Viktor Skripnik hat sich noch in der Nacht von der Mannschaft verabschiedet. Wie der Verein am Sonntagvormittag mitteilte, wurden Skripnik und seine zwei Co-Trainer Florian Kohfeldt und Torsten Frings beurlaubt.

Rund 14 Stunden nach dem teilweise desaströsen Auftritt des Tabellenletzten beim 1:4 auswärts gegen Borussia Mönchengladbach gab der Verein die sofortige Trennung von dem Ukrainer sowie seiner Assistenten bekannt. Es war der erste Trainerwechsel in der 54. Saison der deutschen Bundesliga. Dieser hatte sich gemäß den Mechanismen des Geschäfts durchaus abgezeichnet.

"Keine Wende in Sicht"

"Wir haben uns zu diesem Schritt entschlossen, weil uns nach der Leistung in Gladbach die Überzeugung fehlte, dass es in der bestehenden Konstellation möglich ist, zeitnah eine Wende zum Positiven herbeizuführen", erklärte Sport-Geschäftsführer Frank Baumann. Den Posten übernimmt interimsweise ab Montag der bisherige U23-Trainer Alexander Nouri.

"Mit Alexander Nouri erhoffen wir uns einen Impuls für ein Team, das nach dem personellen Umbruch in der Sommerpause, den letzten Spielen und dem bestehenden Verletzungspech mit einer gewissen Verunsicherung zu kämpfen hat", meinte Baumann. Der deutsch-iranische Ex-Spieler hatte im Oktober 2014 die U23 der Bremer übernommen - als Nachfolger von Skripnik, der zu den Profis gewechselt war.

Für den Ukrainer kam nun nach der dritten Runde das Ende auf dem Bundesliga-Posten. Seine 200. Partie als Bremer Spieler und Trainer war nun zumindest vorerst seine letzte. "Da haben wir keine Argumente, mit der Leistung braucht man in der Bundesliga nicht antreten", hatte Baumann in Mönchengladbach gesagt.

"Die erste Halbzeit war einfach eine Katastrophe. Das war peinlich", meinte Mittelfeld-Leithammel Junuzovic. Von einem "Totalausfall" sprach sein Landsmann Grillitsch. Selbst auf der Werder-Homepage war nach dem fahrlässigen Defensivverhalten der Bremer gegen Gladbach von "Blackouts im Minutentakt" zu lesen.

Bei den Werder-Fans besaß Skripnik schon längere Zeit keinen Kredit mehr. In den 62 Bundesliga-Partien mit ihm gab es 21 Siege und 15 Remis - aber 26 Niederlagen. Erst vor wenigen Wochen hatte Baumann den Vertrag mit Skripnik bis 2018 verlängert. Nun muss er sich auf die Suche nach einem geeigneten Nachfolger für seinen Ex-Kollegen machen, mit dem er 2004 das Double geholt hatte. Kolportiert wurden bereits die derzeit vereinslosen Mirko Slomka und Andre Breitenreiter.

Laut deutschen Medienberichten soll ein weiterer Ex-Spieler Kandidat sein: Andreas Herzog, der bis auf ein einjähriges Bayern-Intermezzo von 1992 bis 2001 in Bremen kickte. Der ÖFB-Rekordspieler steht derzeit beim US-Verband unter Vertrag, wo er vor allem als Assistent von Teamchef Jürgen Klinsmann fungiert. Bis März 2016 betreute er zusätzlich auch die U23-Auswahl und verpasste mit ihr die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro. Bei einem Club stand Herzog noch nie alleine in der Verantwortung.

Herzog spielte in seiner Werder-Zeit gemeinsam mit Skripnik, Baumann und auch dem nunmehrigen Aufsichtsratschef Marco Bode zusammen. Laut der "Kreiszeitung" war der seit kurzem 48-Jährige am vergangenen Sonntag bei der Bremer 1:2-Heimniederlage gegen Augsburg im Weserstadion. Offizieller Zweck des Besuchs: Die Beobachtung von Stürmer Aron Johannsson, der für das US-Team spielt.