Kroatiens Teamchef Zlatko Dalić gab sich vor dem heutigen Schicksalsspiel gegen Italien (21 Uhr, ServusTV & ZDF live) kämpferisch: „Für uns beginnt jetzt die K.o.-Phase, also lasst es uns angehen.“ Das muss er auch, braucht der aktuell Letzte der Gruppe B wohl einen Sieg, um die Chance zu haben, weiter bei der Europameisterschaft vertreten zu sein. Gelingt der Einzug ins Achtelfinale nicht, kann es gut sein, dass die heutige Partie die letzte für Dalić an der Seitenlinie der Kroaten ist. Denn erst ein Trainer der „Karierten“ durfte nach einem Vorrundenaus bei einem Großereignis weiterarbeiten – und zwar Niko Kovač nach Platz drei bei der Weltmeisterschaft 2014, der Kroatien danach noch für elf Spiele betreute.
Kovač ist dabei die Ausnahme, mit Blick auf die Geschichtsbücher scheint wahrscheinlicher, dass Dalić bei einem Scheitern nach mehr als 2450 Tagen als längstdienender Trainer Kroatiens den Hut nehmen muss. Mirko Jozić war 2002 bei der WM in Südkorea und Japan der Erste, dem es so ergangen war – selbst ein 2:1 gegen Italien in der Gruppenphase war zu wenig, am Ende gab es nur Gruppenplatz drei. Ihm folgten Otto Barić (EM 2004), Zlatko Kranjčar (WM 2006) und Slaven Bilić (EM 2012).
Aber auch die Italiener und Chefcoach Luciano Spalletti können sich noch nicht in Sicherheit wiegen, bei einer Niederlage und einem überraschenden Sieg der Albaner über Gruppensieger Spanien wäre die „Squadra Azzurra“ fix weg vom Fenster. Und möglicherweise auch Spalletti: Auch Ferruccio Novo (WM 1950), Lajos Czeizler (WM 1954), Paolo Mazza (WM 1962), Edmondo Fabbri (WM 1966), Ferruccio Valcareggi (WM 1974), Giovanni Trapattoni (EM 2004), Marcello Lippi (WM 2010) und Cesare Prandelli (WM 2014) coachten nach einem Vorrundenaus kein einziges Spiel mehr, lediglich Arrigo Sacchi (WM 1994) waren noch drei Partien vergönnt.