Wie soll man es einordnen, ein 0:1 gegen Frankreich, einem der absoluten Top-Favoriten des Turniers? „Die Köpfe sind unten“, sagte Marcel Sabitzer und leugnete die Enttäuschung innerhalb seiner Mannschaft nicht. Das Punktekonto blieb leer, weil man „okay, aber sicher nicht auf unserem Maximum“ war, sagte der steirische Kapitän. Man habe nicht so hoch Druck gemacht, wie man es geplant hatte, Frankreich ließ sein Team meist gewähren. Diese konnte man nicht nützen, sagte der Kapitän: „Wir haben gekämpft. Aber das Zwingende vorne, das hat gefehlt.“

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Die Chancen, das Spiel in eine andere Richtung zu lenken, waren rar, aber durchaus vorhanden. Eine von ihnen hatte Christoph Baumgartner am Fuß. „Ich wollte den Ball anheben, aber der Tormann hat es richtig gut gemacht“, erinnert sich der Offensivakteur an seine große Chance in der ersten Spielhälfte. Der fahle Beigeschmack, dass daraufhin fälschlicherweise auf Abstoß für Frankreich statt auf Eckball für Österreich entschieden wurde, der bleibt – denn kurz darauf folgte das bittere Eigentor von Maximilian Wöber (38.). Doch das rot-weiß-rote Team richtet seinen Blick wieder nach vorne – in diesem Fall auf die nächste Partie am Freitag gegen Polen. „Wir sind aber nach wie vor im Spiel, wir haben ein wichtiges Match gegen Polen, das sollten wir gewinnen. Wir werden sicher nicht aufgeben, das ist nicht in unserer DNA“, sagte Baumgartner. Torhüter Patrick Pentz, der überragend agierte, pflichtete bei: „Bei Turnieren ist es immer so, dass man nach einer Niederlage gleich den Schalter umlegen muss.“

Die von Baumgartner angesprochene Fehlentscheidung des Schiedsrichters nagte auch an Teamchef Ralf Rangnick. „Der Schiedsrichter war der Einzige im Stadion, der die Ecke nicht gesehen hat“, meinte der Deutsche. Die Enttäuschung überwog, da man „100 Minuten lang kein Tor von Frankreich zugelassen“ und selbst „ein unglückliches Eigentor“ gemacht habe. Rangnick erkannte aber doch an: „Die Franzosen haben den Sieg ein Stück weit verdient. Niemand kann unserer Mannschaft einen Vorwurf machen, wir haben aber auch mit dem Ball nicht immer die richtigen Entscheidungen getroffen.“ An der Ausgangssituation für das Polen-Duell habe sich, sagt der Teamchef, wenig geändert: „Dass wir das zweite Spiel gewinnen müssen, war schon bei der Auslosung klar.“

Auch mit ihrer individuellen Weltklasse hatten die Franzosen gegen die Österreicher ihre liebe Müh‘. Didier Deschamps feierte seinen 100. Sieg als Teamchef der Equipe Tricolore und war nach dem Schlusspfiff „erleichtert“, mit drei Punkten in die EM gestartet zu sein: „Wir hätten früher die Entscheidung schaffen können, aber es war ein schwieriger Gegner, der sehr gut gepresst hat und auch gut gestanden ist.“ Mittelfeldmotor N‘Golo Kanté hat die Auszeichnung zum „Spieler des Spiels“ erhalten und meinte: „So haben wir uns das vorgestellt. Wir waren nicht perfekt, aber wir haben das Ergebnis, das wir wollten. Dieser Sieg gibt uns Kraft und Schub. Wir müssen aber noch solider und effizienter auftreten.“