Fußball-Weltmeister Deutschland hat bei der EM in Frankreich einen Start nach Maß hingelegt. Die Auswahl von Teamchef Joachim Löw feierte am Sonntagabend in Lille einen programmgemäßen 2:0-(1:0)-Erfolg gegen die Ukraine. Die DFB-Truppe führt damit die Gruppe C nach der ersten Runde punktgleich vor Polen an, das zuvor EM-Debütant Nordirland mit 1:0 besiegt hatte.

Löw konnte dank Treffern von Mats-Hummels-Ersatzmann Shkodran Mustafi (19.) und "Joker" Bastian Schweinsteiger (92.) seine tolle Serie bei EM- und WM-Auftaktspielen fortsetzen: Seit der EM 2008 konnten unter der Leitung des Ex-Trainers des FC Tirol und der Wiener Austria alle fünf Partien gewonnen werden und das mit einem Torverhältnis von gesamt 13:0. In der Folge gelang jeweils zumindest der Einzug ins Halbfinale.

Bis dahin ist es aber für den dreifachen Europameister noch ein weiter Weg, das hat auch das Auftaktspiel gezeigt. Die Ukrainer stellten die Deutschen vor allem in der ersten Hälfte vor ernsthafte Probleme, blieben aber im Abschluss glücklos. Da Schweinsteiger zu Beginn nur auf der Bank saß, führte Goalie Manuel Neuer seine Truppe zum neunten Mal als Kapitän auf das Feld. Der Bayern-Schlussmann war mit einer starken Vorstellung einer der Erfolgsgaranten der Deutschen.

"Dass man gemütlich durch die Vorrunde kommt, ist bei einem Turnier nie der Fall", hatte Löw im Vorfeld der Partie gesagt. Und tatsächlich stellten sich die Ukrainer als starker Gegner heraus. Neuer musste schon in der vierten Minute bei einer Konopljanka-Direktabnahme sein Können zeigen.

Die Deutschen hatten zwar deutlich mehr Ballbesitz, benötigten allerdings eine Standardsituation, um in Führung zu gehen. Nach idealer Kroos-Freistoßflanke löste sich Mustafi ideal und köpfelte zum 1:0 ein. Der 24-Jährige rechtfertigte seinen Einsatz von Beginn an. Löw hatte ihm anstelle des angeschlagenen Hummels das Vertrauen geschenkt.

In der Defensive hatten der Valencia-Abwehrspieler und seine Kollegen in der erstmals in dieser Zusammensetzung agierenden Viererkette mehr Mühe als erhofft. Die Ukrainer ließen sich vom Rückstand nicht beeindrucken, trauten sich viel zu und waren auch mehrmals brandgefährlich. Bei einem Chatscheridi-Kopfball rettete Neuer neuerlich mit einer Glanzparade (27.), ein Schewtschuk-Schuss ging daneben (31.).

Flotte erste Hälfte

Die Szene der ersten Hälfte folgte dann in der 37. Minute. Nach einer schönen Aktion über Andrij Jarmolenko und Jewgeni Konopljanka konnte Jerome Boateng artistisch auf der Linie retten, nachdem er beinahe selbst ein Eigentor fabriziert hätte. Die Deutschen waren zuvor nur einmal dem 2:0 nahe gekommen, da hatte Andrej Pjatow bei einem Khedira-Abschluss gut reagiert (29.).

Nach einer äußerst flotten ersten Hälfte wurde den Fans im Stade Pierre Mauroy auch in der Folge vieles geboten, aber doch mit einem kleinen Unterschied. Die Gefährlichkeit der Ukrainer ließ doch deutlich nach, die Deutschen dominierten das Geschehen und hätten mehrmals den Sack zumachen können. Schüsse von Julian Draxler (48.), TOni Kroos (52.), Sami Khedira (61.) und Andre Schürrle (82.) fanden aber nicht den Weg ins Ziel. Zudem scheiterte Mesut Özil am starken Pjatow (87.). Das 2:0 fiel aber doch noch. Nach Özil-Idealflanke war es ausgerechnet der kurz zuvor eingewechselte Schweinsteiger, der vollendete (92.).

Der Außenseiter Ukraine, der erst im Play-off gegen Slowenien das EM-Ticket gelöst hatte, wirkte vom vor der Pause betriebenen hohen Aufwand etwas müde, und hatte zwischenzeitlich nur zwei Ausgleichschancen. Bei einem Rakizki-Freistoß war einmal mehr der herausragende Neuer auf dem Posten (57.), zudem wäre eine Kopfball-Rückgabe von Mustafi nach einem Missverständnis mit Neuer beinahe im eigenen Tor gelandet (88.). Es blieb aber beim 20. Sieg für Löw bei einer EM und WM. Deutschland ist auch nach dem sechsten Duell mit der Ukraine ungeschlagen.

Die Ukraine kann trotz der Auftaktniederlage bei ersten EM, für die man sich sportlich qualifizieren konnte, durchaus positiv nach vorne blicken. Am Donnerstag (18.00 Uhr) geht die Mannschaft von Coach Michail Fomenko als Favorit in Lyon ins Verlierer-Duell mit den Nordiren. Drei Stunden später matchen sich Deutschland und Polen im Stade de France in Saint-Denis.