Was der kroatischen Künstler-Kolonie als erstes zu ihrem nächsten Gegner Tschechien einfällt, war klar. "Ihr bester Spieler ist Tomas Rosicky", sagte Marcelo Brozovic von Inter Mailand mit einer gewissen Ehrfurcht in seiner Stimme. Tschechiens bereits 35 Jahre alter Regisseur steht für genau das, was die Kroaten bei dieser Fußball-EM selbst im Überfluss haben: Technik, Kreativität und die unschätzbare Erfahrung, für einen großen Verein zu spielen. Vor allem zwischen den Spielmachern beider Teams gibt es vor diesem heutigen wichtigen Duell in Saint-Etienne (18.00 Uhr) einige Parallelen.
Kroatiens Ivan Rakitic räumt seit zwei Jahren alle bedeutenden Vereinstitel mit dem FC Barcelona ab. Rosicky spielt sogar schon seit zehn Jahren für den FC Arsenal. Beide nutzten die Bundesliga als Sprungbrett für eine große Karriere, beide haben aber auch nicht nur uneingeschränkt positive Erinnerungen an ihre Zeit in Deutschland. Der kleine, filigrane Rosicky floh vor zehn Jahren vor den damaligen wirtschaftlichen Problemen bei Borussia Dortmund nach England. "Was in Dortmund in den Jahren des Fast-Crashs passierte, hat mich irgendwie blockiert", sagte er den "Ruhr-Nachrichten" später einmal.
Rakitic hat geniale Mitspieler
Rakitic wurde beim großen Rivalen Schalke 04 sogar als zu langsam und wenig robust eingestuft. 2011 verscherbelte man ihn für nur etwas mehr als eine Million Euro an den FC Sevilla. "Nach Schalke kann mich nichts mehr schocken", hat er schon mehrfach gesagt. Rakitic und seine Kroaten können sich dagegen schon mit einem Sieg in Saint-Etienne vorzeitig für die K.o.-Runde dieser Europameisterschaft qualifizieren. Und im Gegensatz zu Rosicky muss er sich auch nicht allein um die Spielkultur seiner Mannschaft kümmern. Luka Modric von Real Madrid, Ivan Perisic von Inter Mailand oder der eingangs erwähnte Brozovic: Das sind seine Nebenleute.