„Mein Handy ist komplett überfüllt“, lacht Romano Schmid. Deswegen wusste er eineinhalb Stunden nach dem Schlusspfiff noch nicht so ganz genau, wer ihm nach dem 3:2 gegen die Niederlande und dem damit verbundenen Gruppensieg gratuliert hat. Aber eine Nachricht ist dem Torschützen des Kopfballtreffers zum 2:1 doch gleich ins Auge gesprungen, und zwar jene von Niclas Füllkrug.

Der Steirer spielte einst beim SV Werder Bremen an der Seite des deutschen Teamstürmers. „Jeden Tag habe ich Kopfbälle von ihm gesehen, bei denen ich nicht verstanden habe, wie die ins Tor gehen können. Anscheinend habe ich mir ein bisschen etwas von ihm abgeschaut“, grinst Schmid, für den es das zweite Kopfballtor dieser Saison war, nachdem er bereits bei Werder eines bejubeln konnte.

Dabei, so ehrlich muss man auch in der Stunde des Erfolgs sein, war der erste Gedanke ein anderer, als Florian Grillitsch den Ball in die Mitte in Richtung des nur 1,68 Meter großen Vasoldsbergers zirkelte: „Ich habe mir nur gedacht: ‚Net schon wieder! Das kann ja nicht sein, dass er auf den Kopf kommt.‘ Aber ich habe ihn super getroffen.“ Die Emotionen danach beschreibt er als „außergewöhnlich, krass, richtig schön, besonders“.

Was die Gefühlslage besonders emotional machte, ist kein Geheimnis. Während der EM-Vorbereitung kam Sohn Emilio zur Welt. Der Gruß beim Jubel nach dem Tor galt seinen Lieben zu Hause. „Ich vermisse meine Familie extrem“, gibt der 24-Jährige zu, „mein großer Sohn vermisst mich auch extrem, meine Frau würde wahrscheinlich auch ein bisschen Unterstützung von mir brauchen. Als Papa ist man natürlich traurig, wenn man seinen Sohn in der Anfangsphase nicht wirklich kennenlernen kann. Aber das werde ich nachholen. Meine Familie gibt mir auch die nötige Kraft, hier abzuliefern.“

Das ist Schmid gegen die Niederlande gelungen. Nach den beiden Kurzeinsätzen gegen Frankreich und Polen zeigt er sich zufrieden mit der Darbietung im dritten Gruppenspiel: „Ich glaube, ich habe meine Chance genützt und gezeigt, dass man mit mir rechnen kann. Es war ein richtig gutes Spiel von mir. Wenn man mich braucht, bin ich da.“

Gut möglich, dass Schmid auch im Achtelfinale in der Startelf steht. Der Offensivspieler brennt bereits vor lauter Vorfreude auf die nun anstehenden Aufgaben: „Jetzt fängt es erst richtig an. Das sind die coolsten Spiele im Fußball. Wir müssen ein Tor mehr schießen als der Gegner, dann sind wir weiter.“

Ob das Nationalteam nach dem Gruppensieg als Favorit ins nächste Match gehen wird, spielt eine untergeordnete Rolle. Für Schmid steht so oder so fest: „Wir gehen jedes Spiel gleich an. Wenn wir mit derselben Intensität wie gegen Holland oder generell in den letzten Spielen – ausgenommen dem Test gegen die Schweiz – spielen, wird es für jeden Gegner schwer.“