Das Vereinigte Königreich (Großbritannien & Nordirland) verlässt die EU, aber der Euro wollen sie alle erhalten bleiben. Das gilt zum Beispiel für die Waliser, die im Referendum für einen Austritt aus der Union votierten. Die Mannschaft um ihren Superstar Gareth Bale bekommt es heute in Paris mit den Nordiren zu tun, deren Bevölkerung sich wiederum mehrheitlich für Europa aussprach.
Dabei knüpfte das Team von Wales oder auf gut Französisch „Pays de Galles“ starke Bande mit einem verwandten Volk auf der anderen Seite des Ärmelkanals, also in Kontinental-Europa. Die Mannschaft ließ sich nämlich nicht zufällig in der Bretagne nieder. Bales Muttersprache ist eng verknüpft mit dem Bretonischen und er darf sich daher in Dinard wie zu Hause fühlen.
Die Nordiren, ebenfalls sprachlich keltischer Herkunft, können andererseits das Prinzenparkstadion für sich reklamieren, denn sie absolvierten hier schon das Match gegen die Deutschen, in dem sie mit einem 0:1 relativ glimpflich davonkamen. „Wir werden davon profitieren, auf diesem Rasen schon gespielt zu haben“, zeigt sich Teamchef Michel O’Neill vom „Heimvorteil“ überzeugt.
Auf rein sportlicher Ebene ist Wales über Nordirland zu stellen, schon aufgrund der Vorrunde. Die Waliser haben ihre Gruppe trotz England gewonnen, der Gegner rutschte als viertbester Gruppendritter gerade noch als 16. Team ins Achtelfinale. Bale lässt sich davon nicht beirren. „Andere mögen uns als Favoriten sehen, für uns ist aber wichtig, dass wir wie immer auf den Platz gehen werden, um zu gewinnen“, erklärte der Superstar, der bisher allerdings keine One-Man-Show ablieferte, sondern auch die tatkräftige Unterstützung seiner Kollegen, allen voran Aaron Ramsey, genoss. So sorgten die Waliser (gemeinsam mit den Ungarn) in der Gruppenphase für die meisten Tore (sechs).
WM-Quali-Gegner
Obwohl eigentlich schon in den Urlaub geschickt, wird auch Österreichs Teamchef Marcel Koller heute aufmerksam zusehen, denn Wales ist ein Gegner in der kommenden WM-Qualifikation für die Endrunde 2018 in Russland. Bale & Co. gastieren schon am 6. Oktober dieses Jahres im Wiener Ernst-Happel-Stadion. Der Sieger trifft übrigens im EM-Viertelfinale entweder auf Belgien oder Ungarn.
HUBERT GIGLER, PARIS