Der Tod des Afroamerikaners George Floyd nach einem brutalen Polizeieinsatz in den USA bewegt auch den Sport. Zahlreiche Sportler haben sich den Protesten unter dem Motto: "Justice for George Floyd" (Gerechtigkeit für George Floyd) angeschlossen.

Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton, Basketball-Superstars wie Stephen Curry und LeBron James, Tennis-Spielerin Naomi Osaka oder mehrere Profis in der deutschen Fußball-Bundesliga haben mit Aktionen und Statements ihre Unterstützung der Proteste ausgedrückt.

Es ist keine Seltenheit, dass Athleten ihre Bühne für politische Botschaften nutzen. Ein Auszug:

KNIEFALL: Mit dem demonstrativen Kniefall bei der US-Hymne provozierte der NFL-Footballer Colin Kaepernick am 14. August 2016 Präsident Donald Trump und spaltete die US-Gesellschaft. Kaepernick wollte gegen Rassismus und Polizeigewalt gegen Schwarze in den USA protestieren. "Ich werde nicht aufstehen und Stolz für eine Fahne demonstrieren, die für ein Land steht, das Schwarze und andere Farbige unterdrückt", begründete er seine Geste. Zahlreiche Spieler schlossen sich in der Folgezeit der Aktion an, was in den USA für hitzige Diskussionen sorgte, denn das Knien oder Sitzen bei der Hymne gilt als Respektlosigkeit. Für Kaepernick hatte die Aktion Folgen, 2017 wurde er bei den San Francisco 49ers entlassen, ein neues Team hat er bisher nicht gefunden.

Colin Kaepernick (Mitte)
Colin Kaepernick (Mitte) © AP

BLACK POWER: Die beiden Sprinter Tommie Smith und John Carlos sorgten bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko-Stadt mit ihrer geschichtsträchtigen Geste für Aufsehen. Der 200-Meter-Sieger und der Olympia-Dritte streckten bei der Siegerehrung auf dem Podium mit gesenkten Köpfen ihre Fäuste - gehüllt in schwarze Handschuhe - in die Luft. Sie demonstrierten für die "Black Power"-Bewegung und protestierten gegen die Diskriminierung der afroamerikanischen Bevölkerung in den USA.

Tommie Smith (Mitte) und John Carlos
Tommie Smith (Mitte) und John Carlos © AP

REDE: Nach dem Gewinn des WM-Titels nutzte Fußballstar Megan Rapinoe beim Empfang in New York 2019 ihre Rede um gegen Missstände und die Politik des US-Präsidenten zu mobilisieren. Seitdem macht sie sich immer wieder für den Kampf gegen Rassismus, Homophobie und für Gleichberechtigung stark. Sie erntet weltweit viel Lob, aber daheim in den USA auch Kritik aus dem konservativen Lager.

Megan Rapinoe
Megan Rapinoe © APA/AFP/LIONEL BONAVENTURE

FOTO: Am 21. Juni 1998 treffen die beiden verfeindeten Staaten USA und Iran bei der Fußball-WM aufeinander. Die befürchteten Spannungen blieben aus, stattdessen lieferten beide Teams eine eindrückliche Demonstration, als die Spieler im Geiste des FIFA-Fair-play-Tages zusammen für ein Mannschaftsfoto posierten und auch Blumen und Geschenke austauschten.

BANNER: Unmittelbar vor dem Länderspiel gegen Schweden in Göteborg entrollen die Spieler der Schweizer Nationalmannschaft 1995 ein Banner mit der Aufschrift: "Stop it Chirac". Damit wollten sie gegen den französischen Atomtestversuch im Mururoa-Atoll demonstrieren. "Die Atomversuche sind gegen die Menschheit gerichtet, dem weltweiten Protest wollten wir uns anschließen. Wir haben lediglich unsere Vorbildfunktion als Spitzenfußballer wahrgenommen", sagte Spieler Alain Sutter.

FIFA empfiehlt Verzicht auf Sanktionen

Solidaritätsgesten von Fußballern in Zusammenhang mit dem Tod des dunkelhäutigen US-Amerikaners George Floyd sollen nach dem Wunsch der FIFA ungestraft bleiben. Der Fußball-Weltverband sprach sich in einer Stellungnahme dafür aus, dass in diesem Zusammenhang "gesunder Menschenverstand" genutzt werde und die Umstände berücksichtigt werden, berichtete die US-Nachrichtenagentur AP am Montag.

Die FIFA schrieb demnach auch, dass sie "die Tiefe der Gefühle und Bedenken, die viele Fußballer angesichts der tragischen Umstände des Falles George Floyd zum Ausdruck bringen", verstehe.

Am Wochenende hatten mehrere Profis in den Partien der deutschen Fußball-Bundesliga mit Aktionen auf den Tod Floyds aufmerksam gemacht, der vergangene Woche infolge eines brutalen Polizeieinsatzes in Minneapolis ums Leben gekommen war. Weston McKennie von Schalke 04 zeigte Empörung und Anteilnahme auf einer Armbinde, Mönchengladbachs Marcus Thuram ging symbolisch in die Knie, die Dortmunder Jadon Sancho und Achraf Hakimi forderten auf T-Shirts "Justice for George Floyd" (Gerechtigkeit für George Floyd), Kölns Anthony Modeste feierte sein Tor, indem er demonstrativ seine helle Innenseite der rechten Hand und die dunkle Außenseite der linken Hand nebeneinander zeigte.

"Großer Respekt"

DFB-Präsident Fritz Keller hatte Verständnis und "großen Respekt" dafür geäußert. Den Statuten des Deutschen Fußball-Bundes zufolge sind solche Aktionen aber untersagt. In den DFB-Regeln heißt es unter anderem, dass die Spieler keine Unterwäsche mit "politischen, religiösen oder persönlichen Slogans" zeigen dürfen. Auf diese Weise hatten die beiden Dortmunder Profis ihren Protest ausgedrückt.

Der DFB kündigte an, dass sich der Kontrollausschuss damit befassen werde. "Ob es in den vorliegenden Fällen zu Sanktionen kommen muss, bleibt abzuwarten", sagte DFB-Vizepräsident Rainer Koch am Montagabend. Bei der Überprüfung durch den Kontrollausschuss gehe es darum "festzustellen, ob das Spiel und das Spielfeld der richtige Ort für diese Handlungen sind".