Die Fußball-Nationalmannschaft Portugals kann als drittes Team nach Deutschland und Spanien bereits nach zwei EM-Spielen mit dem Achtelfinale planen. Das Team um Superstar Cristiano Ronaldo fuhr am Samstag in Dortmund mit einem 3:0 (2:0) gegen die Türkei den zweiten Sieg in Gruppe F ein und steht damit als Gruppensieger fest. Die defensiv wackeligen Türken haben am letzten Spieltag gegen Tschechien noch alle Trümpfe in der Hand.

Schon zur Pause lag Portugal dank eines Treffers von Bernardo Silva in der 21. Minute und eines Eigentors von Samet Akaydin (28.) – das sechste insgesamt bei dieser Europameisterschaft – 2:0 in Front. Nach der Pause sorgte Bruno Fernandes (56.) nach einem selbstlosen Zuspiel von Ronaldo für klare Verhältnisse.

Fest steht damit, dass der Europameister von 2016 sein Achtelfinale am Montag, 1. Juli, gegen einen der vier besten Gruppendritten bestreitet. Österreich kann das wegen der Turnier-Arithmetik nicht sein. Die Türkei ist aktuell mit drei Punkten Zweiter. Der Kurs Richtung K.o.-Phase stimmt also nach wie vor, wenngleich die Leistung diesmal schwer ausbaufähig war.

Türkei-Coach Montella stellte um

Der Coach der Türken, Vincenzo Montella, hatte mit seiner Aufstellung schon vor Spielbeginn für verdutzte Blicke gesorgt. Beide Torschützen beim 2:0-Sieg gegen Georgien – Jungstar Arda Güler und der gebürtige Wiener Mert Müldür – mussten zu Beginn auf der Bank Platz nehmen. Auch Kenan Yildiz musste aufgrund einer Entscheidung der Trainer weichen, Torhüter Mert Günok fehlte hingegen wegen einer leichten Verletzung. Für das Quartett begannen Altay Bayindir im Tor, Zeki Celik, Yunus Akgun und Kerem Aktürgoglu. Bei den Portugiesen machte Joao Palhinha im Mittelfeld sein erstes Spiel bei diesem Turnier, Diogo Dalot saß auf der Ersatzbank.

In der Grundordnung bedeutete das ein Abgehen von der Dreierabwehr und die Rückkehr zur Viererkette. Damit starteten die hoch anpressenden Portugiesen gut, allerdings ohne zwingende Chancen. Den ersten Hochkaräter der Partie verstolperte auf der anderen Seite vielmehr Aktürgoglu (6.) nach einem Stanglpass von Roma-Rechtsverteidiger Celik. Die im Normalfall in Gelb getauchte Südtribüne im Stadion von Borussia Dortmund präsentierte sich wie im ersten Spiel als rot-weiße Wand und hatte da schon mehrheitlich den Torschrei ausgestoßen.

Portugal behauptete danach über den Großteil der ersten Hälfte den Ball und ging durch einen Angriff über die linke Seite in Führung. Die flache Hereingabe von Nuno Mendes verpasste in der Mitte der stolpernde Ronaldo, statt ihm stand Silva goldrichtig und verwandelte mit links. Nur sechs Minuten später spielte Innenverteidiger Akaydin ohne Not den Ball an seinem Tormann vorbei ins eigene Netz. Die Kommunikation hatte da offensichtlich überhaupt nicht funktioniert. Portugal war damit schon das zweite Mal bei der EM Nutznießer eines Eigentores, nachdem im ersten Spiel der Tscheche Robin Hranac unfreiwillig getroffen hatte.

Die Türkei wurde in der ersten Hälfte nur noch durch einen Schuss von Orkun Kökcü (41.), den Diogo Costa im Tor der Portugiesen fing, halbwegs gefährlich. Ein Grund dafür war, dass der 41-jährige Pepe in der portugiesischen Innenverteidigung ein bärenstarkes Match ablieferte. Fast für mehr Betrieb als die Türken sorgten einige Flitzer, die Unterbrechungen notwendig machten.

Nach dem erneut billigen 3:0 der Iberer, bei dem Ronaldo und Fernandes ohne Gegenwehr auf das Tor zuliefen, schien der Glaube der Türkei an die Wende praktisch verloren zu sein. Real-Madrid-Profi Güler kam erst in der 70. Minute für Yunus Akgün und konnte den Schalter auch nicht mehr herumreißen. Portugal vergab im Finish noch einige Chancen, daher blieb es beim 3:0.