Salzburg ist nach dem Spiel gegen Sturm in die Winterpause gegangen - nicht als Tabellenführer. Die Diskussionen, ob "il Maestro" Giovanni Trapattoni über den Sommer hinaus bleiben wird, machen keine Pause. Im Interview lässt Trapattoni einen Blick in sein Inneres zu - und erzählt, wie der erfolgreichste Trainer der Welt Weihnachten verbringt. Herr Trapattoni, passt Ihnen die Winterpause ins Konzept? Schließlich ging es zuletzt mit Salzburg bergauf.
GIOVANNI TRAPATTONI: Natürlich sind wir froh über drei Wochen Urlaub. Ich hoffe, dass die Spieler erholt und gesund ins Training einsteigen und wir ein starkes Frühjahr spielen. Die nächsten Monate sind sehr wichtig für uns alle. Es wird sich zeigen, ob die Mannschaft mir, ihrem Coach, folgt. Wenn ich das nicht mehr verlangen kann, ist es vielleicht wirklich besser, einem neuen Trainer Platz zu machen.
Sie sprechen von Rücktritt?
TRAPATTONI: Nein, nein, ich werde noch nicht abtreten. Ich bin nach Salzburg gekommen, um Meister zu werden und die Mannschaft in die Champions League zu führen. Zweiteres müssen wir erst erreichen, die Titelverteidigung ist dabei die Voraussetzung. Es wäre für mich das Schönste, mit einem österreichischen Klub die Liga der Besten zu erreichen. Heuer ist es uns wegen drei Minuten nicht gelungen.
Vor Kurzem hatten nicht wenige Fans mit "Trap muss weg"-Rufen ihren Rücktritt gefordert. Tut Ihnen das nicht weh?
TRAPATTONI: Kritik ist ein Teil des Spiels, damit muss man als Trainer leben. Die Fans und Journalisten sind, ehrlich gesagt, nicht immer in der Lage, zu verstehen, warum es nicht so gut läuft. Sie wissen nicht, was sich in der Kabine abspielt. Es können auf jeden Fall alle davon ausgehen, dass ich alles versuche, um der Mannschaft zu helfen. Nichts im Spiel wird dem Zufall überlassen. Aber wenn sich zu viele Spieler verletzen, so wie das bei uns im Herbst der Fall war, ist man machtlos. Natürlich muss ich als Trainer jeden Fehler auf meine Kappe nehmen. Ich kann aber auch dann noch gut schlafen, wenn die Fans meinen Rücktritt verlangen.
Sie sind der an Titeln erfolgreichste Trainer der Welt. Haben es Ihre Freunde in Italien verstanden, dass Sie nach der Champions-League-Pleite in Salzburg geblieben sind? Warum genießen Sie nicht einfach das Leben und ruhen sich auf Ihren Lorbeeren aus?
TRAPATTONI (lacht): Das fragt mich meine Frau auch immer. Sie sagt, dass ich sowieso einmal auf der Trainerbank sterben werde. Solange ich motiviert bin, den Spielern zu helfen, mache ich weiter.
Haben Sie nun eigentlich Dietrich Mateschitz nach dem UEFA-Cup-Debakel in Athen Ihren Rücktritt angeboten oder nicht?
TRAPATTONI: Was denken Sie?
Wir denken, dass Sie die Nase voll hatten. Stimmt's?
TRAPATTONI: Wissen Sie, im Leben ist es manchmal besser, einen Schritt zurückzugehen, um wieder vorwärts zu kommen. Ich bin froh, dass ich noch da bin.