"Da spielen Scheintote und wandelnde Leichen, die weder laufen, passen, flanken oder den Raum aufteilen, sondern nur seelenlos über das Spielfeld geistern." Der österreichische Schriftsteller und bekennende Rapid-Anhänger Franzobel lässt in einem Beitrag in der deutschen Wochenzeitung "Die Zeit" kein gutes Haar an der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft. Was das ÖFB-Team derzeit biete, nämlich alles andere als schönen Fußball, wäre einer Kulturnation unwürdig.

Europhobie. Die Auftritte des Nationalteams seien "eine besonders perfide Form der Zuschauerfolter, eine Fußball gewordene, peinlich schlechte Musikantenstadl-Parodie", so der Autor. "Wenn man dieses Gegurke mit den Leistungen des haitianischen Skiteams vergleicht, tut man den Insulanern unrecht. Selbst ein Basketballteam der Pygmäen könnte vergleichsweise nicht schlechter sein", urteilte Franzobel pointiert über die Mannschaft von Josef Hickersberger. Die anstehende Europameisterschaft würde nach den zuletzt gezeigten Leistungen eine "Europhobie" auslösen.

Guter Gastgeber. Der in Innsbruck gegründeten Initiative mit dem Ziel, eine "österreichfreie EURO 08" zu haben, werde er sich trotzdem nicht anschließen. "Bei der Euro werden wir uns als guter Gastgeber präsentieren. Alle werden sich wünschen, gegen uns spielen zu dürfen. Das ist die Wahrheit, und deshalb werde ich die Petition für den freiwilligen Verzicht auf eine Teilnahme an der EM nicht unterschreiben." Favorit auf den Titel wäre Österreich nur in dem für kommenden Mai geplanten Turnier der Literaten, das Teil des Kulturprogramms der EURO 2008 ist. Die von Willi Kaipel betreute Mannschaft, in der unter anderem Martin Amanshauser, Georg Bydlinski, Egyd Gstättner, Martin Prinz und Gerhard Ruiss spielen, deklassierte zuletzt die Slowakei 18:0.