Schon an seinem ersten Arbeitstag ließ Ralf Rangnick keinen Zweifel daran, welche Heldentaten ihm mit dem Nationalteam Österreichs vorschweben. Liest man Kernaussagen aus den vergangenen beiden Jahren, erwies sich vieles als präzise Vorschau darauf, was kommen sollte. Das Achtelfinale der EM ist erreicht, nun will Rangnick mit dem ÖFB-Team bei dieser Mission weiter Geschichte schreiben. Diese Geschichte schreiben wir mit Originalzitaten aus seiner Ära:

29. Mai 2022 (Antritts-Pressekonferenz als ÖFB-Teamchef):

„Ich habe viele Jahre in Österreich gearbeitet und deshalb eine persönliche und enge Verbindung zu diesem Land.“

„Es ist eine Weile her, dass die Fußball-Nationalmannschaft Österreichs durch irgendwelche Heldentaten auf sich aufmerksam gemacht hat. Vielleicht in Cordoba?“

„Matchpläne, Taktik, Trainingssteuerung – alles wichtig. Aber die Spieler müssen auf das, was wir hier machen, richtig Bock haben. Sie müssen Lust darauf haben. Sie müssen geil darauf sein, jetzt wirklich Erfolg zu haben. Das ist der absolute Schlüssel.“

„Fußball hat immer auch mit Unterhaltung zu tun. Spiele sollten unterhaltsam und nie langweilig sein. Sie sollten die Zuschauer im Stadion im wahrsten Sinne des Wortes unterhalten und im besten Sinne des Wortes begeistern.“

„Österreich steht derzeit auf Platz 34 der Weltrangliste. Im Moment sind Länder vor uns – das sind nicht die großen Fußballländer wie Dänemark, Schweiz, Wales, Schweden, Iran, Marokko, Ukraine, Südkorea, Costa Rica und Tschechien. Ich weiß nicht, ob das unbedingt so sein muss und so bleiben muss. Es geht nur über erfolgreiche Spiele und Turniere.“

„Marko Arnautovic ist 33. Es ist nicht mehr so viel Zeit, wenn Marko in der Nationalmannschaft noch etwas gewinnen will. Dann müssen wir uns beeilen, dann muss er sich beeilen.“

3. Juni 2022 (nach dem 3:0 beim Debüt in Kroatien):

„Die erste halbe Stunde hat mir überhaupt nicht gefallen. Ab der 30. Minute sah es nach Fußball aus.“

10. Juni 2022 (nach dem 1:1 gegen Frankreich zu ORF-Reporter
Rainer Pariasek):

„Ich wüsste nicht, dass es irgendetwas zu gratulieren gibt. Ich bin überhaupt nicht zufrieden mit diesem Ergebnis. Wir haben bis zur 83. Minute geführt.“

25. September 2022 (nach dem 1:3 gegen Kroatien, der dritten
Niederlage in Serie):

„Wir haben in unserem Kader viele gute zentrale Abwehrspieler und wenn alle an Bord sind, viele gute zentrale Mittelfeldspieler. Wo wir nach wie vor ein bisschen Probleme haben, sind die Außenverteidiger-Positionen.“

23. März 2023 (Präsentation
des ÖFB-Songs „Hoch gwimmas (n)imma“):

„Nach dem 2:0-Sieg im Test gegen Italien ist im Bus Austropop gelaufen, auch die neue Generation um Seiler und Speer oder Pizzera und Jaus. Wir haben zum Busfahrer gesagt, er soll noch eine Runde drehen. Leadsänger war Peter Schöttel. Nach diesem Auftritt ist er ein heißer Kandidat für ‚Voice of Germany‘. Wir waren dann noch eine Stunde an der Hotelbar. Ich habe gesagt: ‚Wir brauchen einen eigenen coolen Song. Einen Song für die Euro.‘ Eineinhalb Wochen später hatte ich einen Zoom-Call mit Paul Pizzera.“

20. Juni 2023 (nach dem 2:0-Sieg gegen Schweden):

„Heute hat sich gezeigt, dass wir die Mentalität haben, wirklich dranzubleiben. Und auch einen Kader, der in der Breite genug Qualität hat. Ich bin gerne hier, ziehe morgen in mein neues Zuhause in der Nähe von Salzburg und dann bin ich endgültig auch Österreicher.“

14. September 2023 (Symposium Sicherheit im Sport in Göttweig):

„Wenn du bei einem Turnier etwas reißen willst, musst du dich auf einer Mission befinden. Bei der WM hattest du das Gefühl, dass das ganze Land hinter Marokko und Argentinien steht. Da war eine extreme Identifikation mit dieser Mission vorhanden und dieses Wort ist das, um was es geht.“

16. Oktober 2023 (nach der
fixierten EM-Qualifikation in Aserbaidschan):

„Ich war viel zu viele Jahre Vereinstrainer und weiß daher, dass die Vereinstrainer alle hoffen, dass die Jungs heute früh schlafen gehen und ausgeruht zurückkommen. Also habe ich gesagt: ‚Ich weiß von nix! Ihr seid alt genug, macht, was ihr wollt!‘“

22. November 2023 (nach dem 2:0-Sieg im Test gegen
Deutschland):

„Ich liebe meine Jungs, ich liebe diese Mannschaft, weil sie genau so ist, wie sie ist, weil sie genau richtig ist.“

„Wenn wir das, was wir heute gezeigt haben, tatsächlich jedes Spiel auf den Platz bringen, wird mir bei der EM – egal, gegen wen – nicht bange.“

„Ich kenne die Jungs mittlerweile sehr gut. Da ist keiner dabei, der anfängt zu glauben, wir sind Real Madrid als Nationalmannschaft. Das rot-weiß-rote Ballett sind wir nicht.“

2. Dezember 2023 (nach der
EM-Gruppenauslosung):

„Viel anspruchsvoller hätte es nicht kommen können. Es hat nur noch gefehlt, dass als vierter Gegner Italien dazukommt. Das Gute ist, dass wir auf Gegner treffen, die oft mitspielen werden und einen offensiven Ansatz haben, was die Spielweise angeht. Das ist mir lieber als Gegner, die mit Mann und Maus hinten drinnen stehen.“

11. März 2024 (über die Nichtnominierung einiger Rapid-Spieler nach homophoben Gesängen):

„Ich werde das nicht tolerieren. Alles, wofür wir als Team stehen, ist diametral am anderen Ende der Werteskala. Ich erwarte, dass sie sich mit dem Thema ernsthaft auseinandersetzen und verstehen, was es für Menschen bedeutet, wenn sie auf solche Art und Weise beleidigt werden. Eine Entschuldigung als Lippenbekenntnis ist keine Entschuldigung.“

2. Mai 2024 (nach der Bekanntgabe, dass er nicht zum FC Bayern wechselt):

„Ich bin mit vollem Herzen österreichischer Teamchef. Ich möchte ausdrücklich betonen, dass das keine Absage an den FC Bayern ist, sondern eine Entscheidung für meine Mannschaft und unsere gemeinsamen Ziele. Wir werden alles unternehmen, um bei der EM so weit wie möglich zu kommen.“

22. Mai 2024 (bei der
EM-Kaderbekanntgabe):

„Der Ausfall von Xaver Schlager stellt für uns einen Worst Case dar. Wenn mir vor seiner Verletzung jemand gesagt hätte, wer sich bitte auf keinen Fall verletzten sollte, wäre er sicher ganz oben mit dabei gewesen.“

„Als was wir David Alaba auf den Zettel scheiben, ist mir ziemlich wurscht, von mir aus als Non-Playing-Captain. Er soll mit Erfahrung und Charisma vorangehen.“

14. Juni 2024 (vor dem EM-Start):

„Wir sind um einiges weiter als vor zwei Jahren. Ich bin bis jetzt sehr zufrieden, aber mir ist auch klar, dass wir diese Leistungen erst bei einem Turnier abrufen müssen. Jetzt geht es wieder von Neuem los.“

21. Juni 2024 (nach dem 3:1-Sieg bei der EM gegen Polen):

„Seit ich Teamchef bin, war das mit Sicherheit das wichtigste Spiel.“

25. Juni 2024 (nach dem Gruppensieg bei der EM):

„Wenn mich jemand fragt, ob ich es für völlig ausgeschlossen halte, dass wir Europameister werden, bleibt meine Antwort: Es ist immer noch nicht sehr wahrscheinlich. Aber damit beschäftigen wir uns nicht. Die Jungs sind alle extrem ehrgeizig und wollen bei diesem Turnier so weit wie möglich kommen. Aber das geht nur Schritt für Schritt.“

Fortsetzung der Geschichte? Folgt. Bereits am Dienstag im Achtelfinale.