Würden alle in orange-gekleideten Personen in den EM-Austragungsstädten der niederländischen Nationalmannschaft die Daumen drücken, die "Elftal" hätte gute Chancen auf den Europameistertitel. Durch die Coronakrise stieg 2020 der Umsatz des Lieferdienstes „Just takeaway food“, der auch das hierzulande bekannte Unternehmen Lieferando mit seinen orangenen Zustellern umfasst, um über die Hälfte auf 2,4 Milliarden Euro. Der niederländische Lieferservice-Dienst ist damit einer der großen Gewinner der Krise und leistete sich das Engagement als einer der Hauptsponsoren der Euro 2020 – mit 588 Millionen Bestellungen im Jahr 2020 kann man sich die größte Bühne des Sports leisten; zumal der Fußball durchaus auch Branchenantreiber ist.

Gut ein Drittel der österreichischen Fans verbinden das gemeinsame Verfolgen einer Fußball-Partie mit Essen. Laut einer Studie von Lieferando und Kantar nehmen dabei sogar zwölf Prozent der Österreicher den Lieferdienst in Anspruch, um während der Spiele die nötige Nahrung (auch wenn die meisten nur „snacken“) parat zu haben – Tendenz während des Großevents steigend.

Während weitere Werbebanner die halb-vollen Stadien durchziehen und vor den Bildschirmen Pizza und Co. geschmaust werden, drängen sich neue Marken in den Vordergrund. Volkswagen hat mit einem Elektro-Spielzeug-Auto, das den Ball zum Eröffnungsspiel an den Schiedsrichter übergibt, ebenfalls seine Reifen mit im Spiel wie TikTok. Während die aus China stammende Kurzvideo-App in den USA stark unter Druck steht, ist die Euro eine gute Chance, sich dem europäischen Markt weiter anzunähern. Und für Lieferando soll dank der Bekanntheitssteigerung mit der Euro der durch und mit der Coronakrise gestartete Expansionskurs weiter vorangetrieben werden.

Das Kontinental-Turnier, das vor neun Jahren von Michel Platini als „Fest für Europa“ angekündigt wurde, dient natürlich als großes Werbetransparent. Hartgesottenen Fußballromantikern ist Sponsoring nach wie vor ein Dorn im Auge, andere Anhänger profitieren vom System. So brachte Lieferando 2000 EM-Tickets auf den Markt, die auch Fans bei Verlosungen zugutekamen. Das angekündigte Fest spült aber auch allenfalls ordentlich Geld in die Kassen der UEFA. Genaue Summen der Sponsorengagements bleiben verschlossen. Der Ertrag von 483 Millionen Euro, der vor fünf Jahren erzielt wurde, dürfte aber auch beim diesjährigen Kontinental-Turnier trotz halb-leerer Stadien erreicht werden.


Auf die Lust am Essen hat das aber keinen Einfluss – und die wird bei der Euro natürlich bis zum Finale anhalten. Apropos: Wenn es um Kulinarik geht, gibt es einen klaren Europameister: Mehr als ein Drittel aller Europäerinnen und Europäer finden, dass Italien die beste Küche aller Teilnehmer hat – Österreichs Küche ist nur bei uns in der Heimat ganz vorne. Interessant: 64 Prozent aller Österreicherinnen und Österreicher können sich vorstellen, zum Spiel ein Gericht aus dem Land des Gegners zu essen.

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