Portugal ist erstmals seit dem Amtsantritt von Teamchef Fernando Santos im September 2014 in einem Pflichtspiel ohne Torerfolg geblieben. Das Team um Fußball-Superstar Cristiano Ronaldo steht nach dem 0:0 am Samstag in Paris gegen Österreich mit dem Rücken zur Wand. Nach zwei Remis muss am Mittwoch ein Sieg gegen Ungarn her, sonst droht dem Favoriten der EM-Gruppe F die vorzeitige Heimreise.

"Das nächste Spiel ist ein Finale für uns", betonte Santos. Sein Kapitän hätte ihm den Nervenkitzel ersparen können. Ronaldo schoss in seinem 128. Länderspiel - der 31-Jährige avancierte damit zum Rekordinternationalen seines Landes - einen Elfmeter an die Stange. Kommentar wollte der Trainer dazu keinen abgeben.

"Österreich ist eine gute Mannschaft"

Vom enorm defensiven Auftreten des ÖFB-Teams war Santos überrascht. "Ich habe geglaubt, Österreich würde versuchen, das Spiel zu dominieren und mehr anzugreifen. Aber das haben sie nicht getan", sagte der 61-Jährige. "Dass sie nicht so gut nach vorne gespielt haben, ist auch unser Verdienst. Aber ich habe geglaubt, dass sie mehr auf Ballbesitz aus sein würden. Obwohl Österreich eine gute Mannschaft ist, haben sie auf ihre Konter vertraut."

Und auf neues Personal. ÖFB-Goalgetter Marc Janko, 2012 mit dem FC Porto portugiesischer Meister, blieb auf der Bank. Stattdessen spielte Marcel Sabitzer. "Als ich die Aufstellung gesehen habe und Janko nicht draufgestanden ist, war ich schon etwas überrascht", gestand Santos. "Mir war klar, dass sie sehr flexible Angreifer haben. Wir waren aber darauf vorbereitet. Wir waren auf alles vorbereitet."

Nicht dem Unglück ergeben

Die Portugiesen waren auch die klar spielbestimmende Mannschaft. 23:3 Torversuche sprechen Bände. "Im Fußball gibt es keine Gerechtigkeit im Bezug auf die Ergebnisse", meinte Santos. "Wir dürfen uns jetzt aber nicht unserem Unglück ergeben. Es sind harte Zeiten, aber wir müssen das Ruder herumreißen. Die Mannschaft wird daran wachsen."

Schon bei der WM 2014 waren die Portugiesen um einen nicht vollkommen fitten Ronaldo in der Gruppenphase ausgeschieden. Bei Europameisterschaften ist ihnen das noch nie passiert. 2012 hatte Portugal noch das EM-Halbfinale erreicht - und war dort erst im Elfmeterschießen am späteren Europameister Spanien gescheitert.

Ronaldo: "So ist Fußball"

Gegen Österreich war es ausgerechnet Ronaldo, der vom Punkt versagte. "Wir haben gut gespielt und viele Chancen gehabt, haben sie aber nicht verwertet", sagte Ronaldo. "Ich haben einen Elfmeter gehabt und noch andere Chancen, aber so ist Fußball." In seinem Rekordspiel nicht getroffen zu haben, sei frustrierend. "So habe ich mir das nicht vorgestellt. Ich bin ein bisschen traurig, weil wir das Spiel gewinnen wollten."

Ronaldo betonte, dass er sich körperlich gut fühle. Nach dem gewonnenen Champions-League-Finale mit Real Madrid war auch über seine Fitness diskutiert worden. Gegen die Österreicher hatte der Ausnahmekönner wie schon zum Auftakt gegen Island (1:1) sein Visier nicht richtig eingestellt. "Wir müssen weiter daran glauben. Das Schlechte wird nicht bleiben", meinte Ronaldo. "Ich bin mir sicher, dass wir uns spielerisch steigern und ins Achtelfinale kommen. Wenn wir das nächste Spiel gewinnen, sind wir weiter."

Ungarns Mauern einreißen

Es geht gegen Ungarn, den aktuellen Tabellenführer der Gruppe F. Nur mit einem Punkteverlust der Portugiesen in Lyon könnte Österreich durch einen Sieg im Parallelspiel gegen Island (jeweils 18.00 Uhr) zum Abschluss noch auf den zweiten Gruppenplatz vorstoßen. "Ungarn wird mit einem Remis sehr zufrieden sein. Wir müssen diese Mauern aber einreißen", erklärte Santos. "Wir müssen alles auf eine Karte setzen. Es wird unser erstes Finale."