Der Österreichische Fußball-Bund (ÖFB) und die heimische Fußball-Bundesliga haben ein Zeichen im Kampf gegen Antisemitismus gesetzt. ÖFB-Präsident Gerhard Milletich und Bundesliga-Vorstandsvorsitzender Christian Ebenbauer unterzeichneten am Donnerstag auf dem Wiener Judenplatz die Arbeitsdefinition von Antisemitismus der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA). Diese dient als Grundlage für ein starkes Auftreten gegen Antisemitismus.
Laut der Definition der IHRA ist Antisemitismus "eine bestimmte Wahrnehmung von Jüdinnen und Juden, die sich als Hass gegenüber Jüdinnen und Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nichtjüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen." ÖFB und Bundesliga bekräftigten im Beisein von Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler, des israelischen Diasporaministers Nachman Shai und des IKG-Präsidenten Oskar Deutsch, gemeinsam mit Vereinen und Fans gegen alle Formen des Antisemitismus im Fußball aufzutreten.
Die Annahme der Antisemitismus-Definition der IHRA helfe mit, antisemitische Denkmuster aus dem Unbewussten auf eine bewusste Ebene zu holen, sie zu hinterfragen und abzubauen. Damit sie endlich nicht mehr weitergegeben werden", erklärte Hannah Lessing, die Ko-Vorsitzende der IHRA Österreich.
Milletich betonte, dass der ÖFB für Respekt, Toleranz und Integration in allen Bereichen der Gesellschaft stehe. "Als größter Sportfachverband Österreichs sind wir bestrebt, ein Umfeld mitzugestalten, in dem alle Menschen ungeachtet von Religion oder Herkunft respektvoll miteinander umgehen und leben. Der Fußball besitzt eine starke integrative Kraft, die wir nutzen, um für unsere Werte einzustehen und entschieden gegen Antisemitismus und Rassismus in jeglicher Form aufzutreten." Auch Ebenbauer strich hervor, dass Ausgrenzung und Diskriminierung im Fußball keinen Platz hätten. "Das Länderspiel gegen Israel ist ein willkommener Anlass, nach dem bisherigen Engagement gegen Rassismus, Diskriminierung und Homophobie hier auch einen Schwerpunkt im Kampf gegen Antisemitismus zu setzen."
Oskar Deutsch meinte, es gelte nun auch im Fanbereich und im Amateur-Breitensport nachhaltige Akzente im Kampf gegen Antisemitismus zu setzen. Sportminister Kogler erklärte, man wolle Vorbild sein bei der Umsetzung der europäischen Strategie gegen Antisemitismus und Rassismus. "Um den Kampf gegen Antisemitismus zu verbreitern, bietet sich die 'wichtigste Nebensache der Welt' ja geradezu an", erklärte der Grünen-Politiker. Für Verfassungs- und Europaministerin Karoline Edtstadler ist mit der hohen Reichweite des Fußballs auch eine große Verantwortung verbunden. Sie freue sich, dass der ÖFB und die Bundesliga diese Verantwortung wahrnehmen und mit der Annahme der IHRA-Definition klar gegen Antisemitismus im österreichischen Fußball auftreten, sagte die Ministerin laut einer Aussendung.