Zum Auftakt wartet auf Eden Hazard, Kevin de Bruyne und Co. am Montag (21.00 Uhr) in Lyon mit Italien der vermeintlich stärkste Kontrahent in der Gruppenphase. Die Italiener starten ihrerseits mit Problemen ins Turnier. Die Offensive bereitet im Land des vierfachen Weltmeisters Sorgen.

Italiens Teamchef Antonio Conte suchte in der Vorbereitung vergeblich nach dem richtigen Mix im Angriff. Dass die Testspielsiege gegen Schottland und Finnland ohne Gegentor gelangen, rückte in den Hintergrund. Von der schwächsten "Squadra" seit Jahren war die Rede. Gegen die Belgier könnte es Conte nun mit einer nicht nur für italienische Verhältnisse extrem offensiven Aufstellung probieren, wie die italienische Presse mutmaßte.

"Sicherlich werden wir sie angreifen, weil sie in der Abwehr nicht sehr kompakt stehen", hatte Stürmer Lorenzo Insigne bereits zuvor angekündigt. Der mit 1,63 Meter kleinste EM-Spieler von SSC Napoli spielte dabei auf die durch den Ausfall von Vincent Kompany geschwächte belgische Abwehr an. Anders als Insigne blieb Conte zurückhaltender. "Wir treffen auf einen der Favoriten", sagte der nach der EURO zu Chelsea wechselnde 46-Jährige.

Belgien hat sich erstmals seit 1984 sportlich für die EM qualifiziert, 2000 war man als Gastgeber nach der Gruppenphase ausgeschieden. So ein Szenario scheint für Belgiens "goldene Generation" dieses Mal ausgeschlossen. Schon bei der WM in Brasilien galt das junge Team als Geheimtipp, ehe im Viertelfinale gegen Argentinien (0:1) Endstation war. Zwei Jahre später sind die Belgier weiter gereift.

Trainer Marc Wilmots, der 2000 als Spieler dabei war, kann auf eine ganze Riege begabter Kicker zurückgreifen. Der Stamm der Elf spielt bei den Spitzenclubs der englischen Premier League. Im Angriff hat Wilmots die Qual der Wahl. Im Sturmzentrum wird Romelu Lukaku (Everton) beginnen, gesetzt scheinen auch Kevin de Bruyne (ManCity) und Eden Hazard (Chelsea). Mehr als zwei Tore per Spiel hat Belgien im Schnitt in den vergangenen zehn Länderspielen erzielt.

Doch der Respekt vor Italien - immerhin 2012 noch im EM-Finale gegen Spanien - ist groß. Wilmots gab zu: "Mir wäre es lieber gewesen, erst im dritten Gruppenspiel auf Italien zu treffen." Der 47-Jährige warnte seine Schützlinge davor, blind nach vorne zu stürmen. Auch für Egoismus sei kein Platz. "Es ist die Mannschaft, die zählt", betonte Wilmots, der De Bruyne zuletzt ein wenig aufbauen musste. Der Spielmacher und potenzielle EM-Star hatte in den jüngsten Tests unter den Erwartungen gespielt.

An Motivation soll es den Belgiern nicht mangeln. Insignes Aussagen waren für Wilmots ein gefundenes Fressen. "Dass Belgien über die Verteidigung zu packen ist? Den Artikel lasse ich ausdrucken und in der Kabine aufhängen", sagte der in seiner Zeit bei Schalke 04 liebevoll "Kampfschwein" genannte Ex-Internationale.