Im niederländischen Fußball wird in der kommenden Saison der Video-Schiedsrichter getestet. In 25 Cup-Partien soll die neue Technik eingesetzt werden, wie der beim niederländischen Verband zuständige Direktor Gijs de Jong am Freitag erklärte. Am Donnerstagabend hatten die Regelhüter vom International Football Association Board (IFAB) Grünes Licht für den offiziellen Testversuch gegeben.

Gleichzeitig gab die IFAB eine "starke Empfehlung" für die Vollversammlung des Gremiums vom 4. bis 6. März in Cardiff ab. In den Niederlanden gab es bereits in der Vergangenheit einige Tests mit dem Videoschiedsrichter, nun werden diese Versuche offiziell durchgeführt. Jedes infrage kommende Pokalspiel muss von mindestens sechs Kameras aufgenommen und live im Fernsehen ausgestrahlt werden. Der Schiedsrichter darf den Videobeweis bei Tor- und Elfmeterfragen sowie bei Platzverweisen in Anspruch nehmen.

Untersuchungen

"Wir wollen alles untersuchen", sagte Lukas Brud vom International Football Association Board (IFAB) am Freitag in London. "Ob es besser ist, das Spiel zu unterbrechen, oder nicht. Ob besser ein Schiedsrichter in einem Van außerhalb des Stadions sitzt oder der Schiedsrichter sich am Spielfeldrand die Bilder anschaut."

"Es kann sein, dass das ganze Prinzip nicht funktioniert, dann werden wir den Riegel vorschieben", betonte Brud. Eine unabhängige Studie solle die Statistiken dazu liefern. Es sollten nur spielentscheidende Szenen überprüft werden, etwa ein Handspiel vor einem Torschuss. Versuche in den Niederlanden hätten gezeigt, dass es um zwei bis drei Szenen pro Spiel gehe und der Spielfluss meist ohnehin unterbrochen sei.

Bereits drei Verbände für Tests gemeldet

Drei Verbände hätten sich bereits offiziell für Tests gemeldet, sagte Brud - die US-Profiliga Major League Soccer, der brasilianische Fußballverband und der niederländische Verband KNVB, der die Technologie bereits seit längerem teste. Die englische FA wolle Videobeweise in ihrem Cupbewerb ausprobieren. Losgehen solle es schon kommende Saison, wenn die Rahmenbedingungen geklärt seien.

Bundesliga sieht Video-Beweis positiv

Die heimische Bundesliga steht dem Videobeweis durchwegs positiv gegenüber. "Der Entschluss für den Videobeweis der IFAB wäre ein großer Entwicklungsschritt im Fußball und eine große Veränderung der Spielregeln. Die bereits absolvierte Testphase in Holland hat gezeigt, dass der Videobeweis dabei helfen kann, strittige Situationen eindeutig festzulegen", meinte Liga-Vorstand Christian Ebenbauer.

In erster Linie gelte es nun aber, die Entscheidung der IFAB abzuwarten. "In der Zwischenzeit gilt es sich mit den Clubs und insbesondere dem ÖFB bzw. dessen Schiedsrichtern abzustimmen und sämtliche Voraussetzungen, wie beispielsweise Kosten oder Bestimmungsänderungen im Falle der Einführung des Videobeweises, zu evaluieren", betonte Ebenbauer.

Deutschland entscheidet im März

Der Deutsche Fußball-Bund will mit einer Äußerung auf die Entscheidung im März warten. Die grundsätzliche Haltung ist aber klar: Die Deutschen unterstützen die Einführung des Videobeweises. Im November hatte sich etwa Herbert Fandel, der Vorsitzende der DFB-Schiedsrichter-Kommission, für die Einführung ausgesprochen: "Wir in der Schiedsrichter-Führung sind uns auch einig, dass wir den Weg mitgehen wollen."

Forderungen nach einem Videobeweis im Fußball, wie er etwa im Rugby angewandt wird, gibt es schon lange. Ausschlaggebend sei nun unter anderem die Entwicklung der Technologie gewesen, sagte IFAB-Sekretär Brud. Jeder hätte mittlerweile sofort Zugriff auf Bildmaterial von Spielen. "Wir wollen sicherstellen, ob es für den Schiedsrichter - den armen Kerl, der keinen Zugriff hat, aber die Entscheidungen treffen muss - eine Hilfe wäre."