Matthias Jaissle und Co. haben es in der täglichen Arbeit am Platz mit Männern zu tun, die Entwicklung des Frauenfußballs ist aber auch ihnen nicht entgangen. Das geht aus einer Umfrage der APA - Austria Presse Agentur unter den zwölf Trainern der Männer-Bundesliga-Clubs hervor. Das Image eines oftmals belächelten Sports ist Geschichte, das Interesse daran auch dank einer klaren Steigerung der Qualität der Spiele stärker als früher.
"Die Entwicklung ist nicht nur bei uns, sondern weltweit zu beobachten. Da hat sich in den letzten 10 bis 15 Jahren extrem viel getan. Die Turniere werden immer größer, auch die Vereine - siehe Barcelona - bekommen immer mehr Zuspruch. Die Top-Spielerinnen sind mittlerweile weltweite Werbeikonen", sagte Rapid-Trainer Ferdinand Feldhofer. Von Spaniens Superstar Alexia Putellas etwa werden an manchem Tag mehr Trikots verkauft als von männlichen Barca-Kollegen.
Zudem füllte der Club vergangene Saison mehrmals das Camp Nou und stellte mit 91.648 Zuschauern einen neuen Weltrekord für Frauenspiele auf. "Das ist klasse" betonte Salzburg-Coach Jaissle. Er attestierte auch dem deutschen Frauenfußball eine gute Entwicklung. "Das Interesse ist groß, vor allem bei Turnieren mit der Nationalmannschaft. In anderen Ländern scheint es ähnlich zu sein."
Frau von WAC-Co Müller ist Teamspielerin
Etwa in Schweden, wie Robin Dutt aus erster Hand erfahren hat. Die Freundin seines Co-Trainers Rainer Müller spielte bei Olympia 2021 im schwedischen Team, das im Finale verlor. "Das Endspiel hatte ein beachtliches Niveau", betonte der WAC-Trainer. Das trifft auch zu, wenn man andere Partien als Maßstab nimmt. "Technisch-taktisch befindet sich der Frauenfußball schon auf sehr hohem Niveau", analysierte Ried-Coach Christian Heinle.
Von Austria-Trainer Manfred Schmid war Ähnliches zu hören: "Es wird immer professioneller gearbeitet, die Spielerinnen werden immer athletischer und auch taktisch wird es immer interessanter zu beobachten." Das kann man dank vermehrter Live-Übertragungen intensiver als noch vor Jahren. Heinle und auch Sturms Christian Ilzer gaben an, immer wieder Frauenspiele zu schauen. "Ich bin mir sicher, dass mit kontinuierlicher Arbeit die Entwicklung im österreichischen Frauenfußball weiter steil nach oben gehen wird", verlautete Ilzer.
Werner Grabherr vertritt eine ähnliche Meinung. "Ich bin mir sicher, dass Frauenfußball ein großes Zukunftsthema sein wird - gesellschaftlich wie auch sportlich. Sowohl international als auch in Österreich ist zu beobachten, dass bei vielen Clubs ein Verständnis entsteht, welche Vorteile eine Frauensparte mit sich bringt", sagte Altachs Sportlicher Leiter.
Pacult arbeitete bereits mit U16-Mädchen
Gar als "Fan des Frauenfußballs" outete sich Peter Pacult. Der Wiener hatte im Sommer 2020 für den Wiener Verband im Leistungszentrum die U16-Mädchen unterstützt. "Es ging in erster Linie um die Basisarbeit im technischen und taktischen Bereich, das hat mir riesigen Spaß gemacht. Die Spielerinnen waren sehr ehrgeizig, einige sehr talentiert. Da verfolge ich den Werdegang, schaue mir auch gern Bundesliga-Partien im TV an", erläuterte der Klagenfurt-Trainer.
LASK-Coach Dietmar Kühbauer betonte hingegen, dass sein Hauptaugenmerk dem Männerbereich gilt. "Es ist aber deutlich zu sehen, dass sich der Frauenfußball jährlich weiterentwickelt." Das ist auch Hartbergs Klaus Schmidt nicht verborgen geblieben: "Die Entwicklung ist großartig, der Stellenwert wird immer größer, es ist trotzdem eine eigene Sportart."
Die hat sich in den USA richtig etabliert. Dort bekommen die - viel erfolgreicheren- US-Teamspielerinnen jetzt dieselben Gehälter wie ihre männlichen Kollegen. "Das ist ein starkes Signal", sagte Lustenau-Trainer Markus Mader. Auch in Europa bei den Topclubs kann man mittlerweile ganz gut verdienen. "Wenn man sieht, dass österreichische Fußballerinnen wie Nicole Billa, Manuela Zinsberger oder Viktoria Schnaderbeck bei internationalen Topclubs herausragende Rollen einnehmen, dann sieht man auch, dass der Weg stimmt", sagte WSG-Tirol-Trainer Thomas Silberberger.