Nach der Gruppenphase ist vor der KO-Phase - das gilt zwar nicht für die österreichische Elf, aber für Prognose-Tools. Einer Simulation des Ökonomen Gerhard Hanappi von der Technischen Universität (TU) Wien zufolge bliebe das Achtelfinale aber überraschungsarm: Polen, Wales, Kroatien, Frankreich, Deutschland, Belgien und England kämen weiter, eng wird es zwischen Italien und Spanien.
Eigentlich beschäftigt sich Gerhard "Hardy" Hanappi, Sohn des legendären österreichischen Fußballers, am Institut für Stochastik und Wirtschaftsmathematik der TU Wien mit Computersimulationen komplexer politischer oder wirtschaftlicher Prozesse. Die dafür verwendeten mathematischen Methoden hat er schon für die Modellierung der Gruppenphase der Fußball-Europameisterschaft verwendet, nun legen Hanappi und sein Team mit den Achtelfinal-Tipps nach, wie es am Freitag seitens der TU heißt.
Bei Österreich verrechnet
Gefüttert wurden die Rechner bereits mit allen Länderspiel-Ergebnissen der EM-Teilnehmer seit 2012. In der Gruppenphase zeigte sich das Auseinanderklaffen von Modell und Realität: So spuckte der Computer Österreich als Gruppensieger und somit als Teilnehmer in der KO-Phase aus. Auch Schweden, Albanien und die Ukraine gingen aus der Simulation fälschlich als Aufsteiger hervor. Dass sich Irland, Nordirland, Ungarn und Italien letztendlich durchsetzten, hatten die TU-Experten nicht auf der Rechnung.
"Nachdem wir unsere Simulationsparameter aus vergangenen Erfolgen ableiten, wurden wir klarerweise dort überrascht, wo die Leistung in den EM-Spielen stark von dem Niveau abwich, das die Mannschaften davor gezeigt hatten", erklärte Hanappi. Dieser Logik folgen nun auch die Prognosen für die Achtelfinali, für die die Modelle überarbeitet und die Ergebnisse der Gruppenphase zusätzlich berücksichtigt wurden.
Spannung bei Italien - Spanien
Am wahrscheinlichsten kommen demnach die Belgier gegen Österreich-Bezwinger Ungarn weiter (56 Prozent Sieg-Wahrscheinlichkeit für Belgien). Ähnlich klar sieht die Simulation die Ausgangslage bei den Partien von Gastgeber Frankreich gegen Irland und England gegen Island (jeweils 54 Prozent pro England und Frankreich). Ein ungleiches Duell im Computer ergab sich auch zwischen Polen (53 Prozent Siegchance) und der Schweiz. Im innerbritischen Duell Wales gegen Nordirland stehen für die letztere Mannschaft die Zeichen auf "EMxit", da Wales' Siegchancen bei 51 Prozent liegen.
Deutschlands Chancen auf einen Sieg gegen die Slowakei liegen demnach bei 48 Prozent, und auch dass sich Kroatien gegen Portugal durchsetzt, ist laut den Berechnungen ähnlich wahrscheinlich. Nicht ganz überraschend auch der Befund, dass es zwischen Italien und Spanien sehr eng werden könnte: Die Chance auf einen Sieg für Spanien liegen nur vier Prozent über der Wahrscheinlichkeit für einen italienischen Triumph. Bei dieser Partie sprang auch ein neu in die Simulation eingebautes kompliziertes Modell für die Vorhersage von Elfmeterschießen an.
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