Trotz Gruppensiegs bleibt die englische Fußball-Nationalmannschaft bei der EM in Deutschland hinter den Erwartungen zurück. Nach dem biederen 0:0 am Dienstag gegen Slowenien hagelte es erneut Kritik an Teamchef Gareth Southgate und seiner Elf. Für Ex-Fußballstar Gary Neville war die Partie „wirklich schwer anzuschauen“. Englische Fans warfen sogar Becher in Richtung Southgate. „Ich verstehe das und es ist besser, wenn ich das abkriege als das Team“, sagte der 53-Jährige.

Das mit Stars gespickte England gewann die Gruppe C mit fünf Punkten und nur zwei erzielten Toren, da auch das Parallelspiel zwischen Dänemark und Serbien torlos endete. Während die Dänen und Slowenen mit je drei Punkten den Achtelfinalaufstieg schafften, müssen die Serben mit Salzburg-Verteidiger Strahinja Pavlovic die Heimreise antreten.

Ähnliches befürchten die Fans der „Three Lions“ für ihr Team, sollte keine Leistungssteigerung eintreten. Am Sonntag wartet in Gelsenkirchen ein Duell mit einem Gruppen-Dritten (18.00 Uhr), das könnten zum Beispiel die Niederlande sein. „Ich kann den Frust der Fans verstehen, dass wir die Chancen nicht nutzen. Aber das ist Fußball. Es ist niemals ein leichtes Spiel“, sagte Verteidiger John Stones. Sein Trainer übte sich im Zweckoptimismus. Man sei noch nicht dort, wo man hinwolle, „aber es waren Schritte in die richtige Richtung“, erklärte Southgate.

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Mit dieser Meinung dürfte er in der Heimat nicht gerade mehrheitsfähig sein. Die Resultate in der Vorrunde (1:0 gegen Serbien, 1:1 gegen Dänemark und nun 0:0) waren noch das Beste an Englands Auftreten. Die BBC sprach davon, dass die Leistung einmal mehr „nicht gut genug war, um Englands Status als Turnierfavorit zu rechtfertigen“. Das Boulevardblatt „The Sun“ sah einen „uninspirierten“ Auftritt gegen die Slowenen. „Gareth Southgate hat die besten Spieler der Premier League, der Bundesliga und spanischen Liga zur Verfügung. Und trotzdem konnte England eine Mannschaft, die auf Platz 57 der Weltrangliste steht, nicht besiegen.“ Southgate, der das Team seit Sommer 2016 betreut und auf einen Titel noch wartet, äußerte seinen Unmut ob der ständigen Kritik. „Ich habe kein anderes Team gesehen, das sich qualifiziert hat und ähnlich viel Kritik erhalten hat.“ Man werde nur erfolgreich sein, wenn man zusammenhalte.

Großer Jubel bei den Slowenen

Ganz anders war die Stimmung bei den feiernden Slowenen, die mit drei Remis erstmals den Aufstieg in einem EM-Turnier schafften. „Ich bin echt stolz auf die Mannschaft. Ich bin sicher, dass das erst der Anfang einer schönen Ära für den slowenischen Fußball ist“, sagte Trainer Matjaz Kek, der die „mentale Stärke“ seine Mannschaft lobte. „Sie hat ihr wahres Gesicht gezeigt.“ Mit Herz und robustem Defensivverhalten schaffte das Team mit den Sturm-Graz-Legionären Jon Gorenc Stankovic, der dreimal eingewechselt wurde, und Tomi Horvat den Sprung ins Achtelfinale. „Wir verdienen es“, so Kek. Der Gegner sei ihm derzeit „vollkommen egal“, darüber könne man später nachdenken.

Nur wegen der Fair-Play-Wertung sind die Slowenen hinter den punkt- und torgleichen Dänen gelandet, die nun am Samstag (21.00 Uhr) in Dortmund gegen Gastgeber Deutschland antreten. „Das ist wirklich ein großartiges Spiel“, blickte Trainer Kasper Hjulmand bereits nach vorne. „Das wird ganz groß. Wir spielen für die großen Momente und die Fans freuen sich über große Momente“, sagte Mittelfeldspieler Thomas Delaney.

Eine Schlüsselrolle hat dabei Christian Eriksen inne, der gegen Serbien sein 133. Spiel für Dänemark bestritt und damit Rekordspieler seines Landes ist. Nach dem Herzstillstand bei der EM vor drei Jahren schreibt der 32-jährige Regisseur von Manchester United seine ganz eigene, emotionale Geschichte. Und die soll auch gegen die Deutschen eine Fortsetzung finden.