Die Spanier begannen in Bordeaux gegen Kroatien wie aus der Pistole geschossen und gingen bereits in der 7. Minute durch Morata in Führung. Doch die Kroaten steckten nicht auf und schafften noch vor dem Pausenpfiff dank Kalinic noch den Ausgleich (45.). In der zweiten Hälfte hatten die Spanier zuerst die dickste Chance auf den Sieg, doch Sergio Ramos verschoss einen Elfmeter kläglich. Die Kroaten machten es besser - Perisic traf in der 87. Minute auf einem Konter zum umjubelten Sieg. Die Spanier treffen damit am Montag um 18 Uhr im Achtelfinale auf Italien.

Im zweiten Spiel der Gruppe D überraschte die Türkei mit einem 2:0-Erfolg über Tschechien. Yilmaz (10.) und Tufan (65.) erzielten die Tore. Damit sicherte sich die Türkei mit drei Punkten den dritten Gruppenplatz und kann sich trotz des schlechten Torverhältnisses (-2) noch leise Hoffnungen auf einen Platz unter den besten vier Gruppendritten machen zu können.

Spanien und das Ende einer Serie

Für den Europameister von 2008 und 2012 gingen auch aufgrund eines vergebenen Elfmeters von Sergio Ramos  vor der K.o-Phase zwei imposante Serien zu Ende. Spanien war zuvor 14 EM-Partien ungeschlagen gewesen und hatte dabei in den jüngsten sieben Spielen auch keinen Gegentreffer kassiert. Als "Strafe" wartet nun im Achtelfinale schon der Schlager gegen Italien, die Partie geht am Montag (18.00 Uhr) in St. Denis über die Bühne. Die Kroaten treffen hingegen am Samstag (21.00) in Lens auf einen Dritten der Gruppen B, E oder F (Österreich). 

Spanien-Teamchef Vincent Del Bosque hatte die Medien vor dem Spiel etwas in die Irre geführt. Statt einige frische Kräfte zu bringen, schickte der Startrainer zum dritten Mal hintereinander die selbe Startelf ins Rennen. Die hatte aufgrund eines Traumstarts schnell Grund zum Jubeln. Nach schöner Aktion über David Silva und Cesc Fabregas musste Morata den Ball nur mehr über die Linie drücken (7.). Der Noch-Juventus-Turin-Stürmer übernahm damit gemeinsam mit Wales-Star Gareth Bale die Führung in der EM-Schützenliste, in seinem zwölften Länderspiel war es der sechste Treffer.

Nolito hätte gleich nachlegen können, sein Volley ging aber knapp daneben (9.). Die Kroaten hatten deutlich weniger Spielanteile, hätten aber beinahe von einem groben Schnitzer von David de Gea profitiert. Der Spanien-Goalie verlor leichtfertig den Ball, der Heber von Ivan Rakitic ging aber nur an die Latte und in der Folge Stange, anstatt ins Tor (14.). Auf der anderen Seite wurde ein Nolito-Schuss zur Ecke abgelenkt (28.).

So blieb es spannend und als viele Spieler wohl schon mit den Gedanken in der Halbzeitpause waren, schlugen die Kroaten aus dem Nichts zu. Perisic wurde nicht an der Flanke gehindert und der 28-jährige Fiorentina-Stürmer Kalinic vollendete in bester Goalgetter-Manier volley ins kurze Eck (45.).

Der Treffer schien die ohne Star Luka Modric angetretene Mannschaft von Trainer Ante Cacic so richtig zu beflügeln. Sie zeigte nach dem Seitenwechsel deutlich weniger Respekt und hielt das Geschehen noch offener als zuvor. Ein Seitfallzieher von Marko Pjaca verfehlte nur hauchdünn das Tor (57.). "La Roja" schien mit dem Remis zufrieden zu sein, kam dem Sieg aber trotzdem noch zweimal ziemlich nahe. Beide Male stand Kapitän Ramos im Mittelpunkt, er setzte einen Kopfball daneben (67.) und scheiterte mit einem Foulelfmeter an Danijel Subasic (72.). Es war so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit, war der Elfmeterpfiff von Björn Kuipers doch äußerst umstritten.

In der Schlussphase rächte sich die mangelnde Effizienz des Favoriten noch. Einen Bilderbuchkonter über Kalinic schloss Perisic ins kurze Eck ab (87.). In der letzten Aktion des Spiels rettete Rakitic bei einem Silva-Abschluss noch auf der Linie (95.), hielt den Sieg damit fest. Es war der erste Erfolg Kroatiens gegen Spanien seit einem Testsieg im März 1994 in Valencia (2:0). Die Kroaten revanchierten sich damit spät für die 0:1-Niederlage bei der EM 2012 im letzten Gruppenspiel. Damals hatte Jesus Navas (88.) spät für die Spanier getroffen.

Ausschreitungen auf den Rängen blieben diesmal aus, von angekündigten Hooligan-Aktionen war Gott sei Dank nichts zu sehen.

Nur ein Punkt für Tschechien

Das türkische Nationalteam darf bei der Fußball-EM in Frankreich noch auf das Achtelfinale hoffen. Im letzten Gruppenspiel gegen die zuvor ebenfalls auf einen vollen Erfolg angewiesenen Tschechen setzten sich die Türken am Dienstag in Lens mit 2:0 (1:0) durch. Damit musste die Mannschaft von Trainer Pavel Vrba mit nur einem Punkt vorzeitig die Koffer packen.

Fatih Terim hatte nach den enttäuschenden Vorstellungen reagiert. Der türkische Teamchef baute seine Elf an drei Positionen um, so stand der erst 18-jährige Emre Mor in der Start-Elf. Kapitän Arda Turan blieb im Team. Der Profi des FC Barcelona war beim 0:3 gegen Spanien von den eigenen Fans beschimpft worden. Doch auch die Tschechen mussten nicht nur aufgrund des vorzeitigen EM-Aus ihres Stars Tomas Rosicky umbauen. Sie waren ebenfalls auf drei Zähler angewiesen.

Von Beginn an ließen beide Mannschaften keine Zweifel daran, dass viel auf dem Spiel stand. Die Zweikämpfe verliefen intensiv, viele Härteeinlagen prägten die Partie. Die Türkei erwischte den besseren Start: Nach einem Gegenstoß über Turan und den künftigen Dortmunder Mor verwertete der in China unter Vertrag stehende Yilmaz die Hereingabe eiskalt.

Die auf zwei Tore angewiesenen Tschechen fingen sich nach dem Fehlstart aber schnell. Ein Kopfball von Verteidiger Tomas Sivok an die Stange hätte nach einer Viertelstunde den Ausgleich bedeuten können. Rechtsverteidiger Pavel Kaderabek machte dann viel richtig, bewies im Abschluss jedoch Unentschlossenheit (24.). Der anstelle von Rosicky mit einer größeren Führungsrolle bedachte Jaroslav Plasil zwang den türkischen Schlussmann Volkan Babacan zu einer Parade (38.).

Doch auch die Türkei war gefordert. Um den Sprung ins Achtelfinale doch noch zu schaffen, war ein deutlich höherer Sieg nötig. Immer wieder versuchte die Terim-Elf über ihre schnellen Flügel Mor und Volkan Sen Druck auf die tschechische Abwehr auszuüben. Das Spiel gestalteten aber die Tschechen, die weiter vergeblich anrannten.

Das Geschehen auf dem Spielfeld spielte sich auch nach Seitenwechsel zunächst fast ausschließlich in der Spielhälfte der Türken ab. Diesen gelang aus einer Standardsituation aber das umjubelten zweite Tor. Nach einem Freistoß legte Mehmet Topal aus abseitsverdächtiger Position für Tufan auf, der den Ball ins kurze Eck drosch. Auf den Rängen wurde im türkischen Sektor Pyrotechnik danach gezündet, auf dem Spielfeld landeten Rauchbomben. Dies dürfte ein Nachspiel vor den UEFA-Gremien nach sich ziehen.