Österreichs Chance auf das Achtelfinale bei der Fußball-EM am Frankreich lebt weiter. Das ÖFB-Team erkämpfte am Samstag in Paris ein glückliches 0:0-Remis gegen Portugal und kann aus eigener Kraft noch Platz drei in der Gruppe F schaffen, in der überhaupt fast alles offen ist. Spitzenreiter ist weiter Ungarn, das 1:1 gegen Island spielte.
Marcel Koller (ÖFB-Teamchef): "Ich hoffe nicht, dass mich das Spiel noch älter gemacht hat. Die Mannschaft hat gefightet, hat alles rausgehauen, zum Glück konnten wir einen Punkt mitnehmen. Almer gehört sehr viel von dem Punkt, aber die Spieler vor ihnen haben auch sehr diszipliniert gespielt, alles umgesetzt. Man hat gesehen, dass Portugal Weltklasse ist, mit viel Bewegung und guter Technik. Wir haben den Ball zu schnell verloren, da hätte ich mir mehr Ruhe gewünscht. Wenn du unter Druck bist, machst du Fehler, aber es war viel besser."
Zum Elfmeter: "Hinteregger hat mir gesagt, Ronaldo hätte zuerst gehalten. Der macht es dann natürlich clever."
Über David Alaba: "Er hat gut gespielt. Es war auch für ihn schwierig, weil wir defensiv gestanden sind. Wenn er mit dem Rücken zum Tor steht, ist es ein bisschen schwieriger für ihn."
Robert Almer (Tormann Österreich): "Wir haben heute hineingehauen, was wir gegen Ungarn haben vermissen lassen. Es war extrem intensiv, wir haben mit allem gekämpft, was wir gehabt haben. Somit kann der Traum weiterleben. Wir haben die Taktik komplett umgestellt, haben versucht, tief zu stehen und keine Räume zuzulassen. In der zweiten Hälfte ist uns nach vorne auch ein bisschen die Luft ausgegangen. Der Punkt ist enorm wichtig."
Der überragende Goalie wurde nach dem Spiel auch von den Portugiesen gelobt: "Es war echt stark, wie er diesen Schuss von Nani mit dem Fuß abgewehrt hat. So hat er sich Selbstvertrauen geholt", meinte etwa Ricardo Carvalho. Und auch das Netz feierte Österreichs Keeper:
Hier gibt's noch weitere Stimmen zum Spiel:
Stefan Ilsanker (Mittelfeldspieler Österreich): "Es war extrem intensiv. Wir haben diesmal unser Glück im Konterspiel gesucht, das ist uns teilweise gut gelungen. Wir wollten ihnen das Kombinationsspiel nehmen. Im letzten Drittel haben sie kaum Aktionen gehabt, das haben wir sehr gut gemacht. Mit unseren Chancen hätten wir aber besser umgehen sollen. Wenn der Gegner einen Elfer hat und nicht reinhaut, ist das natürlich ein glücklicher Sieg. Aber wir haben ihn uns hart erarbeitet. Die Fans haben uns super unterstützt. So viele Verrückte, die uns angefeuert haben."
David Alaba (Mittelfeldspieler Österreich): "Wir sind sehr, sehr froh, dass wir noch im Rennen sind. Jetzt wollen wir uns auf Island konzentrieren und gewinnen. Man hat gesehen, dass wir Punkte mitnehmen wollen." Und zu seiner Auswechslung: "Verletzungsbedingt war es nicht. Ich weiß nicht, warum er mich rausgenommen hat. Glücklich war ich nicht über die Auswechslung."
Leo Windtner (ÖFB-Präsident): "Es war einfach eine tolle Sache, ein Match, das noch lange in Erinnerung bleiben wird. Mit einer unglaublich beherzten Leistung haben wir das Glück an unsere Seite geholt. Wir haben derzeit einige Spieler, die nicht in Überform auflaufen. Aber der gesamte Betreuerstab leistet beste Arbeit, das kommt sicher zurück. Unsere Chancen auf das Achtelfinale stehen 50:50. Wenn wir gegen Island so auflaufen wie heute, dann werden wir unsere Chance nützen."
Nani (Stürmer Portugal): "Es ist schwierig darüber zu sprechen. Wir wollten gewinnen und haben eigentlich alles richtig gemacht, nur der Ball ist nicht hineingegangen. Es muss sich nichts ändern, nur die Bälle müssen reingehen."
Christian Fuchs (Österreich-Kapitän): "Es war mehr oder weniger das Glück des Tüchtigen. Wir haben eine kompakte, geschlossene Mannschaftsleistung gezeigt, haben sehr gut verteidigt. Auch Marko Arnautovic hat richtig gut gearbeitet, Kompliment an ihn. Dann kommt ein bisschen auch das Glück dazu. Portugal ist eine Weltklassemannschaft. Der Elfmeter war das größte Glück, das wir hatten. Aber mit etwas mehr Präzision nach vorne können wir vielleicht auch das Tor machen. Wir haben einen Punkt geholt gegen Portugal, den klaren Gruppenfavoriten. Wir haben es jetzt selbst in der Hand."
Martin Harnik (Österreich-Stürmer): "Es war schon eine kämpferische Leistung, wir haben unglaublich diszipliniert gespielt. Die Portugiesen ganz auszuschalten, war nicht möglich. Wir haben uns den Punkt erkämpft heute. Die Idee (Harnik als Stürmer aufzustellen, Anm.) ist relativ schnell entstanden, schon am zweiten Tag nach dem Ungarn-Spiel. Es hat auch Sinn gemacht. Wir haben Portugal hoch erwartet, da war klar, dass wir mit Schnelligkeit mehr zum Erfolg kommen als mit körperlicher Robustheit, so wie es bei Marc (Janko, Anm.) der Fall gewesen wäre. Ich habe mich gut gefühlt, habe bei zwei Möglichkeiten etwas Pech gehabt. In der ersten Partie gegen Ungarn waren wir unglaublich nervös, unglaublich hektisch - auch ich. Heute haben wir es ganz anders gemacht."
Fernando Santos (Portugal) zu Cristiano Ronaldo: "Ich möchte dazu nichts sagen."
Joao Moutinho (Portugal-Mittelfeldspieler): "Wir waren das bessere Team auf dem Feld, konnten die Überlegenheit aber nicht in Tore ummünzen. Wir wollten gewinnen. Wir hatten in beiden Spielen genügend Chancen, aber haben nicht getroffen. Wir glauben immer noch unsere Möglichkeiten."
Sebastian Prödl (Österreich-Verteidiger): "Wir haben es gut hinbekommen, glaube ich. Beim Elfmeter haben wir Glück gehabt, sonst auch bei ein, zwei Situationen. Aber vom Einsatz war es ein absolut verdienter Punkt. Unser Ziel war es, 90 Minuten kompakt zu stehen und Nadelstiche zu setzen. Wir haben gegen Ungarn viele unnötige Ballverluste gehabt, die zu Kontern geführt haben. Unser Plan ist zu hundert Prozent aufgegangen. Der Punkt bringt uns ins Finale gegen Island. Wir haben die Chance, wir haben es in der eigenen Hand."
David Alaba (Österreich-Mittelfeldspieler): "Es waren sehr weite Wege für uns, speziell im Mittelfeld, da wir tief gestanden sind und viel verschieben mussten. Aber ich denke, wir haben die Taktik, die der Trainer vorgegeben hat, sehr gut umsetzten können. Am Ende haben wir auch Glück gehabt. Wir wollten das Spiel heute auf keinen Fall verlieren. Vielleicht waren wir ein bisschen zufriedener mit dem Punkt als die Portugiesen, weil wir noch im Rennen sind. Jetzt haben wir das Finale gegen Island. Ich denke, es war ein gutes Spiel von beiden Seiten. Am Ende sehen wir vielleicht glücklicher aus mit dem Elfmeter. Es ist kein Geheimnis, wir wollen weiterkommen. Das ist unser großes Ziel und dafür werden wir alles tun."
So ist die Lage in der Gruppe F
Die Ausgangslage für die Qualifikation zum Achtelfinale bei der Fußball-EM nach dem zweiten Spieltag in der Gruppe F:
Ungarn: Mit vier Punkten genügt den Ungarn im letzten Spiel gegen Portugal ein Remis zum Einzug in die nächste Runde. Auch mit einer Niederlage könnten die Magyaren weiterkommen.
Portugal: Portugal muss gegen Ungarn gewinnen, um sicher ins Achtelfinale zu kommen. Ein Remis könnte zu wenig sein, um als Gruppendritter in die nächste Runde einzuziehen.
Island: Auch für Island (zwei Punkte) könnte ein Remis im letzten Spiel gegen Österreich zu wenig sein. Mit einem Sieg wäre der EM-Neuling sicher eine Runde weiter.
ÖSTERREICH: Kann nach dem ersten Punktgewinn mit einem Sieg gegen Island und falls Portugal gegen Ungarn nicht gewinnt, sogar noch Zweiter werden und hätte auch als Dritter mit vier Punkten gute Chancen. Ein Remis wäre aber zu wenig.