die Portugiesen etwas gefährlicher an, nachdem zuvor einige Flanken knapp keinen Abnehmer fanden. Ein Ronaldo-Kopfball war für Oblak kein Problem (31.), auch bei einem wuchtigen Ronaldo-Freistoß aus etwa 20 Metern knapp über die Latte wäre der Atletico-Madrid-Schlussmann zur Stelle gewesen (34.). Die Slowenen versuchten gelegentlich mit Konterangriffen ihr Glück, ein Distanzschuss des Ex-Salzburgers Benjamin Sesko (44.) landete genau in den Armen von Costa.
Kurz vor dem Pausenpfiff traf Joao Palhinha von der Strafraumgrenze die Außenstange (45.+3). Nach dem Seitenwechsel drückten die Portugiesen weiter auf die Führung. Ein Schuss von Bernardo Silva ging weit drüber (47.), ein weiterer Ronaldo-Freistoß (55.) aus guter Position fiel zu zentral aus. Bei den Slowenen war es wieder Sesko, der Gefahr ausstrahlte: Der 21-jährige Leipzig-Stürmer lief dem 41-jährigen Pepe davon, der Abschluss misslang aber völlig (61.).
In der 72. Minute schoss Ronaldo erneut einen Freistoß drüber, in der 89. Minute scheiterte der 39-Jährige aus glänzender Position an Oblak und vergab damit eine Entscheidung in der regulären Spielzeit. In der Verlängerung hatten die Slowenen durch Schüsse von Benjamin Verbic (95.) und Sturm-Profi Jon Gorenc Stankovic (96.) die ersten Chancen. Dann brach „Joker“ Diogo Jota durch und kam im Strafraum nach einer Kollision mit Vanja Drkusic zu Fall (103.), Schiedsrichter Daniele Orsato zeigte auf den Elfmeterpunkt. Doch Ronaldo versagten die Nerven und Slowenien durfte hoffen.
Kurz darauf hielt Oblak die Führung erneut bei einem Palhinha-Kopfball fest (108.). In der 115. Minute tauchte Sesko nach einem Pepe-Patzer alleine vor Costa auf, scheiterte aber am Fuß des Tormanns. Der Porto-Goalie war auch im Elfmeterschießen nicht zu überwinden.