Im Play-off-Finale am Dienstag in Polen besiegte das Team Island mit 2:1 und sicherte sich damit die vierte EM-Teilnahme in Folge. „Danke, Jungs!! Danke, Team!“, schrieb Präsident Wolodymyr Selenskyj auf Telegram. „Wenn die Ukrainer es schwer haben, sie aber nicht aufgeben und weiterkämpfen, dann siegen die Ukrainer garantiert.“
Der Angriffskrieg Russlands gegen das Nachbarland Ukraine dauert nun schon ein drittes Jahr an, und trotz hoher Verluste auf beiden Seiten gibt es nach dem Einmarsch Russlands im Februar 2022 keine Anzeichen für ein rasches Ende. Das Fußballfest im Sommer in Deutschland wird für einige Wochen zumindest eine Ablenkung von der harten Realität bieten.
Heimspiele ukrainischer Mannschaften gibt es bei internationalen Spielen derzeit nicht, Clubs und Nationalteam weichen auf Stadien in anderen Ländern aus. Am Dienstag spielte die Ukraine in Wroclaw in Polen, das die größte Konzentration ukrainischer Flüchtlinge aller Länder aufweist. Albert Gudmundsson (30.) brachte die Isländer zunächst in Führung, anschließend drehten Wiktor Tsygankow (54.) und Superstar Mychajlo Mudryk (84.) allerdings die Partie. Bei der EM spielt die Mannschaft in der Gruppe E gegen Belgien, Rumänien und die Slowakei - und hat einigermaßen gute Chance auf das Erreichen der K.o.-Phase.
„Ich bin sehr stolz darauf, ein Ukrainer zu sein, vom selben Blut zu sein wie diejenigen, die jetzt ihr Leben für unsere Freiheit geben“, sagte Mannschaftskapitän Oleksandr Sintschenko nach dem Sieg. Es sei eines der „emotionalsten Spiele“ der Nationalmannschaft gewesen. „Es ist ein unglaubliches Gefühl. Ich bin sehr glücklich, denn es ist ein weiterer Traum, der wahr geworden ist.“ Den Leuten, die das Land an der Front verteidigen, habe die Mannschaft „ein kleines Stückchen Glück gegeben“, betonte Verbandspräsident und Ex-Superstar Andrij Schewtschenko. „Ich danke Euch sehr dafür. Ihr seid Prachtkerle.“
Trainer Serhij Rebrow hatte schon im Vorfeld des Island-Spiels gemeint, dass es für seine Mannschaft schwer sei, sich auf den Fußball zu konzentrieren. „Die Raketen fliegen jeden Tag. Unsere Aufgabe ist es, zu zeigen, dass wir alle leben und gegen die Russen kämpfen und dass wir die Unterstützung Europas brauchen“, sagte der ehemalige Stürmer. Er fügte hinzu, dass seine Spieler „die Nachrichten über den Beschuss von Odessa und Kiew gesehen haben (und dadurch) noch wütender und gieriger geworden sind, unser Potenzial auf dem Fußballplatz zu zeigen“.
Während sich die Ukraine quasi als Stammgast bei EM-Endrunden etabliert hat, wird ein Land, das politisch als ehemalige Sowjetrepublik ein ähnliches Schicksal teilt, im Juni seine Premierenvorstellung geben. Auch Georgien sah sich vor gut 15 Jahren in eine kriegerische Auseinandersetzung mit Russland verstrickt, die weiterhin offene Fragen zurückgelassen hat.
„Georgien schreibt Geschichte“
Sportlich gelang Georgien in Tiflis die Qualifikation durch ein 4:2-Sieg im Elfmeterschießen gegen Griechenland. Die euphorisierten Fans hatten bereits vor dem Spiel ein Transparent mit der Aufschrift „Georgien schreibt Geschichte“ gezeigt - und sollten damit Recht behalten. „Danke an die georgischen Fans“, sagte Khvicha Kvaratskhelia. „Ich habe schon in vielen Stadien gespielt, aber eine solche Unterstützung habe ich noch nirgendwo erlebt. Sie waren der wichtigste Faktor.“
Der Stürmer von SSC Napoli fügte hinzu: „Einige haben nicht an uns geglaubt, aber jetzt werden sie es glauben. Wir sind glücklich. Ich habe noch nie in meinem Leben ein solches Gefühl gehabt.“ Regierungschef Irakli Kobakhidze zeichnete die Spieler mit einem Ehrenorden aus. „Diese Jungs sind Helden“, sagte er. Die Truppe von Teamchef Willy Sagnol trifft in Deutschland in der Gruppe F auf Portugal, die Türkei und die Tschechische Republik.