Für die Medien ist es ein "Jahrhundertspiel", und so fehlte es vor dem Duell zwischen Albanien und Serbien auch nicht an markigen Sprüchen. Vor der Qualifikations-Partie zur Fußball-EM 2016 morgen (20.45 Uhr) in Elbasan ist die Atmosphäre auf beiden Seiten aufgeladen. Während Serbien in der Gruppe I aussichtslos auf dem letzten Platz liegt, kämpft Albanien um die erstmalige EM-Teilnahme.
Das Hinspiel endete vor fast genau einem Jahr in Belgrad mit einem Skandal. Eine über dem Stadion schwebende Drohne mit einer nationalistischen albanischen Flagge von Groß-Albanien ließ die Heim-Fans ausrasten. Sie stürmten auf den Rasen, bewarfen die Gäste mit Feuerzeugen und Flaschen und griffen Spieler tätlich an. Das Match wurde abgebrochen. Mitte Juli sprach der Internationale Sportgerichtshof Albanien einen 3:0-Sieg zu.
Der Zwischenfall hatte das Klima zwischen den beiden Balkan-Nationen insgesamt schwer belastet. Ausgerechnet einen Tag vor dem neuerlichen Aufeinandertreffen wurde in Tirana nun jener Mann verhaftet, der für den Drohnen-Flug verantwortlich sein soll. Beim vermeintlichen Täter wurden zwei Pistolen und auch 36 Eintrittskarten für das bevorstehende Qualifikationsspiel in Elbasan sichergestellt.
Nun wurde der Bus der serbischen Nationalmannschaft, die vom Flughafen von Tirana ins Hotel unterwegs war, wurde am Mittwochabend laut serbischen Medienberichten mit Steinen beworfen. Verletzte habe es nicht gegeben, ein Fenster sei aber zu Bruch gegangen, erklärte Serbiens Fußball-Verbands-Vizepräsident Savo Milosevic gegenüber der staatlichen Presseagentur Tanjug.
Angespannte Lage
In der zentralalbanischen Stadt rund 50 Kilometer südlich der Hauptstadt herrscht ohnedies eine angespannte Lage vor. Zwar sind Auswärtsfans erneut nicht zugelassen, trotzdem sind rund 1.500 Polizeibeamte in und um das Stadion im Einsatz. Die 12.500 Zuschauer müssen beim Eintritt ins Stadion ihren Personalausweis vorzeigen und werden mit Metalldetektoren abgetastet.
Selbst Münzen - potenzielle Wurfgegenstände - werden ihnen abgenommen. Personen, die rund um das Stadion wohnen, wurden angehalten, Nicht-Familienmitgliedern keinen Zugang zu den Häusern zu verschaffen. Es scheint, als könnte der kleinste Zwischenfall erneut für Tumulte sorgen. Albaniens Spieler sowie der Fußballverband riefen die Anhänger wiederholt dazu auf, den Gegner nicht zu provozieren.
"Jeder Zwischenfall würde dem albanischen Team, seinem Ansehen und seinen Zielen schaden", ist auf jedem Matchticket zu lesen. Symbolisch wurden auch 70 serbische Studenten eingeladen, die im Rahmen eines europäischen Projekts in Albanien sind. Die am Tabellenende liegenden Serben - ein Konkurrent Österreichs in der kommenden WM-Qualifikation - sinnen indes auf Revanche für die Vorfälle im vergangenen Herbst.
"Wir wollen ihre Pläne durchkreuzen und sie schlagen, damit sie sich nicht qualifizieren", kündigte Torhüter Vladimir Stojkovic im Vorfeld der Partie an. Fiorentina-Legionär Nenad Tomovic erwartete in Elbasan "neue Provokationen durch die heimischen Spieler". Die Rivalität zwischen den beiden Teams sowie den beiden Staaten sei riesig.
Die vom Italiener Giovanni de Biasi gecoachten Albaner könnten selbst bei einer Niederlage noch auf die EM hoffen. Lässt Dänemark in Portugal Zähler haben die Albaner noch alles in den eigenen Händen. Am Sonntag geht es in Eriwan zum Abschluss gegen Armenien, die Dänen haben ihre Qualifikations-Kampagne da schon beendet.