Slaven Bilic sollte recht behalten. Vor der Auftaktpartie der EM zwischen Frankreich und Rumänien schrieb der Trainer von West Ham United seinem Schützling Dimitri Payet: „Genieß es, du musst nichts beweisen. Du bist der Beste.“ Große Worte. Immerhin stehen neben Payet auch Paul Pogba, Olivier Giroud oder Antoine Griezmann in der Startaufstellung der französischen Equipe. Von denen spricht nach dem 2:1-Auftakterfolg aber niemand. Payet war der Taktgeber der französischen Angriffe. Legte den Führungstreffer von Giroud mustergültig auf. Und sorgte mit einem Hammer ins Kreuzeck für den späten Siegtreffer der Franzosen. Und auch beim 2:0 gegen Albanien traf Payet (95.) erst spät - es war sein fünftes Teamtor - , das 1:0 erzielte Antoine Griezmann fünf Minuten zuvor.

Dimitri Payet
Dimitri Payet © APA/AFP/ANNE-CHRISTINE POUJOULAT

Stolze Heimat

9000 Kilometer südlich von Frankreich, in Saint-Pierre de la Reunion, ist Payet geboren. Dort kannte der Stolz bereits nach dem Auftaktsieg gegen Rumänien keine Grenzen. „Payet president“ war auf Titelseiten zu lesen. Und: „Der Nationalheld“. Mit zwölf Jahren hatte er Reunion verlassen, um beim AC Le Havre die Ausbildung zu genießen. Im Jahr 2004 hat er in Reunion seine erste Saison im Erwachsenenfußball absolviert. Erfolgreich. Nach elf Jahren in Frankreich konnte Payet erst im Vorjahr den Rufen von der Insel nicht widerstehen.

Real Madrid hat Interesse

Und hat sich in London zu einem unverzichtbaren Bestandteil der französischen Nationalmannschaft entwickelt. Spät, aber doch. Mit starken Leistungen bei Großereignissen nehmen in der Regel auch die unmoralischen Angebote von den richtig Großen des europäischen Klubfußballs zu. Und bereits nach zwei Spielen wird er als "Mann der EM" bezeichnet. Kein Wunder, dass Real Madrid, Manchester City und Valencia bereits ein Auge auf den 29-jährigen Franzosen geworfen haben sollen. Darüber wird sich West-Ham-Trainer Bilic dann nach der Europameisterschaft genauer Gedanken machen. Sein Wert dürfte jedoch derzeit von Spiel zu Spiel steigen.