Sebastian Prödl begann seine Laufbahn bei Sturm Graz, es folgten weitere Stationen bei Werder Bremen (2008-2015), Watford (2015-2020) und Udinese (2020-21). Im Nationalteam brachte es der 34-Jährige auf zwei EM-Teilnahmen, 73 Länderspiele und 4 Tore. Mit Werder gewann er 2009 den DFB-Pokal und kam im selben Jahr ins UEFA-Cup-Finale.
Für Furore sorgte Prödl auch bei der U20-WM 2007, als er die ÖFB-Auswahl als Kapitän zu Platz vier führte. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Innenverteidiger zwar schon A-Team-Erfahrung, nach dem Turnier in Kanada ging es dann aber richtig steil bergauf. "Wir hatten damals eine tolle Mannschaft und mit Paul Gludovatz einen hervorragenden Trainer. In Kanada habe ich die Lust und die Qualität entwickelt zu zeigen, dass ich es wirklich kann", erinnerte sich Prödl.
Neben Gludovatz nannte Prödl auch Franco Foda und Thomas Schaaf als prägende Trainer. Unter dem Ex-Teamchef schaffte der damalige Teenager bei Sturm den Sprung zum Stammspieler, unter Schaaf etablierte er sich bei Werder. Danach ging es weiter zu Watford auf die ganz große Bühne Premier League. "Dort habe ich meinen besten Fußball gezeigt. Ich war gemacht für diesen Fußball", sagte Prödl.
Mit dem Underdog hielt der Steirer regelmäßig die Klasse, schaffte es bis ins FA-Cup-Finale und wurde 2017 von den Watford-Fans zum besten Spieler der Saison gewählt. "Das war eine riesige Ehre", betonte Prödl. Weniger nach Wunsch verlief das Engagement bei Udinese, dem Partnerclub Watfords. Der Ex-ÖFB-Internationale kam mit einer Knieverletzung zu den Norditalienern. In den letzten acht Monaten seines Vertrags wäre er fit gewesen, wurde aber nicht mehr eingesetzt. Dazu gab es unangenehme Nebengeräusche wie Vertragsstreitigkeiten und ausbleibende Zahlungen. Prödl konnte sich schließlich schadlos halten, ein Gerichtsverfahren wurde gerade noch vermieden.
Mit dem Wechsel zu Udinese hatte Prödl gehofft, sich noch einmal für das Nationalteam und die EM 2021 interessant zu machen. Dass dieser Wunsch nicht in Erfüllung ging, hinterlässt keinen Beigeschmack. "Ich habe mir nichts vorzuwerfen, habe alles versucht", meinte Prödl.
Sein letztes Länderspiel bestritt Prödl am 16. Oktober 2018 beim 0:2 in Dänemark, sein letztes Pflichtspiel am 29. Oktober 2019 bei Watfords 0:2 im englischen Liga-Cup auswärts gegen Everton. Nach Vertragsende im Vorjahr bei Udinese hatte er noch mit einer Fortsetzung seiner Karriere geliebäugelt. "Es gab Angebote und Interessenten, aber nichts davon hat mich gereizt. Durch die Negativerfahrungen der letzten Jahre aufgrund von Verletzungen und Nicht-Berücksichtigungen habe ich die Lust und Energie verloren, mich noch einmal aufzupäppeln."
Engagements in Australien oder in Amerika hätten Prödl gereizt, kamen aber nicht zustande. Nun sei es an der Zeit, das Ende offiziell zu machen. "Mental ist es nicht einfach, das auszusprechen", gestand Prödl und bilanzierte: "Es war eine tolle Reise mit vielen Höhen und Tiefen."
Mittlerweile richtet sich der Blick nach vorne. Prödl ist TV-Experte, absolviert die UEFA-Management-Ausbildung und sitzt als Investor im Aufsichtsrat der Wiener Austria. Dort will er die handelnden Personen unterstützen, aber nicht selbst operativ tätig werden. "Ich muss nicht in der Öffentlichkeit stehen. Ich muss erst alles erlernen."
Eine Trainerkarriere strebt Prödl zumindest derzeit nicht an. "Stand jetzt ist das nicht in meinem Kopf. In Österreich ist es oft so, dass man nach 70 Länderspielen oft in Jobs gehievt wird, zu denen man noch gar nicht in der Lage ist. Ich möchte abseits des österreichischen Weges agieren", erklärte der mittlerweile in Wien wohnhafte Vater zweier Töchter. Für seine Verdienste um das Nationalteam wird Prödl am 10. Juni unmittelbar vor dem Frankreich-Match im Happel-Stadion vom ÖFB geehrt.