Nach dem EM-Aus im Achtelfinale gegen Polen im Elfmeterschießen kehrt die Schweizer Nationalmannschaft heute in die Heimat zurück. Um 13 Uhr landet der Flieger am Züricher Flughafen Kloten - dort war auch ein Empfang für die Truppe geplant. Die fällt nun allerdings ins Wasser.

Der Grund: "Der Airport Zürich hat wegen des Flughafen-Wochenendes und auf Grund der Tatsache, dass der Sonntag eh ein intensiver Reisetag ist, schlicht keine Kapazität für einen weiteren Event", erklärt Alex Miescher, Generalsekretär des Schweizer Fußballverbandes. Nachsatz: "Spieler, Trainer und Funktionäre des Schweizer A-Nationalteams übermitteln auf diesem Weg allen Fans ein riesiges Dankeschön den grossen Dank für den Support während dieser Euro."

Viertelfinale bleibt ein Schweizer Traum

Noch einmal ein Rückblick auf das Spiel gegen Polen: So will der Schweiz der Schritt unter die besten Acht bei einem Fußball-Großereignis einfach nicht gelingen. Wie schon bei den WM-Endrunden 2006 und 2014 scheiterte das Team auch im EM-Achtelfinale in Frankreich. Nach dem 5:4-Sieg im Elfmeter-Roulette in Saint-Etienne jubelten die Polen über einen "historischen Moment". Trainer Adam Nawalka hatte durch Penalty-Training die Vorarbeit geleistet.

Das Scheitern auf dem Zielstrich hat sich für die Schweizer Mannschaft fast schon zu einem Komplex ausgewachsen. Bei drei der jüngsten fünf Endrunden schied die Schweiz jeweils im Achtelfinale unglücklich aus. Vor zehn Jahren bei der Weltmeisterschaft in Deutschland waren es vier vergebene Elfmeter gegen die Ukraine, vor zwei Jahren in Brasilien das späte argentinische Gegentor und der noch spätere Kopfball von Blerim Dzemaili an die Stange.

Bei der EM in Frankreich verhinderte am Samstag ein Fehlschuss von Granit Xhaka im Penaltyschießen gegen Polen den Schweizer Vorstoß ins Viertelfinale. Das Warten auf den nächsten Schritt geht auch nach Saint-Etienne weiter. Für Haris Seferovic fühlte sich das schlimmer an als das Ausscheiden 2014. "Damals hatten die Argentinier Einzelspieler, bei denen man immer damit rechnen musste, dass sie die Entscheidung würden herbeiführen können. Doch hier waren wir die bessere Mannschaft und hätten den Sieg verdient", sagte der Eintracht-Frankfurt-Stürmer.

Lieber 0:3 verlieren

Der einzige Fehlschuss unterlief ausgerechnet Xhaka, dem besten Schweizer Feldspieler bei diesem Turnier. Der künftige Arsenal-Akteur setzte seinen Versuch weit links neben das Tor "Ich verliere lieber 0:3 nach 90 Minuten als so. Fußball ist manchmal blöd", überwog beim Mittelfeldmann die Enttäuschung. "Wir haben maximal gefightet und hätten den Sieg verdient gehabt", meinte auch Torhüter Yann Sommer.

Bei Trainer Vladimir Petkovic hatten ob der Performance seiner Mannschaft Zufriedenheit und Stolz die Überhand. "Nur wenige Teams haben hier in Frankreich einen besseren Fußball gezeigt als wir. Aber leider bringt uns das schöne Spiel am Ende nichts ein. Wir haben vielleicht eine große Chance verpasst", meinte der Tessiner dennoch.

"Wir hätten die Angelegenheit während den 120 Minuten zuvor zu unseren Gunsten entscheiden müssen", stellte er klar. "Wir müssen an Details arbeiten, manchmal sind wir zu wenig präzis, zu wenig konkret." So blieb letztlich auch der sensationelle Seitfallzieher von "Man of the Match" Xherdan Shaqiri ein Muster ohne Wert.

Polens historischer Moment

Für die Polen ging mit dem ersten Einzug in ein EM-Viertelfinale ein Traum in Erfüllung. "Das ist ein historischer Moment für uns", bekannte Mittelfeld-Leithammel Jakub Blaszczykowski, der in der 39. Minute die Führung erzielt hatte. Im Duell der K.o.-Runden-Debütanten und Minimalisten, die beide mit nur zwei Treffern ins Achtelfinale eingezogen waren, setzten die Polen zunächst die Akzente. "Die erste Halbzeit war hervorragend, wir hätten mehrere Treffer schießen müssen", meinte Teamchef Nawalka.

Am Ende mussten sich alle aber bei Torhüter Lukasz Fabianski bedanken, der die Mannschaft in der Verlängerung mit ein paar starken Reaktionen im Spiel hielt. "Wir versuchen eher ein tiefes Pressing zu spielen, aber diesmal haben wir uns vielleicht ein bisschen zu weit in die Verteidigung drängen lassen", erklärte der 58-Jährige. "Aber das ist Fußball. Wir müssen manchmal einen Schritt zurück gehen, um zwei Schritte vorwärts machen zu können."

Hundertprozentige Quote

Im Elfmeterschießen sorgten Robert Lewandowski, Arkadiusz Milik, Kamil Glik, Blaszczykowski und Grzegorz Krychowiak für eine hundertprozentige Quote. Für Nawalka stand fest, dass dies nicht von ungefähr kam. "In der Vorbereitung auf dieses Match haben wir versucht, unsere Elfmeter zu verbessern. Wir haben gewusst, dass sie optimal geschossen werden müssen", sagte er bei der Pressekonferenz. Wer die fünf Schützen seien würden, sei lange vorher festgestanden.

Dass die Offensivausbeute weiterhin zu wünschen übrig lässt und Bayern-Stürmer Lewandowski nach wie vor auf den ersten Treffer aus dem Spiel wartet, bereite Nawalka kein Kopfzerbrechen. "Ich bin zuversichtlich, dass im nächsten Match der Knoten platzt, und dann können die Gegner nur mehr Angst haben", sagte er in Hinblick auf seinen Topstar. "Wir können optimistisch aufs nächste Spiel schauen", blickte er stolz auf das Viertelfinale gegen Portugal am Donnerstag in Marseille voraus.