UEFA-Präsident Aleksander Ceferin hat die Kritik von Corona-Experten an der Fußball-EM zurückgewiesen. "Die Teams verhalten sich hochprofessionell", sagte der 53-Jährige der BBC. "Auch in den Stadien sind wir sehr strikt, und wenn ich höre, dass Politiker sagen, Menschen hätten sich bei den Spielen infiziert, ohne jeden Beweis, dann enttäuscht mich das ein bisschen."
Der Slowene bezog sich direkt auf Zahlen aus Schottland. Dort hatte die europäische Gesundheitsbehörde ECDC in Zusammenhang mit der EM bisher 1991 Fälle registriert. "Einige sagen, 2.000 schottische Fans seien infiziert, aber die schottischen Fans, die ins Stadion gegangen sind, waren getestet", sagte Ceferin.
Es seien auch 20.000 Menschen ohne Ticket nach London gekommen. "Du wirst im Park nicht getestet", meinte Ceferin. "Den Fußball zu beschuldigen, den Virus zu verbreiten, ist aus meiner Sicht unverantwortlich." Die ECDC hatte im Zusammenhang mit der EM bis Mitte dieser Woche mehr als 2.500 Corona-Infektionen gezählt.
Zudem verteidigte der UEFA-Chef die Linie des Dachverbandes, nicht erlaubt zu haben, dass die Münchner EM-Arena als Protest gegen ein ungarisches Gesetz zum deutschen Gruppenspiel gegen Ungarn in Regenbogenfarben leuchtet. "Die UEFA ist eine Organisation, die nach ihren Statuten nicht politisch engagiert sein darf. (...) Wir können nicht gegen Regierungen protestieren", erklärte Ceferin.
Zudem erklärte der Slowene, er sei gegen eine weitere Europameisterschaft in mehreren Städten verteilt über den Kontinent. "Ich glaube nicht, dass wir das noch einmal machen", sagte er der BBC. "Ich denke, es ist zu herausfordernd und nicht korrekt, dass zum Beispiel manche Teams mehr als 10.000 Kilometer reisen müssen und andere nur 1.000." Das sei auch nicht fair für die Fans, einige "mussten in Rom sein und ein paar Tage später in Baku".
Die EM, die am Sonntag (21.00 Uhr/ORF 1) mit dem Finale in London zwischen England und Italien endet, fand in insgesamt elf Städten statt. Gespielt neben London in München, Amsterdam, Glasgow, Sevilla, Rom, St. Petersburg, Kopenhagen, Budapest, Bukarest und Baku. "Es ist eine interessante Idee, aber es ist schwierig umzusetzen", sagte Ceferin. Die Entscheidung zur paneuropäischen EM war vor der Amtszeit des Slowenen getroffen worden. Die kommende Endrunde findet 2024 in Deutschland statt.