In der Gruppe C gab es am letzten Spieltag zwei Favoritensiege. So setzte sich Favorit Deutschland gegen Nordirland dank eines Treffers von Mario Gomez in der 30. Minute mit 1:0 durch und sicherte sich damit auch den Gruppensieg. Der zweite Aufsteiger ins Achtelfinale (dort geht es gegen die Schweiz) heißt Polen, das die Ukraine ebenfalls mit 1:0 bezwang. Den alles entscheidenden Treffer steuerte Jakub Blaszczykowski in der 54. Minute bei.

Der Tabellenendstand in der Gruppe C lautet daher Deutschland (7 Punkte/+3 Tore) vor Polen (7/+2), Nordirland (3) und Ukraine (0). Aus rot-weiß-roter Sicht sind vor allem die drei Punkte der Nordiren von großer Bedeutung. Denn die Briten sind neben Albanien das zweite Team, das als Gruppendritter nur bei drei Punkten hält. Gewinnt Österreich nun am Mittwoch gegen Island, hält die Koller-Truppe bei vier Zählern und wäre als einer der vier besten Gruppen-Dritten fix im Achtelfinale. Das trifft im übrigen bereits auf Ungarn und die Slowakei zu. Beide Teams halten bei vier Zählern und sind fix in dre K.o.-Phase.

Deutscher Kantersieg war möglich

Deutschland vergab im Pariser Parc des Princes (Prinzenpark) dabei Chancen auf einen Kantersieg. Joachim Löw überraschte mit seiner Startelf, die er an zwei Positionen veränderte. Auf der rechten Abwehrseite kam Joshua Kimmich zu seinem zweiten Länderspiel-Einsatz, als Solo-Spitze setzte der deutsche Teamchef auf Gomez. Benedikt Höwedes und Julian Draxler mussten auf die Ersatzbank.

Es war einer der einseitigsten Partien dieser EURO. Die Deutschen belagerten in der ersten Halbzeit den nordirischen Strafraum richtiggehend und kamen auch immer wieder gefährlich zum Abschluss. War nach den ersten zwei Spiele in der Heimat noch die offensive Durchschlagskraft bemängelt worden, gab es daran diesmal nichts zu kritisieren.

Lediglich die Chancenauswertung ließ zu wünschen übrig, allein in der ersten Halbzeit vergaben die Löw-Schützlinge sieben hochkarätige Tormöglichkeiten. Nur Gomez verwertete seine Chance nach Vorlage von Thomas Müller (30.) und sorgte für den ersten Treffer eines deutschen Offensivspielers bei diesem Turnier.

Müller mit viel Pech

Dem Assistgeber selbst blieb das EM-Abschlusspech weiter am Schuh kleben. Müller, der bei seinen zwei Weltmeisterschaften jeweils fünf Tore erzielt hat, ist noch ohne Treffer bei einer EM-Endrunde. Der Bayern-Stürmer scheiterte alleine vor dem Tor an Schlussmann Michael McGovern (8.), verfehlte sein Ziel knapp (23.), traf per Kopf nur die Außenstange (27.) oder nur die Latte (34.). Auch Mesut Özil (11.), Mario Götze und Kimmich mit einer Doppelchance (11.) und Gomez (41.) hätten für eine klarere Pausenführung sorgen können.

Nordirland machte auch nach dem Rückstand keine Anstalten, die Defensivtaktik zu ändern. Eine knappe Niederlage ließ den EM-Neuling weiter hoffen, als einer der vier besten Gruppendritten nach Wales und England als dritte britische Mannschaft aufzusteigen.

So ging das Spiel auch nach der Pause wie auf einer schiefen Ebene weiter. Götze vergab kurz nach Wiederbeginn zweimal innerhalb einer Minute (52.), danach blieben aber die ganz großen Chancen des dreifachen Europameisters aus.

In Gefahr, Punkte abzugeben, geriet Deutschland aber nicht. Manuel Neuer wurde in 90 Minuten nie richtig geprüft und ist nach drei Partien bei dieser EM weiter ohne Gegentor.

Nationalmannschaftskapitän Bastian Schweinsteiger hat durch seine Einwechslung in der 69. Minute für Sami Khedira am Dienstag im Pariser Prinzenpark ein Stück deutsche Fußball-Geschichte geschrieben. Der 31-Jährige kam zum insgesamt 15. Mal in einem EM-Spiel zum Einsatz und löste damit WM-Kapitän Philipp Lahm (14) an der Spitze dieser Wertung ab.

Historischer Erfolg für Polen

Polens Nationalteam ist in Frankreich erstmals in der Geschichte in die K.o.-Phase einer Fußball-EM vorgestoßen. Nach einem 1:0 (0:0) gegen die bereits zuvor gescheiterte Ukraine treffen sie im ersten Achtelfinale dieser Endrunde  nun am Samstag (15.00) in St. Etienne auf die Schweiz.

Zwei Siege und ein Remis gegen Deutschland stehen nach drei Partien für die Mannschaft von Teamchef Adam Nawalka zu Buche. Einziger Wermutstropfen: Starspieler Robert Lewandowski wartet weiter auf sein erstes Turniertor. Die Ukraine reist punkte- und torlos aus Frankreich ab.

Polen schonte gegen den Nachbarn bereits Kräfte, startete dennoch mit Elan und Topchancen ihrer Paradeangreifer in die Partie. Arkadiusz Milik scheiterte nach zwei Minuten am Fuß des ukrainischen Schlussmanns Andrej Pjatow, nur kurz darauf offenbarte dann Lewandowski ungewohnte Abschlussschwäche. Von Milik ideal bedient, traf der Bayern-Torjäger aus zehn Metern nicht ins Tor (3.). Wer einen weiß-roten Sturmlauf auf das Gehäuse der Ukrainer erwartete, irrte jedoch.

Die vom nach der EM scheidenden Trainer Michail Fomenko an fünf Positionen veränderten Osteuropäer ließen sich von den frühen Nadelstichen des Gegners nicht verunsichern. Nach einer Viertelstunde übernahm die Ukraine das Kommando. Ihr Aushängeschild Andrej Jarmolenko reklamierte zunächst wohl zurecht einen Elfmeter, ehe der Offensivmann von Dynamo Kiew in der 17. Minute die Riesenchance auf das ukrainische Premierentor im Rahmen dieser EM vorfand: Alleine vor Polen-Keeper Lukasz Fabianski schoss Jarmolenko doch deutlich am langen Eck vorbei.

Geglückter Schachzug

Polen kam nicht mehr wirklich ins Spiel und musste der Ukraine das Geschehen auf dem Spielfeld überlassen. Trainer Nawalka reagierte zur Pause und brachte den geschonten Blaszczykowski ins Spiel. Ein Schachzug, der sich prompt bezahlt machte. Von Milik ideal eingesetzt, verschaffte sich der zuletzt für Fiorentina spielende Flügelstürmer Raum und visierte erfolgreich das lange Eck an.

Polen verwaltete die Führung danach erfolgreich. Die Ukrainer bemühten sich vergebens, der Ehrentreffer wollte ihnen nicht mehr gelingen. Bei einem Fernschuss von Kapitän Ruslan Rotan (82.) verwehrte Fabianski dem Co-Gastgeber der EM vor vier Jahren den Torjubel.