Hans Krankl, Toni Polster und Herbert Prohaska haben zwar nie eine EM bestritten, summa summarum aber knapp 250 Fußball-Ländermatches für Österreich absolviert. Der jetzigen Teamkicker-Generation trauen die drei ÖFB-Granden bei der Europameisterschaft in Deutschland Großes zu. Das Erreichen des Achtelfinales sei „das Minimalziel“, sagte Polster. „Da müssen wir dabei sein - das ist Pflicht“, meinte Krankl. Vor allzu großem Optimismus warnten allerdings Prohaska und Polster.

Österreich bekommt es in der Gruppe D mit Frankreich, Polen und zum Schluss den Niederlanden zu tun. Angesichts des Potenzials, das die Nationalmannschaft unter Trainer Ralf Rangnick habe, „kann man ihnen alles zutrauen“, betonte der Ex-Stürmer und ehemalige Teamchef Krankl. „Die Gruppe ist zwar schwer, aber es steigen auch die besten Drittplatzierten auf.“ Prohaska hob in die gleiche Kerbe und meinte: „Was auf keinen Fall sein darf, ist, dass man sich den dritten Platz zum Ziel setzt, weil das wäre dann zu defensiv.“

Ein Vorteil sei, dass die ÖFB-Auswahl gleich zum Auftakt am Montag (21.00 Uhr/live ServusTV und ARD) gegen Frankreich spielt. „Dann sind die noch nicht im Turniermodus drinnen. Wir haben auch keinen Grund, irgendwen zu unterschätzen, das könnte vom Kopf viel besser sein. Es ist nicht so wie bei der EURO in Frankreich 2016, wo jeder gesagt hat, Ungarn müssen wir schlagen und Island müssen wir schlagen, dann haben wir gegen den vermeintlich stärksten Gruppengegner Portugal den einzigen Punkt geholt“, rekapitulierte Prohaska. „Nicht einmal Polen müssen wir schlagen, aber natürlich können wir das.“

Polster sagte, er hoffe, dass die Mannschaft das Achtelfinale erreicht. „Aber grundsätzlich braucht man einen Sieg und ein Unentschieden. Vier Punkte wird man brauchen, sonst ist man wieder von allen anderen abhängig“, erklärte der ÖFB-Rekordtorschütze, der in seiner Laufbahn 44 Treffer im Nationalteam-Trikot erzielt hat. „Wenn man von den Turnierfavoriten redet, dann muss man Frankreich natürlich miteinbeziehen“, sagte Polster. „Und bei allem Optimismus darf man nicht vergessen, dass Holland in der Weltrangliste weit vor uns ist. Gmahde Wies‘n ist das keine.“

„Man muss halt die Kirche im Dorf lassen“

In der K.o.-Phase brauche man auch etwas Glück. „Die Erwartungshaltung muss hoch sein, weil man ja an was glauben muss. Und weil die Mannschaft eine große Qualität hat, und wenn sie die voll ausspielt, ist alles möglich“, sagte Krankl. „Man muss halt die Kirche im Dorf lassen“, meinte Prohaska. Von vorneherein vom Viertelfinale zu sprechen, halte er für überzogen. Realistisch „ist das nicht. Aber es ist nicht unmöglich! Da sieht man schon den Stellenwert, den sich Österreich unter Rangnick erarbeitet hat.“

Für Polster besteht durchaus die Möglichkeit, dass sich die allgemeine Stimmung im Land zum Bumerang entwickelt. „Das ist immer die Gefahr in Österreich. Je näher man zu einem Großereignis kommt, desto optimistischer wird man. Als Spieler hörst du, wenn du qualifiziert bist, von Mama, Papa, Tanten, Onkels, Cousins, wie super alles ist, wie super du nicht bist. Dann kannst du schon einmal den Fehler machen, zu glauben, dass du wirklich so super bist.“

Prohaska hielt fest, dass jedenfalls die Stimmung in der Mannschaft gut sei. Auch das sei ein wichtiger Grundstein für den Erfolg. „Das interne Klima ist sicher kein Stolperstein, das ist sicher top im Moment. Aber im Fußball kann sich sehr schnell immer auch alles drehen“, sagte Österreichs Jahrhundert-Fußballer.

Einen klaren Turnierfavoriten wollte keine der ehemaligen ÖFB-Stars ausmachen. Dreimal kam zwar Frankreich als Antwort, jedoch neben anderen Kandidaten. „Mit den Spaniern ist immer zu rechnen“, sagte Krankl. Auch die Niederlande seien in diesem Kreis der „ewigen Favoriten“, wie er es nannte. Prohaska erwähnte neben England und Deutschland auch Belgien und Portugal. Polsters sentimentaler Favorit ist Deutschland. Ein Erfolg des DFB-Teams im eigenen Land „würde mich schon sehr freuen“, sagte er.