Die Mannschaft stand samt Betreuerteam Schulter an Schulter vor der großen Fankurve im Berliner Olympiastadion und genoss die Huldigung der Fans. Und ja, es wurde gehuldigt. Logisch: Österreich hatte nach 34 Jahren erstmals wieder die Niederlande besiegt, wie damals, in der Vorbereitung auf die WM 1990, mit einem 3:2. Damals, da war es ein Test, diesmal aber zählte es. Und wie! Denn mit diesem Ergebnis und dank des 1:1 der Franzosen im Parallelspiel gegen Polen ist Österreich Gruppensieger. Sensationell steigt man als Erster einer Gruppe auf, die man vor dem Turnier noch als schwierigste Gruppe des Turniers bezeichnet hatte. Es war ein Erfolg der Mannschaft, einer, der die Tugenden des Teams veranschaulichte, wie es besser nicht gehen könnte: Ein klarer Plan, der von allem verfolgt wird. „Egal, wer hineinkommt, wir wechseln durch und jeder weiß, was er machen muss“, sagte Marcel Sabitzer. Der Steirer, der in diesem Spiel endgültig den Frust des verlorenen Champions-League-Finales mit Dortmund überwunden hat. Endlich performte er auch im Team wieder auf Weltklasseniveau – und wurde belohnt: Sabitzer schoss das entscheidende 3:2, die Geste nach dem Tor zum historischen Sieg könnte für die Welt bedeuten: Ihr könnt euch warm anziehen – wir kommen!

In der Kabine warteten auch schon Bundeskanzler Karl Nehammer und Vizekanzler Werner Kogler auf das Nationalteam, um zu gratulieren. Vielleicht sagten auch sie das, was Sabitzer als Stärke identifizierte: „Die Identität der Mannschaft ist das Entscheidende, das haben wir heute sehr lang hinbekommen.“ Die Lehre für ihn: „Wenn du die Niederlande schlägst, wenn du Gruppensieger bist, dann kannst du nicht so schlecht sein.“ Das drückte auch Maximilian Wöber mit einem Lächeln aus: „Wir haben gesehen, dass viele sich vor dem Spiel nur mit Platz drei beschäftigen. Jetzt sind wir Gruppensieger.“

Eben auch dank des Tores von Marcel Sabitzer, der meinte: „Im Fußball geht es schnell. Du hast Ups und Downs. Die Frage ist, wie du damit umgehst. Ich habe gut gearbeitet, die Mannschaft hat mich gut unterstützt.“ Das Fazit des „Man of the Match“: „Wenn du so ein Spiel machst, wenn du Gruppensieger geworden bist, wenn du so ein Tor machst – besser geht es nicht!“

Auch Romano Schmid hat erstmals im Team getroffen, noch dazu per Kopf. „Das ist etwas Besonderes“, sagte der Steirer und ergänzte: „Wir haben Charakter, zu 100 Prozent. Egal, wer am Platz ist.“ Und er versprach auch, dass dieser Gruppensieg nicht das Ende gewesen sein soll: „Egal, wer am Dienstag in Leipzig kommt, wir gehen ins Spiel, um zu gewinnen.“

Rangnick: „Wir wollten das Spiel gewinnen!“

„Wir wollten das Spiel gewinnen, so haben wir die Mannschaft vorbereitet und eingestellt. Ich hatte gestern nochmals fast eine schlaflose Nacht, was die Startformation betrifft. Wäre das Italien-Tor nicht gefallen, hätten wir anders aufgestellt. Im Nachhinein war es gut und richtig so“, offenbarte Ralf Rangnick nach dem Spiel. Mitunter hilft also auch „König Zufall“, um zu den besten Entscheidungen zu kommen. Was folgte, war das „geilste Spiel dieser EM“, wie die „Bild“ online adelte.

Für Österreich heißt es nun: Pause bis zum kommenden Dienstag, da geht es im Achtelfinale weiter. „Der Trainer hat uns schon erlaubt, dass wir ein wenig feiern“, verriet Maximilian Wöber. Jener Trainer, der dann auch meinte: „Ich bin über drei Dinge froh: Erstens, dass wir jetzt eine normale Trainingswoche haben, um die Angeschlagenen wieder fit zu bekommen. Zweitens über den Gruppensieg. Und drittens, dass wir in Leipzig spielen. Nicht nur, weil es meine Heimat ist, sondern weil wir eine kurze Anreise haben, eine Stunde 15 mit dem Bus, so haben wir keine großen Reisestrapazen.“