Die „Équipe tricolore“ lässt ihre Fans ein bisschen rätseln. Frankreichs Fußball-Nationalteam, am Montag in einer Woche in Düsseldorf Österreichs erster EM-Gegner, hat die Vorbereitung mit einer Nullnummer gegen Kanada abgeschlossen und dabei Schlagkraft vermissen lassen. Teamchef Didier Deschamps, der den leicht angeschlagenen Superstar Kylian Mbappé schonte, gab sich unbeeindruckt. „Nein, es war nicht beunruhigend“, erklärte Deschamps.
Die Medien sahen die Leistung am Sonntagabend in Bordeaux kritisch. L‘Équipe schrieb von einer „trostlosen französischen Mannschaft“, die von Kanada „in Schach gehalten wurde und zeitweise sogar vor der 47. Nation der FIFA-Rangliste zitterte. Eine leicht besorgniserregende Leistung, insbesondere angesichts der mangelnden Fähigkeit, Chancen zu kreieren acht Tage vor dem EM-Auftakt gegen Österreich“. „Es herrschte ein Hauch von Unzufriedenheit“, schrieb Le Monde. „Frankreich ist nicht immer gut“, meinte Le Parisien.
Auch die Tatsache, dass der übertragende Sender angesichts der Ereignisse nach der Europawahl mit der Ankündigung von Neuwahlen erst mit Verspätung ins Stade Matmut-Atlantique von Bordeaux schaltete, sorgte für Schlagzeilen in der Grande Nation. Hinzu kam ein eher trister Auftritt der Deschamps-Elf gegen aggressive Kanadier, die ein paar Tage davor von den Niederlanden, ebenfalls Gruppengegner von Österreich und Frankreich, noch eine 0:4-Lektion erteilt bekommen hatten.
„Es ist normal, dass nicht alles funktioniert“, meinte Eduardo Camavinga von Champions-League-Rekordsieger Real Madrid. „Bis nächste Woche werden wir alles verfeinern.“ Am Montag in Düsseldorf wird dann auch der Superstar wieder von Beginn an spielen (können). Gegen die Kanadier kam Mbappé erst in der Schlussviertelstunde zum Einsatz und hätte mit der letzten Aktion der Partie beinahe noch den Siegtreffer erzielt.
Nachdem der Weltmeister von 2018 und Vizeweltmeister von 2022 zunächst Rückenprobleme gehabt hatte, machte ihm nach dem 3:0 gegen Luxemburg im vorletzten EM-Testmatch ein Hämatom im Knie Probleme. Mbappé selbst gab nach seinem Kurzeinsatz aber Entwarnung. „Es läuft sehr gut“, sagte er mit einem Lächeln, als er durch die Mixed-Zone ging. L‘Équipe machte sich dagegen Sorgen: „Basierend auf dem, was wir in den letzten zehn Tagen gesehen haben, ist es schwer vorstellbar, dass Mbappé zu Beginn des Turniers zu 100 Prozent in Deutschland ankommen wird.“
Bevor die Franzosen am Mittwoch in ihr EM-Quartier in Bad Lippspringe bei Paderborn reisen, gab Deschamps seinem hochkarätigen Kader noch einmal zwei Tage frei. Dann dürfte das Remis Vergangenheit sein. „Die Fähigkeit der französischen Mannschaft, sich in Turnieren zu einer gefestigten und angriffslustigen Truppe zu entwickeln, ist bekannt“, schrieb „Le Parisien“. Zweimal wurde Frankreich bisher Europameister, das letzte Mal vor 24 Jahren. Deschamps war damals der Kapitän der Mannschaft.