Mit einem 1:1 (0:1) gegen Endrunden-Neuling Island hat sich Ungarn am Samstag eine gute Ausgangsposition im Kampf um das Achtelfinale bei der Fußball-EM in Frankreich erarbeitet. Ein spätes Eigentor von Birkir Saevarsson (88.) brachte den Magyaren den vierten Punkt in der Österreich-Gruppe F und damit vor dem Abendspiel zwischen Portugal und der ÖFB-Auswahl Platz eins vor Island (2).
Dank eines Elfertors von Gylfi Sigurdsson kurz vor der Pause (40.) und den Tugenden vom Auftakt-1:1 gegen Portugal war Island in einer schwachen Partie in Marseille lange auf dem Weg zum ersten Sieg bei einer Endrunde. Schließlich wurde der Druck der vor dem gegnerischen Tor meist harmlosen Ungarn aber doch noch belohnt. Island muss weiter auf den ersten Sieg gegen Ungarn seit 11. Juni 1995 warten.
Während Island mit der identischen Aufstellung vom Portugal-Spiel auftauchte, stellte Ungarn-Coach Bernd Storck im Vergleich zum 2:0 über Österreich auf drei Positionen um - bzw. musste das tun. In der defensiven Viererkette kam Roland Juhasz statt des verletzten Attila Fiola, in der Offensive starteten Zoltan Stieber und Tamas Priskin anstelle von Krisztian Nemeth und Adam Szalai.
Im Duell zweier defensiv orientierter Teams waren es die Ungarn, die versuchten, das Spiel zu machen. Über viel Ballbesitz, einige gefällige Ballstafetten und geblockte Schussversuche kamen die Magyaren aber nicht hinaus. Während sie vor der Pause keinen einzigen Torschuss verzeichneten, waren es die Isländer, die drei Möglichkeiten vorfanden. In der 10. Minute ging ein Kopfball von Jon Dadi Bödvarsson knapp über das Tor, nach einer halben Stunde zeichnete sich Ungarn-Goalie Gabor Kiraly nach einem Abwehrpatzer Tamas Kadars mit einer Fußabwehr gegen Johann Berg Gudmundsson aus.
Dieses Chancenplus der Isländer lieferte kurz vor der Pause immerhin eine kleine Rechtfertigung für die Führung, die freilich auch unter tatkräftiger Hilfe Kiralys zustandekam. Der älteste EM-Teilnehmer aller Zeiten brachte einen harmlosen Eckball nicht unter Kontrolle, der zu Rettung eilende Kadar stoppte Aron Gunnarsson im Strafraum regelwidrig - und Gylfi Sigurdsson schoss vom Elferpunkt locker ein.
Am Bild stark verteidigender Isländer mit Hang zum blitzschnellen Konter und drückender Ungarn änderte sich auch nach dem Seitenwechsel nichts. Vorerst waren es aber neuerlich die Nordmänner, die durch Bödvarsson (57., Fallrückzieher drüber) und Kolbeinn Sigthorsson (60., Kopfball knapp daneben) die besseren Chancen hatten.
Ungarns Angriffsversuche fruchteten auch nach der Einwechslung neuer Offensivkräfte in der 67. Minute (Daniel Böde und Nemanja Nikolic kamen für Stieber und Priskin) nicht. Zwei Freistöße von Balazs Dzsudzsak (66., 75.) und ein ungefährlicher Böde-Weitschuss (71./Halldorsson parierte) blieben vorerst das einzig Zählbare. Erst kurz vor dem Ende brachte ein Stanglpass von Nikolic die Erlösung: Der zur Rettung heranschlitternde Saevarsson bugsierte den Ball ins eigene Tor.