Als der Schlusspfiff dann nach etwas mehr als 120 Minuten ertönte, da war die Hoffnung endgültig vorbei. „Ich hab’ keine Ahnung, was ich sagen soll“, meinte Marko Arnautovic, sonst nicht auf den Mund gefallen. „Wenn wir ein wenig Glück haben, dann ist das Spiel nach 90 Minuten zu Ende und wir sind weiter. Aber man kann sich nicht mehr freuen, weil irgendwelche Leute entscheiden.“ Er mag recht haben, auch wenn das Viertelfinale so nur für rund 90 Sekunden in Österreichs Händen war, auch wenn der Jubel – abermals ein wenig provokant – letztlich verpuffte, weil er im wahrsten Sinn des Wortes zurückgepfiffen wurde, nach Videobeweis.
Letztlich wankte Italien, wie der Schiefe Turm von Pisa, aber es fiel nicht. Weil Federico Chiesa traf, weil der Anschlusstreffer in der Verlängerung schließlich zu wenig war. „Ich glaube, es ist nicht nur eines der grausamsten Fußballspiele in meiner Karriere, sondern auch in der Geschichte von Fußball-Österreich“, sagte Torschütze Sasa Kalajdzic. „Wir hätten das Spiel gewonnen, wenn Marko nicht im Abseits gestanden wäre. Das ist kein verdienter Sieg für Italien – aber ein Riesenkompliment an die Mannschaft.“
Diesen Stolz, den verspürte auch David Alaba. „Das Einzige, was ich sagen kann: Wir können unglaublich stolz auf uns sein, auch Österreich kann stolz auf uns sein. Wir haben alles versucht. Das passt alles zusammen – wenn wir 1:0 in Führung gehen, bringen wir das nach Hause.“
Florian Grillitsch: "Es überwiegt die Enttäuschung"
Es stimmt wohl, denn man konnte davon ausgehen, dass die Mannschaft, die das erste Tor schießt, auch gewinnt; es sollte nicht Österreich sein. „Momentan sind wir sehr enttäuscht, weil wir die Italiener am Rande einer Niederlage hatten. Es ist bitter, dass das Tor von Marko knapp im Abseits war. Es überwiegt die Enttäuschung, aber wir können stolz sein, wir haben gegen sehr gute Italiener sehr gut mitgehalten. Jetzt stehen wir mit leeren Händen da“, sagte Florian Grillitsch.
Österreich warf alles in die Waagschale, letztlich sah man, dass am Ende auch ein wenig die Kraft gefehlt hatte, obwohl die ÖFB-Elf in der Verlängerung fast noch zurückkam. „Schade, dass uns der große Coup nicht gelungen ist. Aber es war ein tolles Spiel“, seufzte Trainer Franco Foda und ergänzte: „Wir waren jetzt zweimal mit dem VAR konfrontiert, zweimal zu unserem Nachteil. Aber ich bin für diese Hilfe, der Fußball soll fair sein. Und wenn es Abseits war, war es Abseits.“
Franco Foda zieht den Hut vor dem Team
So blieb für Foda nur die Erkenntnis, „dass wir mit Ausnahme des Spiels gegen die Niederlande ein gutes Turnier gespielt haben. Die Mannschaft hat tollen Zusammenhalt gezeigt“, zog der Wahl-Grazer den Hut vor seinem eigenen Team.
Österreich hat sich wohl auch in diesem Spiel Respekt verschafft, das war auch mit Fortdauer der Partie zu sehen, in der die Italiener, von Beginn an forsch und mit breiter Brust, am Ende trotz der Führung ein wenig ängstlich wirkten, immer mit der Sorge konfrontiert, dass die ÖFB-Elf den Ausgleich in der Verlängerung doch noch schaffen könnte.
So bleibt der Trost, dass Italien das erste Tor nach elf Spielen von Österreich bekommen hat, dass man vermeintlich in Führung ging. Und die, dass Fußball eben alles sein kann. Aber letztlich blieb eines, wie Kalajdzic sagte: „Ein schönes Tor für die Erinnerung, aber das Ausscheiden tut mehr weh als die Freude darüber.“