Nach der Ankündigung von Lionel Messi, den FC Barcelona verlassen zu wollen, stürmten Hunderte Fans des Clubs auf die Straßen. Ihre Wut richtete sich gegen Präsident Josep Bartomeu. "Messi, bleib!" und "Bartomeu, tritt zurück!", skandierten sie.
Nicht einmal zwei Wochen nach dem blamablen 2:8-Ausscheiden in der Champions League gegen Bayern München ist in Barcelona nichts mehr, wie es war. Mit Messis Wunsch, nach 20 Jahren den Abschied von seinem Herzensclub zu vollziehen, ist die (Fußball-) Welt aus den Fugen geraten. "Ich bin sehr verärgert, für mich ist Barca Messi und Messi ist Barca. Das ist ein und dasselbe, er ist das Symbol von Barca", sagte die 80-jährige Joana Polo der Nachrichtenagentur Reuters außerhalb des Camp Nou.
"Es ist eine unfassbare Schande! Ich habe nie gedacht, dass das jemals passieren würde", tobte der 40-jährige Oriol. "Du kannst im Sport Niederlagen hinnehmen, aber ich kann nicht hinnehmen, dass uns Messi verlässt. Wir werden ihn bis zum Tod verteidigen. Ihn trifft keine Schuld. Schuld sind die im Vorstand." Die Tageszeitung "Sport" beschrieb die Situation in der katalanischen Metropole auf ihrer Titelseite mit zwei Worten: "Totaler Krieg!"
Messi versus Bartomeu
Dabei hat sich die Entfremdung des Anführers in den vergangenen Monaten schon angekündigt. Messi, der mit Barca praktisch alles gewonnen hat, was es zu gewinnen gibt, ventilierte mehrmals seine Unzufriedenheit damit, wie der Club unter Bartomeu geführt wird. So kritisierte er Offizielle, die den Spielern aufgrund der Coronavirus-Pandemie Gehaltskürzungen nahegelegt hatten. Im Juli stellte der 33-Jährige fest, dass es der aktuellen Mannschaft an Qualität fehle.
"Sie haben schon lange Zeit schlechte Entscheidungen getroffen, und dieser Bursche war es allmählich leid, dass wir kein Projekt mehr haben, dass wir unsere Philosophie verraten haben", machte sich der 28-jährige Albert, ein weiterer enttäuschter Fan, Luft. "Das Einzige, das er (Bartomeu; Anm.) jetzt tun kann, ist zurückzutreten."
Messi und Suarez weg
Doch statt ihm wird wohl Messi das gesunkene Schiff verlassen. Dass der Verein und der neue Coach Ronald Koeman für Kumpel Luis Suarez keine Verwendung mehr haben sollen, soll seine Entscheidungsfindung noch einmal beschleunigt haben. Messi braucht sein Umfeld, braucht Mitspieler, die ihm eine gewisse Wohlfühlatmosphäre geben. Der Angreifer aus Uruguay gehört dazu. In diesem Sommer verbrachten die beiden mit ihren Familien den Urlaub gemeinsam.
Die Auswahl der Clubs, die sich den Argentinier leisten können, ist gering: Manchester City, wo es zum Wiedersehen mit Trainer Pep Guardiola und auch "Albiceleste"-Kumpel Sergio Aguero kommen könnte. Paris Saint-Germain, wo Ex-Mitspieler Neymar bereits Anwerbeversuche unternommen haben soll oder Inter Mailand. Vater Jorge Messi soll dort bereits ein Anwesen gekauft haben. Die Clubs bekommen ihr Geld aus Abu Dhabi (City), Katar (PSG) und China (Inter).
"Es gab zu viel glorreiche Geschichte, die glorreichste aller Zeiten für Barca, und alles endet wie eine Träne im Regen. Weder Messi noch der Fußball haben ein solches Ende verdient", schrieb die spanische Sportzeitung "As". Und die italienische "Gazzetta dello Sport" befand: "Es ist schwierig, sich ein traurigeres, selbstzerstörerischeres, sogar surrealeres Ende vorzustellen."