Nach dem Wirbel um den Kuss von Verbandspräsident Luis Rubiales bei der Siegerehrung nach dem gewonnenen WM-Finale im australischen Sydney hat die spanische Fußballnationalspielerin Jennifer Hermoso die kritischen Kommentare zurückgewiesen. "Es war eine ganz spontane gegenseitige Geste aufgrund der großen Freude über den Gewinn einer Weltmeisterschaft", teilte sie mit. Man solle "dieser Geste der Freundschaft und der Dankbarkeit nicht zu viel Aufmerksamkeit schenken".
Die Stellungnahme von Hermoso wurde vom spanischen Verband RFEF am späten Sonntagabend an einige Medien geschickt und unter anderem von der Nachrichtenagentur Europa Press veröffentlicht. Darin fügt die 33-jährige Stürmerin des mexikanischen Klubs Pachuca hinzu: "Der Präsident und ich haben ein großartiges Verhältnis zueinander. Sein Verhalten uns allen gegenüber war ausgezeichnet, und es war eine natürliche Geste der Zuneigung und Dankbarkeit." Die Spanierinnen würden sich dadurch "nicht von dem ablenken lassen, was wichtig ist", betonte Hermoso. Direkt nach dem Spiel hatte sie über den Kuss von Rubiales gesagt: "Hat mir nicht gefallen."
Spaniens Gleichstellungsministerin Irene Montero fand auf X, vormals Twitter, dagegen deutliche Worte. "Es ist eine Form der sexuellen Gewalt, die wir Frauen täglich erleiden und die bisher unsichtbar war und die wir nicht normalisieren dürfen", erklärte die 35-jährige Politikerin. Dies sei eine Aufgabe der gesamten Gesellschaft. "Die Zustimmung steht im Mittelpunkt. Nur ein Ja ist ein Ja", stellte die Ministerin klar.
Die spanische Ministerin für soziale Rechte, Ione Belarra, schrieb dazu auf X: "Wir alle denken: Wenn sie das vor den Augen ganz Spaniens tun, was werden sie dann nicht auch im Privaten tun? Sexuelle Gewalt gegen Frauen muss ein Ende haben."
Rubiales herzte und umarmte die spanischen Spielerinnen bei der Zeremonie nach dem 1:0-Sieg gegen England in Sydney am Sonntag. Auf Videos in den sozialen Netzwerken war zu sehen, wie der Verbandsboss Hermoso bei dieser Gelegenheit nach einer Umarmung und einem Kuss auf die Wange auch auf den Mund küsst.
Im vergangenen Jahr sah sich der Präsident Spaniens schweren Vorwürfen ausgesetzt. Ihm wurde vorgeworfen, Verbandsgelder veruntreut zu haben. Laut spanischen Medienberichten soll er Anfang 2020 eine Party veranstaltet haben, zu der acht bis zehn Frauen eingeladen wurden. Diese Veranstaltung, die angeblich in eine ausschweifende Feier überging, soll Rubiales dann als dienstliche Angelegenheit abgerechnet haben. Der Verband hat diese Vorwürfe stets bestritten.