In der am Montag erscheinenden 265-seitigen Abhandlung mit dem Werktitel "Der feine Unterschied" geht der selbst auf Kritik eher empfindlich reagierende Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft und des FC Bayern mit einigen seiner ehemaligen Fußball-Lehrer ziemlich hart ins Gericht. Zu den auserwählten Opfern seiner schriftlichen Amtshandlung zählt etwa der Schöpfer des deutschen "Sommermärchens" bei der WM 2006, Jürgen Klinsmann, aber auch die Trainer-Oldies Felix Magath und Louis van Gaal. Kaum jemand kommt ungeschoren davon. So sei die Nationalmannschaft, die bei der Europameisterschaft 2008 erst im Finale Spanien unterlag, ein "zerstrittener Haufen" gewesen. Nur das Ziel, "ein Erfolg gegen Österreich", habe das Team noch zusammengehalten. Bundestrainer Jogi Löw habe dies aber erkannt und Konsequenzen gezogen.

Einige Löw-Kollegen werden aber regelrecht vorgeführt. Klinsmann war 2008 als Reformator zum deutschen Rekordmeister gestoßen und nach nur zehn Monaten wieder verjagt worden. Als Vereinstrainer, so Lahm, seien die Defizite Klinsmanns, klar zutage getreten. "Wir trainierten fast nur Fitness, taktische Belange kamen zu kurz. Wir Spieler mussten uns selbstständig zusammentun, um vor dem Spiel zu besprechen, wie wir überhaupt spielen sollten." Auch mit Van Gaal hatte Lahm offenbar keine besondere Freude. "Die Zeit der Trainer, die ihren Spielern nur Befehle erteilen, ist vorbei." Der Holländer halte viel von Disziplin "und er hält viel von sich selbst". Er habe sich geweigert, die Mängel seiner Philosophie zur Kenntnis zu nehmen. Magath wiederum würde nur mit Druck arbeiten. Irgendwann komme der Zeitpunkt, an dem die Spieler nicht mehr auf der Seite des Trainers stehen.

Scharfe Kritik an Lahm

Die nun via "Bild" vorab öffentlich gewordenen Passagen fordern Widerspruch geradezu heraus und dieser stellte sich auch prompt ein, womit der Wirbel vorprogrammiert scheint. Ex-Teamchef Rudi Völler bescheinigte Lahm "null Charakter" und rechnet mit Konsequenzen. "Das ist eine Frechheit." Ex-Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld hätte sich von Lahm mehr Zurückhaltung erwartet. Seitens des DFB wird mitgeteilt, dass sich die Entscheidungsträger erst einmal einen Überblick über das Gesamtwerk verschaffen wollen.