Die Ungereimtheiten rund um die Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 an Deutschland ziehen immer weitere Kreise. Nachdem DFB-Präsident Wolfgang Niersbach sein Amt im November des Vorjahres aufgrund "politischer Konsequenzen" zurücklegte, wird auch für OK-Chef Franz Beckenbauer nach Bekanntwerden einer Zahlung von 5,5 Millionen Euro immer dünner.
Erstmals zusammengebraut haben sich die Gewitterwolken um die WM-Vergabe am 16. Oktober des Vorjahres, als der DFB Ungereimtheiten rund um eine 6,7-Millionen-Euro Zahlung an die FIFA eingestanden hat. Angeblich sollen mit diesem Geld entscheidende Stimmen im Exekutivkomitee des Weltverbandes eingekauft worden sein. Zu diesem Zeitpunkt verneinte Niersbach noch die Möglichkeit, dass es zu solchen Zahlungen gekommen sein könnte. Auch Beckenbauer meldete sich im "Spiegel" zu Wort und versichterte, dass er niemandem Geld gegeben hätte, "um die Stimmen für die Vergabe der Fußballweltmeisterschaft 2006 nach Deutschland zu akquirieren".
Am 26. Oktober räumte der ehemalige Weltmeister erstmals Fehler ein und bestätigte, dass man einen Finanzzuschuss von der FIFA erhalten habe. Im November führte die Staatsanwaltschaft dann beim Deutschen Fußballbund eine Steuerrazzia durch und ermittelte im Zusammenhang mit der 6,7-Millionen-Euro-Zahlung wegen Verdachts der Steuerhinterziehung in einem besonders schweren Fall.
Nachdem Niersbach aufgrund des größer werdenen Druck am 9. November sein Amt niederlegte, rückte Beckenbauer mehr und mehr ins Rampenlicht. In einem von ihm unterschriebenen Vertrag wurden dem zu diesem Zeitpunkt lebenslang gesperrten FIFA-Funktionär Jack Warner diverse Leistungen zugesagt. Laut Angaben des "Spiegel" könnten die 6,7 Millionen auf ein Konto in die Karibik geflossen sein. Beckenbauer zieht sich nach den Vorwürfen immer mehr aus der Öffentlichkeit zurück.
Am 22. März dieses Jahres leitete die FIFA-Ethikkommission ein Verfahren gegen Niersbach und Beckenbauer ein, sie werden verdächtigt, den FIFA-Ethikcode verletzt zu haben. Zudem drohen ihm seit September strafrechtliche Konsequenzen. Laut dem "Spiegel" leitete die Schweizer Bundesanwaltschaft ein Verfahren wegen Verdachts auf Untreue und Geldwäsche ein.