Es war ja nicht so, dass diese rasentechnische Auseinandersetzung einen packenden Thriller versprochen hätte, aber die Engländer wissen halt, dass der Tee mit einem Tropfen Milch besser schmeckt. Also warteten die Väter des Fußball-Mutterlandes ab und beobachteten, ob denn die Gegner bereit wären, dem von ihnen zubereiteten Spiel wenigstens den Hauch eines ukrainischen Kicks hinzuzufügen. Diese nahmen das Angebot jedoch nur sehr zaghaft an und hatten sie ihre Schüchternheit einmal überwunden, war zumindest ein Engländer im Weg. Jedenfalls reichten ihre Zutaten nicht aus, um die Männer von der Insel aus dem seelischen Gleichgewicht zu bringen. Sie hätten anlässlich ihrer ersten Auslandsreise dieser Euro, die nach Rom führte, sogar Zeit gehabt, eine Münze in den Trevi-Brunnen zu werfen. Doch das Glück brauchten sie an diesem Abend überhaupt nicht zu strapazieren.
In der vierten Minute einer bis dahin rasanten Partie klingelte es nämlich, nachdem Harry sich seines Namens erinnert hatte und für Sekundenbruchteile den „Hurri“-Kane spielte. Raheem Sterling war der Pfundskerl, der die englische Führung geschickt eingefädelt hatte. Damit war die Tea Time eingeläutet. Sie dauerte bis zur Pause.
In dieser machte der Moderator der Veranstaltung, Gareth Southgate, den Meeting-Teilnehmern klar, dass es vielleicht doch auch um Entertainment gehen sollte. Das nahmen sich die Spieler dann doch zu Herzen und schritten geradezu vorbildlich zur Tat. Vorbei war es mit dem beschaulichen Fußballabend, mit dem sich die vom einstigen Klassestürmer Andrej Schewtschenko ins Viertelfinale geschickten Ukrainer schon arrangiert zu haben schienen. Nicht einmal eine Minute war verstrichen, da hielt Harry Maguire seinen Kopf hin und hatte die von Luke Shaw per Freistoß servierte Kugel auch schon im Tor versenkt. Das konnte Kane nicht auf sich sitzen lassen und machte es dem Verteidiger vier Minuten später gleich. Jordan Henderson dachte sich, „das kann ich auch“ und stellte ebenfalls sein Haupt zur Verfügung.
Spätestens jetzt dämmerte es dem Fußballfreund, warum die Ukraine nur haarscharf dem vorzeitigen Aus nach der Gruppenphase entgangen war. Die Engländer wiederum durften nach dem Sieg über Deutschland die bequeme Variante wählen und nahmen den Umweg über die Ewige Stadt gern in Kauf. Nun läutet wieder Big Ben, denn England hat im Halbfinale wieder Heimvorteil.