Die niederländische Fußball-Nationalmannschaft steht in der Österreich-Gruppe D bei der Fußball-EM in Deutschland erwartungsgemäß als erster Tabellenführer da. Die „Oranjes“ setzten sich am Sonntag im Volksparkstadion in Hamburg gegen ohne ihren angeschlagenen Stürmerstar Robert Lewandowski angetretene Polen nicht unverdient mit 2:1 durch. Zum Matchwinner avancierte Wout Weghorst, der nur etwas mehr als zwei Minuten nach seiner Einwechslung den Siegestreffer (83.) erzielte.
Vor der Pause gingen die Polen durch Adam Buksa (16.) entgegen des Spielverlaufs in Führung. Für den Bruder von Aleksander Buksa, der in der zu Ende gegangenen Saison für Bundesligist WSG Tirol im Einsatz war, war es der siebente Treffer im 19. Länderspiel. Er war nicht nur wegen der Lewandowski-Blessur in der Startelf, sondern profitierte auch davon, dass Karol Swiderski nach seinem Jubel-Hoppala im letzten Test nicht voll fit war. Cody Gakpo (29.) glückte der rasche Ausgleich. Nach dem Seitenwechsel erlebten die Zuschauer eine sehr offene, interessante Partie, in der die Niederländer knapp das bessere Ende für sich hatten.
Die ÖFB-Auswahl startet am Montag (21.00 Uhr/live ServusTV) in Düsseldorf gegen Turnier-Mitfavorit Frankreich. Danach wartet am 21. Juni in Berlin die polnische Auswahl, ehe es am 25. Juni dort auch gegen die Niederländer geht. Gegen Österreich dürfte der durch einen Muskelfaserriss gehandicapte Barcelona-Stürmerstar Lewandowski wohl wieder mit von der Partie sein, nachdem dieser am Sonntag nur als Daumendrücker auf der Bank tätig war.
Die Niederländer schnürten die Polen mit gutem Kombinationsspiel zu Beginn regelrecht in der eigenen Hälfte ein, blieben vorerst im Abschluss aber glücklos. Ein Gakpo-Schuss wurde von Wojciech Szczesny in den Corner abgewehrt (2.), Tijjani Reijnders zielte aus rund elf Metern knapp daneben (9.), und auch ein Simons-Schuss (14.) verfehlte das Gehäuse. Die vergebenen Chancen rächten sich zwei Minuten später, präsentierten sich die Polen doch vorerst als Meister der Effizienz. Einen Zielinski-Eckball verlängerte der zu wenig bedrängte Buksa per Kopf ins lange Eck und stellte damit den Spielverlauf auf den Kopf.
Trotz der Führung stellten sich die Polen aber nicht nur hinten hinein, die Niederländer blieben unabhängig davon brandgefährlich, nutzten die Räume dank ihrer Geschwindigkeit immer wieder gut. Szczesny konnte sich bei einem Van-Dijk-Volley neuerlich auszeichnen (20.), der agile Memphis Depay schoss aus guter Position über das Tor (22.). In der 29. Minute landete der Ball endgültig im Netz. Gakpo profitierte davon, dass sein Schuss von knapp außerhalb des Strafraums unhaltbar für den polnischen Schlussmann abgefälscht wurde.
Die Polen hatten in der Offensive nur eine weitere gefährliche Aktion, die Jakub Kiwior ausließ (32.). Sonst drängten die Niederländer auf den zweiten Treffer. Gakpo verpasste seinen Doppelpack vom Fünfer (42.), zudem fehlte bei einem Depay-Schuss nicht viel (45.+1). Nach Wiederbeginn hielten die Polen das Geschehen viel offener, schnelles Umschaltspiel prägte die Partie, in der auf beiden Seiten alles möglich schien. Bart Verbruggen verhinderte einen niederländischen Rückstand mit einer Parade eines abgefälschten Kiwior-Schusses (58.). Auf der anderen Seite zielte Denzel Dumfries am langen Eck vorbei (65.) und ließ Stefan de Vrij eine Kopfballchance aus (73.).
Weghorst trifft mit erstem Kontakt
Deshalb blieb es Weghorst vorbehalten, den Schlusspunkt zu setzen. Mit dem ersten Kontakt beförderte der Hoffenheim-Angreifer den Ball aus sechs Metern mit links nach Ake-Idealzuspiel in die Maschen. Polen drückte auf den Ausgleich, Verbruggen hielt den Sieg bei Abschlüssen von Swiderski (89.) und Zalewski (95.) fest. Für die Truppe von Trainer Michal Probierz war es die erste Niederlage nach acht ungeschlagenen Pflichtspielen. Damit durfte auch ein größerer Teil der Anhänger im Stadion jubeln.
Bereits am Vormittag hatten sich die niederländischen Fans in der Stadt versammelt und die Reeperbahn sowie Umgebung in ein orangenes Farbenmeer verwandelt. Begleitet von DJ-Musik aus Oranje-Bussen, Rauchbomben und tragbaren Skulpturen der Legenden Ruud Gullit, Marco van Basten, Johan Cruyff und Arjen Robben marschierten mehr als 10.000 Niederländer durch Hamburg. Auch im Volksparkstadion war die Oranje-Fraktion unter den etwa 50.000 Zuschauern deutlich in der Überzahl.