Heute beginnt die Ära von Ralf Rangnick als ÖFB-Teamchef offiziell, nachdem am 29. April bestätigt wurde, dass der 63-Jährige beim ÖFB einen Zweijahresvertrag unterschrieben hat. In Bad Tatzmannsdorf stand der Deutsche bei einer Pressekonferenz zum ersten Mal Rede und Antwort. Dabei gab der Deutsche Einblicke, warum er das Amt des Teamchefs angetreten hat, was er an Österreich schätzt, wie er den Champions-League-Triumph von David Alaba mit Real Madrid erlebt hat und vieles mehr. Das Medieninteresse im Burgenland hielt sich sehr in Grenzen - vergleichbar mit dem Ticketabsatz für die beiden Nations-League-Heimpartien gegen Dänemark (6. Juni) und Frankreich (10. Juni) im Wiener Ernst-Happel-Stadion. Von den jeweils aufgelegten 50.000 Karten sind erst 10.000 (Dänemark) bzw. 30.000 (Frankreich) verkauft worden.

Um Punkt 14.59 Uhr betrat Ralf Rangnick den Kursaal des Hotels Reduce. An seiner Seite setzte sich auch Sportdirektor Peter Schöttel auf das Podium. Er drückte Freude aus, dass sich Rangnick für Österreich entschieden hat. Danach übernahm der Deutsche das Wort. Rangnick über...

...Österreich: Ich habe viele Jahre hier gearbeitet und habe deshalb eine persönliche und enge Verbindung zu diesem Land.

... seine Ziele: Es steckt sehr viel Potenzial in diesem Kader. Im Moment stehen wir auf Platz 34 der Weltrangliste, da sind Nationen vor uns wie etwa Iran, Marokko oder Schweden, das muss nicht unbedingt so bleiben. Als ich in Salzburg 2012 Sportdirektor geworden bin, war Österreich in der Fünfjahreswertung noch auf Platz 19. Damals musste der österreichische Meister durch die Champions-League-Qualifikation. Inzwischen ist Österreich auf dem achten Platz und der Meister ist direkt qualifiziert.

... den Kader: Wir verfügen über gute Einzelspieler, das weiß jeder. Es gibt Positionen, da es sehr viele Spieler gibt wie in der Innenverteidigung und im zentralen Mittelfeld. Dann gibt es einige Positionen, wo wir weniger Alternativen haben. Wir können mit diesem Kader sehr flexibel agieren.

... fehlende Spieler: Die, die dabei sind, haben es sich verdient. Aber es heißt nicht, dass jene, die jetzt nicht dabei sind, nicht gute Spieler sind. Es war nicht eine Entscheidung gegen Aleksandar Dragovic, sondern für andere.

... David Alaba: Madrid ist noch in Ausnahmezustand. Deshalb wird er noch nicht am Montag ins Training einsteigen. Ich wollte ihn schon als Hoffenheim-Trainer verpflichten. Damals als Linksverteidiger statt Andreas Ibertsberger. Er hat mir damals schon gesagt, dass er unbedingt als Mittelfeldspieler spielen will. Als er ein halbes Jahr später gekommen ist, bin ich nicht mehr in Hoffenheim gewesen.

... Alabas Position: Ich sehe ihn in Zukunft ganz klar als zentralen Spieler - sei es als Innenverteidiger oder im zentralen Mittelfeld.

... Marko Arnautovic: Er wirkt deutlich fitter und austrainierter als nach seiner Zeit in China. Er ist 33, wir müssen uns beeilen, dass wir mit ihm etwas gewinnen. Er hat 14 Tore geschossen in Bologna. Ich weiß nicht, warum er das nicht auch für Österreich tun sollte.

... seinen Glauben, erfolgreich zu sein: Mannschaften sind dann erfolgreich gewesen, wenn sie einen tollen Teamspirit hatten. Das hat man bei der EM bei Italien gesehen. Wir müssen diesen Teamspirit mit unserem Trainerstab in die Mannschaft bringen.

... seine Zeit bei Manchester United: Ich bitte um Verständnis. Ich werde mich jetzt im Rückblick nicht mehr über Manchester United äußern.

... seine Beratertätigkeit bei Manchester United: Wir sind zu der Überzeugung gelangt, dass es für mich und den Verein besser ist, mich voll und ganz auf die österreichische Nationalmannschaft zu konzentrieren. Ich habe diesen Beratervertrag aufgelöst.

... seine Spielidee: Für mich ist Fußball eine Mannschaftssportart. Für mich hat ein Fußballspiel auch etwas mit Unterhaltung zu tun. Spiele sollten Zuschauer unterhalten, im besten Sinne begeistern.

... die Nations League: Wir sind in keinem dieser Spiele Favorit. Wir müssen etwas besser machen als die Gegner. Wir müssen Kontrolle haben in diesen Spielen. Wir müssen proaktiv sein, das setzt einen Mut voraus. Es ist eine Gelegenheit, die nötige Energie und den Siegeswillen auf den Platz zu bringen.

... die Erwartungshaltung: Die Frage ist, was man als Wunderding erwartet. Ich glaube, dass wir erfolgreichen Fußball spielen können. Cordoba ist schon eine Weile her. Es ist schon lange her, dass Österreich durch eine Heldentat aufmerksam gemacht hat.

... die einberufenen Torhüter: Wir haben bewusst die drei Torhüter einberufen, die Spielpraxis haben und gut gespielt haben.