Am 25. Juni 1982 war‘s, als der „Nichtangriffspakt“ zwischen Österreich und Deutschland für ein fußballerisches Erdbeben sorgte. Der 1:0-Sieg der Bundesrepublik im letzten Spiel der Gruppe B ging als „Schande von Gijon“ in die Geschichte ein. Das Ergebnis reichte beiden Teams zum Aufstieg – auf Kosten der punktegleichen Algerier, die nach einer Niederlage tags zuvor gegen Chile vorzeitig ausschieden.
Die Konsequenz daraus: Künftig sollten die letzten Spiele der Gruppenphase aus Gründen der Chancengleichheit zeitgleich stattfinden.
Fast auf den Tag genau, 42 Jahre später, droht nun bei der Euro in Deutschland eine Wiederholung dieses „Nichtangriffspakts“. Möglich macht dies die spezielle Konstellation der Gruppe E: Rumänien, Belgien, die Slowakei und die Ukraine halten bei je drei Punkten, drei der Vier könnten ins Achtelfinale aufsteigen.
Zwei Teams reicht ein Unentschieden
Die Ukrainer haben die schlechtesten Karten, sie treffen auf Gruppen-Favorit Belgien. Die Slowaken spielen gegen Rumänien (live ServusTV und ARD) – ein friedliches Unentschieden würde beiden Teams zum fixen Aufstieg reichen, unabhängig vom Ausgang der zweiten Partie. „Wir spielen um den ersten Platz, wir spielen um den Gruppensieg. So wie wir zuvor in jeder Sekunde alles gegeben haben, werden wir jetzt und immer in jeder Sekunde alles geben“, kündigte der rumänische Trainer Edi Iordanescu an.
Bei einem Remis außen vor wären wahrscheinlich die – mit dem schlechtesten Torverhältnis ausgestatteten – Ukrainer, die in einem solchen Falle nur mit einem Sieg gegen Belgien (live ORF 1 und RTL) aufsteigen würden. Anderenfalls wären sie Gruppen-Vierter. Die kriegsgebeutelten Ukrainer sind sich indes ihrer Außenseiterrolle gegen die Belgier bewusst. „Wir werden etwas Außergewöhnliches tun müssen, um gegen ein Team dieses Standards zu punkten. Ich hoffe wirklich, es wird der Tag der Ukraine und nicht der von Belgien“, sagte Roman Jaremtschuk, der gegen die Slowakei den Treffer zum 2:1-Sieg erzielt hatte. „Sie werden hoch motiviert sein. Es liegt Druck auf ihnen, das wird sie aggressiveren und offensiveren Fußball spielen lassen.“
Die Highlights von Belgien – Rumänien
Aus gutem Grund, denn wie für die anderen Drei gilt auch für die Mannschaft von Teamchef Domenico Tedesco: „Verlieren verboten!“ Unverzichtbar im belgischen Spiel ist Kevin De Bruyne. Der in Topform befindliche Kapitän war beim 2:0-Sieg gegen die Rumänen einmal mehr Taktgeber im belgischen Spiel und Torschütze. „Ich kenne Kevin jetzt seit einem Jahr. Man spürt, wie nützlich er für das Team ist. Und für uns ist wichtig, dass die anderen mit demselben Gefühl auf den Platz gehen wie er“, sagte Tedesco über seinen Regisseur.
Abwartend ins Spiel gehen können derweil die Protagonisten der Parallelpartie. Dass sich seine Truppe mit den Slowaken auf ein Unentschieden „einigen“ könnte, glaubt Rumäniens Angreifer Valentin Mihaila nicht. „Du kannst nicht mental in ein Spiel mit dem Gedanken an ein Unentschieden gehen. Wir müssen mit der Einstellung hineingehen, das Spiel zu gewinnen.“ Sein Coach Iordanescu fügte hinzu: „Ja, ein Unentschieden reicht uns. Wenn es so endet, sind wir glücklich. Aber damit es so endet, müssen wir bereit sein, dieses Spiel gewinnen zu wollen.“
„Wir haben noch nicht die Taschenrechner gezückt, obwohl das in der Slowakei so üblich ist“, versicherte der slowakische Routinier Stanislav Lobotka. Ein Schicksal wie bei der EM vor drei Jahren, wo man nach dem Auftaktsieg zwei Niederlagen kassierte und ausschied, soll aber verhindert werden. „Das ist ein anderes Turnier, ein anderes Team und ein anderer Teamchef“, sagte Mittelfeldspieler Juraj Kucka. „Wir wollen jedes Spiel gewinnen, nun wissen wir, dass wir besser werden und etwas verändern müssen.“