Wer die ganze Fußball-Europameisterschaft in Deutschland live vor dem TV verfolgt hat, der wird am Ende des Turniers am Sonntag in den späten Abendstunden rund 180 Stunden Livesport konsumiert haben. Ganze 120 Stunden davon fallen auf Privatsender Servus TV, der auch das Endspiel zwischen Spanien und England (21 Uhr) live zeigen wird. Die für heimische Fans wichtigeren Partien wurden bei diesem Turnier großteils vom Salzburger Medienhaus abgedeckt. 31 Partien fallen so auf Servus TV, der ORF hat 20 Spiele live zu zeigen bekommen und kam damit auf rund 60 Stunden Liveübertragungen aus Deutschland bzw. dem Studio in Wien.

Servus TV wollte bei dem Event gezielt auf Innovation setzen. „Neue Welten sind es, die der Sender auch in der Berichterstattung eröffnen wollte“, zeigt sich Florian Klein, Ex-Nationalspieler und neben seinen ehemaligen ÖFB-Kollegen Sebastian Prödl, Martin Harnik und Zlatko Junuzovic sowie dem Kult-Duo Jan Age Fjörtoft und Steffen Freund einer von sechs Experten, beeindruckt von den Tools, die sein Arbeitgeber zur Verfügung stellt.

Klein und Prödl bei der EM 2016
Klein und Prödl bei der EM 2016 © APA / Robert Jaeger

Darunter sind auch die 3D-Effekte im 350 Quadratmeter großen Studio ins Salzburg, Quizzes mit dem Livepublikum in den Pausen oder die Möglichkeiten zur Vorbereitung für Experten zu nennen, wie Klein festhält: „Was richtig cool ist von Servus TV: Sie haben einige Fußballtrainer beschäftigt, die noch nicht im obersten Regal trainieren, aber die Gegner analysieren und uns Experten schon einmal ein Grundgerüst zu den einzelnen Mannschaften an die Hand geben, wie Spielidee, Schlüsselspieler oder Grundordnung. Das ist vor allem bei vermeintlich kleineren Teams enorm hilfreich, wo man nicht jeden Spieler das ganze Jahr über beobachtet.“ Speziell waren im Turnier für ihn auch genau jene Teams und Spieler, die nicht permanent am Radar sind. Klein: „Weil über die absoluten Topstars kann mir ein Fan wahrscheinlich gleich viel erzählen, wie ich über sie weiß.“

Jetzt fiebert Klein seinem letzten Experteneinsatz des Turniers mit Freund und Fjörtoft entgegen. Klein wird zudem als Co-Kommentator neben Michael Wanits das Endspiel begleiten. „Vor Ort dabei zu sein, ist einfach cool. Aber man darf nicht unterschätzen, was die Mitarbeiter vor Ort leisten, Abends wird es immer spät und Reisestrapazen kommen ja auch dazu.“

Eine Arbeit, die fesselnd und fordern zugleich ist

Infotainment, also Information und Unterhaltung, werden großgeschrieben. Ein Punkt, den auch die Experten erst lernen mussten. „Wichtige, fachliche Dinge auf wenige Worte und Sätze herunterzubrechen, das ist speziell am Anfang echt schwierig und da habe ich auch viel Hilfe bekommen, denn das war am Anfang sicher eine Schwäche von mir“, gesteht Prödl, dessen Cousine Viktoria Schnaderbeck beim ORF ihre Expertisen abgab. Die Arbeit als Analytiker im Live-Fernsehen fesselt Prödl nicht nur, sie fordert auch ordentlich: „Ich hatte ja immer schon viel Respekt vor Medienschaffenden, schon als Spieler, aber jetzt ist er noch einmal gestiegen. Wichtig ist mir immer Feedback und ich glaube, ich kann mich auch selbstkritisch beurteilen.“ Ein Zankapfel ist manchmal die Spielerbenotung, vor allem wenn Klein und Prödl ehemalige Teamkollegen bewerten. „Da kommt es schon auch einmal danach zum Austausch mit einigen ÖFB-Nationalspielern“, sagt Prödl, dessen EM-Einsätze schon abgeschlossen sind, lachend.

Prödl und Klein gelten auch abseits der Kameras als dynamisches Duo, als ein Gespann zweier Freunde, die auch in der Art und Weise des Übermittelns von Informationen verschiedene Zugänge wählen. Oder wie es Klein mit einem Grinsen formuliert: „Ich bin da zum Reden, der Basti zum guten Ausschauen.“ Die Leistung des ÖFB-Teams beim Turnier faszinierte auch die Experten, vor allem auch der Spirit. Ein Unterschied zur eigenen Euro-Teilnahme 2016, wie Prödl aber auch anhand der Rahmenbedingungen konkretisiert: „In Frankreich waren wir fast nur im Hotel, da war auch die Terrorlage eine angespannte. Hier haben die Spieler wohl auch die Chance, in freien Minuten in das Land einzutauchen.“

Prödl und Arnautovic zusammen im ÖFB-Trainingsleiberl
Prödl und Arnautovic zusammen im ÖFB-Trainingsleiberl © APA / Robert Jaeger

Am Sonntag wird ServusTV noch einmal alles auffahren, was sie in der Hinterhand haben. Ab 19 Uhr startet der Countdown, gesendet wird ca. bis Mitternacht oder länger, wenn diese Euro vielleicht erst in der Verlängerung oder im Elferschießen entschieden wird.