DFB-Youngstar Jamal Musiala verzückt bei dieser EM nicht nur die Fans der Deutschen. Mit technischen Gustostückerl, tollen Pässen und vor allem auch schon zwei Turnier-Toren. Möchte man dem „richtigen“ Toptorjäger der bisherigen Euro einen Namen geben, es wäre wohl ein englisch klingender. „Owen Goal“ könnte er heißen, abgeleitet von der englischen Bezeichnung für Eigentor, nämlich „Own Goal“. Über einen Stürmer dieses Formats würden sich die Briten sicher auch freuen, denn während Superstar Harry Kane erst einmal getroffen hat, schlug „Owen Goal“ schon fünfmal zu und steuert damit klar auf den Torschützenkönig zu. Bei 13 Europameisterschaften hätten bisher fünf Tore für diesen Titel gereicht.

Aber im Ernst: durch das zunehmende Tempo im modernen Fußball zwingen Offensivspieler ihre Gegner immer öfter durch druckvolles Agieren mit dem Ball, unüberlegte, oder schlichtweg überforderte Abwehrversuche zu produzieren. Und diese landen überproportional oft dann im eigenen Tor. Den Anfang machte im Eröffnungsspiel Antonio Rüdiger, der beim 5:1-Sieg der Deutschen Schottlands erster Turniertorschütze wurde. Auch Frankreichs erster EM-Treffer war vom Gegner produziert, und der war beim 0:1 mit Maximilian Wöber ausgerechnet ein Österreicher. Der Tscheche Robin Hranac bugsierte den Ball zu Portugals Premierentreffer über die Linie und leitete deren 2:1-Sieg ein.

Albaniens Klaus Gjasula war am Ende beim 2:2 gegen Kroatien der Held, erzielte er doch den Ausgleich. Das hätte aber auch anders laufen können, denn in der 76. Minute hatte er die Kroaten noch durch sein Eigentor in Führung gebracht. Obwohl Spanien Italien spielerisch erdrückte, gelang auch den Iberern bei ihrer Machtdemonstration kein eigener Treffer. Diesen erzielte nämlich Italiens Innenverteidiger Riccardo Calafiori.

Noch nie so viele Eigentore wie bei der Rekord-Euro 2021

Fünf Eigentore wären bei EMs fast immer der Topwert gewesen und dieser stand schon nach 18 Spielen fest. Wäre da nicht die denkwürdige Euro 2021 gewesen, wo ganze elfmal der Ball im eigenen Netz landete. Davor waren bei allen Europameisterschaften zusammen allerdings nur acht dieser Treffer gefallen, drei 2016 in Frankreich, zwei 2004 in Portugal und je einer 2012 in Polen und der Ukraine, 2000 in Holland und Belgien und 1996 in England.