Eigentlich könnte man die EM schon vor den Achtelfinalspielen beenden. Kroatien holt nämlich den Titel. Denn der Europameister steht nach der Vorrunde aufgrund der Turniere 2004, 2008 und 2012 bereits fest. Und nach dem Gesetz der Serie sind dies die Kroaten. Denn der Truppe von Trainer Ante Cacic gelang im letzten Spiel der Gruppe D gegen Spanien ein Kunststück, das zuvor auch den folgenden Europameistern glückte – nämlich den Titelverteidiger zu besiegen. Das war 2004 so, als die Griechen Frankreich knacken konnten. Das war 2008 so, als Spanien die Hellenen eliminierte. Aber irgendwie sollte das Großereignis dann doch weiterlaufen. Denn eine andere Statistik zeigt, dass die Mannschaft vom Balkan gegen den heutigen Gegner Portugal (21 Uhr, ORF eins live) noch kein Spiel gewinnen konnte.
Beim ersten Aufeinandertreffen bei der EM 1996 in England gingen die Kroaten in der Gruppenphase 0:3 unter, die beiden bisherigen Freundschaftsspiele 2005 (0:2) und 2013 (0:1) verlor man auch.

Modric gegen Ronaldo

Das Aufeinandertreffen der beiden Nationen ist auch ein Duell bei Real Madrid. Kroatiens Spielmacher Luka Modric und Portugals Starkicker Cristiano Ronaldo sind heute Gegner. Modric, der aufgrund von Leistenproblemen gegen Spanien pausieren musste, wird als Uhrwerk der Mannschaft bezeichnet, alles wird auf den Spielmacher ausgerichtet. Genau deshalb blüht er im kroatischen Team auf. Er liebt es, das Spiel zu machen, Regie zu führen, Bälle zu verteilen. Bei Kroatien darf er das mehr als bei Real, wo er sich die Aufgaben im Mittelfeld mit Toni Kroos teilen muss.

Bei Real ist Modric einer von vielen in einem Starensemble. Nur einer stellt alle Ausnahmekönner in den Schatten: sein heutiger Konkurrent Ronaldo. Der Portugiese kennt seinen Mitspieler und wird deshalb einen Teufel tun und die Kroaten unterschätzen. „Wir treffen auf eine sehr gute Mannschaft, die Chancen stehen 50:50“, meinte Ronaldo. Nachsatz: „Aber auch wir haben unsere Waffen und unseren Wert“ – und meinte damit vor allem sich selbst. Er, der sich gegen die Ungarn ins Turnier hineingearbeitet hat.

Alleiniger Rekordspieler der EM-Historie ist er bereits. Und sollte Ronaldo wie zuletzt beim 3:3 gegen Ungarn auch diesmal zwei Tore schießen, würde er den Franzosen Michel Platini mit zehn Treffern an der Spitze der ewigen EM-Torschützenliste ablösen.