Für Belgiens Sturmtank Romelu Lukaku wird das EM-Viertelfinale am Freitag (21.00 Uhr) in München ein besonderes Spiel. Seit 2019 spielt er in der Liga des Gegners Italien, bei Inter Mailand reifte er zum Leistungsträger und feierte den Gewinn der Meisterschaft. Mittlerweile bezeichnet er sich selbst als "Weltklasse" und will seine Worte auch mit Taten untermauern. In K.o.-Spielen gelang ihm das bisher nur selten, mit dem Nationalteam wartet der 28-Jährige noch auf Titel.

Als Inter Anfang Mai als Meister feststand, sah man Lukaku ausgelassen feiern. Er jubelte mit Fans in der Stadt, sang und wirbelte ein Trikot durch die Luft. Der Stürmer hatte maßgeblichen Anteil daran, dass die Mailänder erstmals seit elf Jahren wieder in der Serie A triumphierten. 24 Tore und 10 Assists gelangen Lukaku alleine in der Meisterschaft.

Ernährung umgestellt

Vor seinem Wechsel nach Italien spielte "Big Rom" lange in England, bei Manchester United wurde er zuletzt nicht ganz glücklich. Inter-Coach Antonio Conte wollte ihn unbedingt, der Verein bezahlte 80 Millionen Euro und der Transfer schlug ein. Lukaku stellte seine Ernährung um, verlor an Gewicht und schoss Tor um Tor.

"Italien hat mich auf ein neues Level gebracht, physisch und mental", sagte der Belgier nach dem Gewinn der Meisterschaft: "Ich habe mich noch nie so stark gefühlt." Den Titel widmete Lukaku seinem Großvater. Vor dessen Tod habe er ihm versprochen, Trophäen zu gewinnen, das habe er nun eingelöst.

Erfolg gibt Selbstvertrauen. Vor dem Achtelfinal-Duell mit Portugal zeigte der Stürmer keine falsche Bescheidenheit: "Ich habe einen großen Schritt gemacht. Jetzt bin ich Weltklasse. Das war mein persönliches Ziel." Im Blick hat Lukaku den EM-Pokal mit der "goldenen Generation" Belgiens.

Belgiern fehlt die Krönung

Das Team steht seit fast drei Jahren an der Spitze der FIFA-Weltrangliste, die Krönung fehlt aber noch. Bei der WM 2018 kam das Aus im Halbfinale gegen Frankreich, damals sei man zu unreif gewesen. "Wir haben es zu sehr versucht und wurden geschlagen", sagte Belgiens Nummer neun. Jetzt könne das Team aber auf viele verschiedene Arten gewinnen. Beim 1:0 gegen Portugal dank einer disziplinierten Vorstellung in der Defensive. An Erfahrung mangelt es den Belgiern mittlerweile nicht mehr.

Gegen Italien führt ein möglicher Sieg natürlich auch über Lukaku, den ganz großen Spielen konnte er bisher aber noch nicht seinen Stempel aufdrücken. Bei Welt- und Europameisterschaften hat der Stürmer jeweils fünf Tore erzielt, allerdings nur eines davon in einer K.o.-Partie.

"Wir kennen ihn alle sehr gut"

Fast alle seiner Kontrahenten am Freitag spielen wie Lukaku in der Serie A und wollen weitere Treffer von ihm verhindern. "Wir kennen ihn alle sehr gut, vielleicht wird uns das helfen", sagte Mittelfeldspieler Matteo Pessina am Montag, lobte den Belgier aber auch: "Er kann sich alleine gegen zwei oder drei Spieler durchsetzen."

Vor dem Viertelfinale werden Lukaku und seine Teamkollegen wieder niederknien, um gegen Rassismus zu protestieren. Ein Thema, das dem Stürmer mit kongolesischen Wurzeln sehr am Herzen liegt. Er wurde selbst immer wieder mit diskriminierenden Beleidigungen konfrontiert und setzte sich öffentlich dagegen zur Wehr. Vor der EM sagte Lukaku zu CNN Sport, er denke, dass Rassismus im Fußball gerade bei einem "all-time high" sei. Die Italiener werden sich dem Protest vermutlich anschließen, der Verband stellte es den Spielern frei, das Knie zu beugen.