Kritiker sehen Martin Hinteregger nicht für den Mannschaftssport gemacht. Zu viel nehme sich der Sirnitzer heraus – mitunter zu Lasten seiner Teams. Er feiere die Feste, wie sie fallen, aber eben auch zu Zeitpunkten, an denen ein Profi normalerweise nie auf die Gedanken kommen dürfte, diese Hemmschwelle zu überschreiten. Zudem sehen sie Hinteregger als Unikat, der beinahe tun und lassen kann, was er will. Warum? Weil es auf der anderen Seite die „Hinti Army“ gibt, die den 28-Jährigen als „einen von uns“ sieht, der „wenigstens noch ein Typ im Einheitsbrei der farblosen Fußballer“ sei. Daher werden bei Verfehlungen von „Hinti“ gerne auch beide Augen zugedrückt.

Fakt ist, dass Hinteregger schon einige Spuren in Form von Geschichten in seiner langen Fußballkarriere hinterlassen hat. Und genau diese erzählt der 59-malige ÖFB-Teamspieler in seinem Buch „Innensicht“, das er mit seinem langjährigen Wegbegleiter, dem Kleine-Zeitung-Redakteur Albin Tilli verfasst hat. Im 224 Seiten umfassenden Werk, erschienen im KATi-Medien-Verlag, finden sich 45 Geschichten aus dem ereignisreichen Leben. Von seiner beinahe erlebten Spielsucht bis zu einem mentalen Loch, das durch zu viel Druck ausgelöst wurde, spricht er sehr offen seine Probleme an. „Ich war am Limit, wäre wohl komplett abgestürzt.“ Erst eine Psychologin, die mittlerweile neben einem Athletiktrainer, einem Sport-Therapeuten und einer Ernährungsberaterin zu seinem persönlichen Betreuerteam gehört, holte Hinteregger aus dem Loch.

Das Cover des Buches ziert ein Foto, das am 9. Mai 2019 entstanden ist. Darauf sieht man Hinteregger in inniger Umarmung mit einem Fan von Eintracht Frankfurt – unmittelbar nachdem der Abwehrspieler mit einem verschossenen Elfmeter das Aus der Hessen im Europa-League-Halbfinale in London gegen Chelsea besiegelt hatte. Es soll jene Chemie widerspiegeln, die Hinteregger und Frankfurt verbindet. „Wäre die Eintracht eine Frau und würde sie mich fragen, ob ich sie heiraten möchte, würde ich Ja sagen.“

Klarerweise erhält auch der 27. Geburtstag Hintereggers angemessenen Platz. Am 7. September 2019 feierte ihn der Linksfuß während eines ÖFB-Teamcamps – zwei Tage vor dem so wichtigen EM-Qualifikationsspiel in Polen. „So gegen 1 Uhr früh – einige von euch werden das vielleicht kennen – legte sich im Kopf der Schalter um. Das Engelchen auf meiner Schulter gab sich geschlagen, packte zusammen. Das Teufelchen tanzte gleichzeitig Sirtaki, Macarena und den Zillertaler Hochzeitsmarsch. Ich genoss meinen Geburtstag.“ Auch sein Ausbüchsen aus dem ÖFB-Quartier während der abgelaufenen EM schildert er detailliert.

Das Buch wird ab 11. August zum Preis von 18,99 Euro im Handel erhältlich sein. Wer schon vorab im Internet auf www.martinhinteregger.com bestellt, erhält „Innensicht“ einen Tag vor dem offiziellen Verkaufsstart. Die schnellsten Fans bekommen es sogar mit einem persönlichen Autogramm von Hinteregger: „Zwei Preise standen zur Auswahl. 19,04 Euro in Anlehnung an das Gründungsjahr des ÖFB oder 18,99 Euro für das Gründungsjahr von Eintracht Frankfurt. Ich habe mich für die günstigere Variante entschieden.“