Nicole Billa ist Österreichs Fußballerin des Jahres 2021. Die Stürmerin von 1899 Hoffenheim setzte sich bei der vierten Auflage der von der APA - Austria Presse Agentur unter den Sportlich Verantwortlichen der zehn Frauen-Bundesliga-Teams durchgeführten Wahl durch und triumphierte als erste Spielerin zum zweiten Mal. Mit 25 Punkten sorgte die auch 2019 ausgezeichnete 25-jährige Tirolerin für eine neue Rekordmarke, auch ihr Vorsprung war so groß wie nie zuvor.

Bayern-Legionärin Sarah Zadrazil, die 2018 Premierensiegerin war, teilte sich mit Frankfurts Barbara Dunst (je 9 Punkte) Rang zwei. Billas Erfolg kam wenig überraschend, waren ihr doch in der vergangenen Saison mit dem Gewinn der Torjägerkrone in der deutschen Liga und der Wahl zu Deutschlands Fußballerin des Jahres zwei Coups gelungen. Auch in der laufenden Saison stellte die Stürmerin auf Clubebene und im ÖFB-Nationalteam ihre Goalgetter-Qualitäten eindrucksvoll unter Beweis.

"Persönliches Highlight"

"Die Auszeichnung war damals ein persönliches Highlight und ist es jetzt genauso. Das rundet das letzte Jahr noch einmal perfekt ab", sagte Billa. Überrascht wurde sie von ihrem Triumph nicht mehr, die Zahlen im Jahr 2021 waren imposant. 9 ihrer 23 Tore auf dem Weg zur Schützenkönigin erzielte sie im Frühjahr, in der aktuellen Saison ist sie mit sieben Treffern als Vierte ebenfalls wieder im Spitzenfeld dabei. Hinzu kamen noch vier Treffer in der Champions League und elf - neun in der WM-Qualifikation - im ÖFB-Teamdress.

Abschlussstärke

"Sie ist eine Spielerin, die in der Box durch ihre Abschlussstärke zu glänzen vermag, daher extrem wichtig für unsere Mannschaft", betonte Hoffenheim-Trainer Gabor Gallai. Doch nicht nur die Tore der ÖFB-Stürmerin seien von Bedeutung. "Sie ist nicht unbedingt das Sprachrohr der Mannschaft, trifft aber viele wichtige Entscheidungen auf dem Platz. Deswegen kann man sie schon als Führungsspielerin sehen."

Im Nationalteam ist sie das auch, die große Lücke nach dem Karriereende von Rekord-Torschützin Nina Burger hat sie geschlossen. Mit 37 Treffern fehlt nicht mehr viel auf die Bestmarke ihrer Vorgängerin (48). "Ich mache mir darüber überhaupt keine Gedanken, oberstes Ziel ist mit Freude und Spaß am Platz zu stehen", betont Billa immer wieder gerne. 2021 war das augenscheinlich. Auch sehr zur Freude von Irene Fuhrmann. "Sie ist eine jene Spielerinnen, die vorangehen, Vorbilder sind und die junge Generation inspirieren", verlautete die ÖFB-Teamchefin.

Wichtig sei sie nicht nur wegen ihrer Tore. "Sie ist extrem ehrgeizig und eine absolute Antreiberin." Auch deshalb stehen ihr in Zukunft viele Türen offen. "Ich bin der Überzeugung, dass sie noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht hat. Wenn sie noch effizienter wird, dann ist sie nicht aufzuhalten", weiß Fuhrmann. Bereits im Sommer klopften europäische Topclubs an, Billa entschied sich aber für einen Verbleib in Hoffenheim, wo sie seit einer Verlängerung zu Jahresbeginn bis Sommer 2023 unter Vertrag steht.

"Es war schön, diese Angebote alle einmal zu hören und zu sehen, im Endeffekt habe ich aber trotzdem auf mein Bauchgefühl gehört und bis jetzt hat es mich nicht getäuscht", sagte Billa. Das Finanzielle stehe bei ihr nicht im Vordergrund. Unabhängig davon kann sie sich einen Transfer vorstellen. "Man wird sehen, was sich noch ergeben wird", hält sich die Tirolerin alles offen. Speziell die EM im Sommer bietet eine perfekte Bühne.

Dort könnte sie auch wieder für reichlich Medienpräsenz sorgen, wie das im Sommer der Fall war. "Es war natürlich sehr cool in einem Atemzug mit Robert Lewandowski genannt zu werden und mit ihm und den besten Trainern auf dem Titelblatt der größten deutschen Sportzeitung zu sein. Das war schon sehr cool", gab Billa Einblick. An ihrer Bodenständigkeit hat sich nichts geändert. Und sie hebt auch immer wieder die Bedeutung der Teamkolleginnen hervor: "Dass ich die Kanone überreicht bekommen habe, ist nicht nur an mir gelegen. Es gehört immer ein ganzes Team dazu."

Nebenjob im Kindergarten

Nicht auf sich alleine gestellt ist sie auch als Springerin im Kindergarten, einem Nebenjob, dem sie nach wie vor mit Leidenschaft nachgeht. "Ich bin ein Mensch, der unglaublich gerne arbeiten geht, der Kinder sehr wertschätzt und gerne um sich hat, weil sie so viel Lebensfreude ausstrahlen, wo man sich auch als Erwachsener oftmals eine Scheibe abschneiden kann." Der Ausgleich zum Sport tut ihr gut, auch wenn der im intensiven Herbst zu kurz gekommen ist. "Nächstes Jahr, wenn die Doppelbelastung nicht mehr so hoch ist, werden mich die Kinder öfter sehen", kündigte das ÖFB-Ass an.

Weihnachten verbringt Billa, an der die Corona-Thematik auch "nicht spurlos vorbeigegangen ist", samt rund zweiwöchigem Urlaub im Kreis der Familie in Tirol. Mit gemütlichem Zusammensitzen, gutem Essen und diversen Spielen sei der "größte Weihnachtswunsch" ohne Geschenke schon erfüllt. "Einfach genießen, dass man die Familie bei sich hat."