"Die Fortsetzung ist aus wirtschaftlicher Sicht mit ziemlicher Sicherheit ein Minusgeschäft", erklärte Lafnitz-Manager Wolfgang Lechner. Er äußerte auch moralische Bedenken.

15 von 16 Clubs sind für den Wiederbeginn einer Liga mittels Geisterspielen, also ohne Zuschauer und TV-Einnahmen. Das hat Lechner überrascht. "Unser TV-Geld beträgt null Euro. Ich frage mich: Wie hätten die Bundesligisten abgestimmt, wenn es in der obersten Liga kein TV-Geld geben würde? Die haben das ja auch nur aus Geldgründen gemacht."

Lechner sucht nach einer Erklärung für den Meinungsumschwung vieler Clubs, die noch vor wenigen Tagen und Wochen für den Saisonabbruch plädierten. Er kenne die Betriebskosten der anderen nicht im Detail. "Aber ich glaube, dass Lafnitz etwa mit Steyr und Dornbirn zu vergleichen ist. Warum die jetzt mit Ja gestimmt haben? Ich weiß es nicht."

Für die Steirer jedenfalls macht das Weiterspielen aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten keinen Sinn. "Die Ausgaben steigen aufgrund der PCR-Tests und des Personalaufwands zur Umsetzung des Gesundheitskonzepts. Die Clubs haben durch die Coronakrise sowieso einen wirtschaftlichen Schaden, der durch die Fortführung aus unserer Sicht noch vergrößert wird", sagte Lechner zur APA.

Eine Konsequenz der Entscheidung sei ein zu befürchtendes Terminchaos in der kommenden Saison. Lechner rechnet mit einem Meisterschaftsbeginn irgendwann im September, Spielen "mindestens bis Weihnachten" und einem Frühlingserwachen zur Winterzeit Ende Jänner/Anfang Februar. "Wenn ich mir anschaue, wer in der 2. Liga eine Rasenheizung hat, dann können wir nur auf den lieben Wettergott hoffen." Viel Spielraum bleibe bei Absagen und Verschiebungen nicht. "Denn wir müssen wegen der EM bis Anfang Mai fertig sein."

Bei aller Kritik ist es ihm wichtig zu betonen, dass Lafnitz sich der "überwältigenden Mehrheit" natürlich füge. "Dass die Meisterschaft auf der grünen Wiese und nicht auf dem runden Tisch entschieden wird, ist ja absolut zu begrüßen." Tabellenführer SV Ried kann den Aufstieg auf sportlichem Wege fixieren, absteigen muss durch den Abbruch aller Ligen darunter niemand. Elf ausstehende Runden sollen bis Ende Juli gespielt werden.

Liga- und Clubvertreter bezeichneten die Fortführung als Akt der Solidarität im sportlichen Sinne. Gleichzeitig begann in der semiprofessionellen Liga das Hoffen auf finanzielle Unterstützung durch die Politik, wie aus Wortmeldungen diverser Funktionäre hervorgeht. Unmittelbare Geldsorgen sollen vorerst mit Bundesliga-Förderungen gelindert werden. Etwa durch 400.000 Euro, die eigentlich für eine Infrastruktur-Offensive vorgesehen waren.

Lafnitz dürfte daraus rund 40.000 Euro bekommen. Lechner dazu: "Das ist nicht nichts, wir sind der Bundesliga dafür dankbar, aber den wirtschaftlichen Schaden können wir damit keineswegs abdecken." Der Club, dessen Jahresbudget 1,2 Mio. Euro beträgt, rechnet mit einem Schaden von 200.000 Euro, der durch die Pandemie und die Fortführung der Saison entstehe - Folgeschäden nicht inkludiert.

Zurecht werde dieser Tage viel über Geld gesprochen, so Lechner, ehe er einschränkt: "Ich möchte auch die moralische Komponente ins Spiel bringen. Wir stecken in einer Pandemie. Und in der 2. Liga gibt es sehr viele Spieler, die noch andere Berufe haben. Auch Firmen in der derzeitigen wirtschaftlichen Lage wegen Sponsorgesprächen zu belästigen, sehe ich als moralisch nicht vertretbar an."

Einem Bericht der Kronenzeitung, wonach bei einem positiven Corona-Fall dem Hauptsponsor Licht Loidl Ungemach drohe, weil dort viele Spieler beschäftigt seien, dementierte der Manager. "Ich weiß nicht, wo das herkommt. Das sind, glaube ich, maximal zwei Spieler", erklärte Lechner, der selbst hauptberuflich bei der Firma von Obmann Bernhard Loidl angestellt ist. "Wir haben halt viele ehrenamtliche, helfende Hände, die den Spielbetrieb aufrechterhalten und bei der Firma Licht Loidl arbeiten."